Sehr ungewöhnlich für einen frühen Sonntag wurden in der Wilhelmstraße handwerkliche Stände aufgebaut, eine Blumenbinderei, eine Schmiede und Wasserleitungen und auch eine...
HOCHHEIM. Sehr ungewöhnlich für einen frühen Sonntag wurden in der Wilhelmstraße handwerkliche Stände aufgebaut, eine Blumenbinderei, eine Schmiede und Wasserleitungen und auch eine Zimmerei. Den ankommenden Gottesdienstbesuchern war klar, dass hier der Handwerkermarkt für das große Jubiläumsfest der Hochheimer Kolpingfamilie entstand.
Im Hof waren fleißige Helfer schon seit acht Uhr dabei Altar, Tische und Bänke für den Open-Air-Gottesdienst aufzubauen sowie die Infrastruktur für das anschließende Unterhaltungsprogramm. Trotz des trüben Himmels und der für diesen Sommer untypisch frischen Temperaturen hatten sich an die 200 Kolpingmitglieder und Freunde zur heiligen Messe eingefunden.
Der Vereinshaushof erstrahlt in Orange
Die Stimmung war locker und freundlich, nicht zuletzt durch die vielen Farbtupfer der häufig in ihren unverkennbaren orangefarbenen Poloshirts gekleideten Kolpinger. Angeführt von der historischen 1924er Fahne der Kolping Hochheim, die sich damals noch Gesellenverein nannte, defilierten viele befreundete Kolpingfamilien mit ihren orange-schwarzen Fahnen in den Altarbereich. Darunter die Mainzer Kolpingfamilie, die bereits seit 172 Jahren aktiv ist. Der Hochheimer Präses Pfarrer Friedhelm Meudt und der Diözesanpräses Pfarrer Christian Preis zelebrierten den Gottesdienst gemeinsam, begleitet von der zehnköpfigen Kolpingband unter der Leitung von Uwe Odilge.
„Wenn wir heute auf 100 Jahre zurückblicken, sollten wir nicht sagen, ‚Mensch, was war das damals toll‘, sondern, ‚Mensch, was haben die damals geleistet‘“, rief Pfarrer Preis den Gläubigen zu. „Wir brauchen Mut für Neues“, ergänzte er in seiner Predigt. „Wenn Adolph Kolping damals Angst vor Veränderung gehabt hätte, wäre er heute noch ein kleiner Kaplan.“ (Das Kolpingwerk wuchs seit 1850 allein in Deutschland auf über 230.000 Mitglieder und die Hochheimer Familie ist die größte im Bistum Limburg mit über 750 Frauen, Männern und Kindern).
Kollekte für die Aktion 100 Ziegen für Afrika
Die Gottesdienstbesucher kamen aus allen Altersgruppen. Um zu unterstreichen, dass auch die Jüngsten aktiv am Gemeindeleben teilnehmen, forderte Pfarrer Preis die umstehenden Kinder auf zum Altar zu kommen, um „uns alte Männer hier beim Vaterunser zu unterstützen“. Obwohl die Kollekte reichlich floss, blieben die Sammelkörbchen recht leichtgewichtig, denn es wurden meist großzügig Scheine für die Hochheimer Aktion „100 Ziegen für Afrika“ gespendet. Die Aktion ermöglicht kleinbäuerlichen Betrieben in verschiedenen afrikanischen Ländern Hilfe zur Selbsthilfe. Die Menschen können mit dem einfach aufzubereitenden Dung der Tiere die Erträge ihrer Ackerflächen ohne teuren Kunstdünger deutlich steigern und sich ein gutes Auskommen sichern. Die Aktion läuft während des ganzen Jubiläumsjahres.
Pfarrer Preis dankte zum Ende allen, die diesen Tag mitgestalten, erbat den Segen Gottes und verabschiedete die Gemeinde mit dem unüblichen Spruch: „Bleibt zusammen in Frieden.” Zum Ausmarsch sangen alle das neue Kolpinglied „Wir sind Kolping, Menschen dieser Zeit.”
Von Achim Munck