„When the Earth Stands Still“

Der farbenfroh gekleidete Chor Swensk Ton aus Frankfurt unter der Leitung von Andrea Ludewig bei seinem ersten Sommerkonzert nach zwei Jahren in der Kirche St. Peter und Paul. Foto:  Dietmar Elsner

Am vergangenen Sonntag gastierte einer der größten und angesehensten Chöre des Rhein-Main-Gebietes in Hochheim. 1982 hatten schwedische Sängerinnen und Sänger in der neu...

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HOCHHEIM. Am vergangenen Sonntag gastierte einer der größten und angesehensten Chöre des Rhein-Main-Gebietes in Hochheim. 1982 hatten schwedische Sängerinnen und Sänger in der neu entstandenen Frankfurter Nordweststadt diesen Chor gegründet. Er ist mittlerweile zwar international besetzt, orientiert sich musikalisch aber weiterhin an der skandinavischen Tradition. Der Auftritt von Swensk Ton kam durch persönliche Kontakte zwischen den Chormitgliedern in Frankfurt und Hochheim zustande.

42 Sängerinnen und Sänger in farbenfroher Kleidung

Unter anspornendem Begrüßungsapplaus betraten elf Männer, achtzehn Frauen und die Chorleiterin Andrea Ludewig durch den Mittelgang die gut besuchte Kirche. Eigentlich gehören 42 Sängerinnen und Sänger dem Chor an, aber auch in diesem Verein hat Corona seine Spuren hinterlassen. Ihre Kleidung war ungewohnt farbig, wohl ein Zeichen ihrer modernen Auffassung von Chormusik. Nur die junge Chorleiterin blieb beim traditionellen Schwarz und Weiß.

Mit dem ersten Lied „Come in and stay a while“ lud der Chor zum entspannten Zuhören, zum Abschalten, zum Lächeln und zum Träumen ein. Der Klang des gemischten Chores im Kirchenschiff mit der oft gelobten Akustik war ein Genuss. Der Verständlichkeit der gesungenen Worte diente der enorme Nachhall allerdings nicht gerade. Hinzu kam, dass viele Lieder in englischer, schwedischer oder spanischer Sprache gesungen wurden.

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Moderationen helfen dem Textverständnis

Erläuternde Worte waren notwendig, wenn nicht nur die musikalische Stimmung, sondern auch die Inhalte und die Botschaften der Liedtexte vermittelt werden sollten. Arne Kapitza und Albrecht Bill teilten sich diese wichtige Aufgabe und moderierten jeweils zwei Stücke ausführlich an. Sie begannen mit dem schwedischen „Kärleksvals“, einem Liebeswalzer und mit „Dalakopen“, einem vertonten norwegischen Volksstück. Beide drücken Liebe und große Lebensfreude aus: „Ich will lächeln und ich will tanzen. Mit meinen Armen um deinen Hals.“

Der „Earth Song“ erzählt von dunklen Stunden, von verbrannter Erde, von Krieg und Macht. „Nativity“ (Krippe) von kalten Tropfen der Nacht, von nackter Achtsamkeit und der Kargheit, in der das Licht geboren wird.

Erstaunlich aktuell wirkten die bereits 1628 von Heinrich Schütz vertonten Worte: „ Wie nun, ihr Herren, seid ihr stumm? Was gleich und grad, das macht ihr krumm. Mutwillig übt ihr Gewalt im Land. Nur Frevel geht durch eure Hand.“ Er schlägt auch gleich eine Lösung vor: „Gib unsern Fürsten und aller Obrigkeit, Fried und gut Regiment, dass wir unter ihnen ein ruhig und stilles Leben führen mögen, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Amen.“

Das darauf folgende Stück von Don MacDonald gab dem Konzert den Namen „When the Earth Stands Still“. Es geht darin um die Stille des Augenblicks, bevor der Regen fällt, um Liebe und Abschied, um das Beben des Herzschlags, bevor er sich auflöst.

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Mehr als eine Stunde dauerte das Konzert, ohne Pause, 19 Stücke trug der Chor vor, alle wurden mit ehrlichem Applaus bedacht. Man sah es den Sängerinnen und Sängern an, wie froh sie waren, wieder öffentlich aufzutreten. Dieses Sommerkonzert war das erste seit zwei Jahren. In vier Wochen geht der Chor auf Tournee nach Mecklenburg-Vorpommern und wird unter anderem in Güstrow, Bad Doberan und Ludwigslust auftreten.

Kaum jemand bemerkte, dass das Konzert kurzfristig doch noch in Gefahr geraten war. Die Chorleiterin Andrea Ludewig war schwer erkältet, bekam kaum einen Ton heraus und hielt dennoch bis zum Ende tapfer durch. Als ihr der Co-Dirigent Albrecht Bill eine kleine Pause verschaffte, konnte sie sich in der Kirchenbank sitzend wenigstens einen Schluck heißen Tee gönnen.

Mit Samba und Polka der Sonnenwende auf der Spur

Nach dem etwas sentimentalen Musical-Song „Send in The Clowns“ wurde das Konzert zum Ende hin immer munterer. Nicht nur die Volksweise „Pobrecito corazon“ aus Kolumbien und Sambarhythmen aus Brasilien brachten Schwung in die Kirche. Auch die schwedische „Polka naturell“, bei der sich unbekleidet tanzende Mädels auf der Wiese tummeln oder „Vi ska inte sova bort sommermatten“, zu Deutsch: „Wir werden die Sommernacht nicht verschlafen“, lockerten das Programm humorvoll auf.

Getragenes Liedgut zum Abschluss

Das eigentliche Finale bildeten dann wieder getragene volkstümliche Weisen, nämlich das bei allen Chören sehr beliebte „Abendlied“ von Josef Rheinberger und als wunderschöne Zugabe das irische Volkslied „Irish Blessing“.