TM:OA - Rock am Bogen

Punk und Regenbogenfahne für Toleranz. Die Band LIBUDA aus Einbeck.

Es war richtig schön laut und man hat nichts gehört. Die Bands spielten hinter der Scheune am Rheingaubogen und die Boxen röhrten Richtung Mülldeponie. So konnten sich die...

Anzeige

HOCHHEIM. Es war richtig schön laut und man hat nichts gehört. Die Bands spielten hinter der Scheune am Rheingaubogen und die Boxen röhrten Richtung Mülldeponie. So konnten sich die paar hundert Headbanger mal ein richtiges Brett verpassen lassen und es gab Null Anlass für Anwohner sich zu echauffieren.

Punk und Regenbogenfahne für Toleranz. Die Band LIBUDA aus Einbeck.
Jessica Schneider mit Vibes O‘Five auf dem Highway to Hell.
„Strife85“, die Band aus Franken, lieferte ein donnerndes Gewitter aus Punk und Metal.
Am Samstagabend heizte zum Finale Thursday in March mit Powerfrontfrau Vanessa Trackl dem Publikum ein. Fotos: Achim Munck

Und was gab es für herrliche handgemachte Rockmusik, Punk, Rock, Nu-Metal, alles mit der klassischen Besetzung Gitarren, Bass, Drums, Gesang. Wie bei dem ganz großen Heavy Metal Festival, wurden die Konzerte auch beim TM:OA von bekannten lokalen Musikgruppen mit traditioneller Besetzung eröffnet: Der Freitag um 17 Uhr vom Fanfarenzug Chorgeist und der Samstag bereits im 12 Uhr mittags vom Hochheimer Blasorchester BOH.

Künstliche Regenschauer gegen die Hitze

Anzeige

Das Organisationsteam des Thomas More Kultur.Club e.V. rund um den Vorsitzenden Hendrik Zwaack hatte auf dem Platz hinter der großen Scheune, die der Besitzer kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, eine kleine Zeltstadt aufgebaut. Hier konnten sich die Festivalbesucher nicht nur mit den üblichen alkoholfreien und Bier-/Mischgetränken versorgen, sondern auch mit einem neuen Schäferwein, der Thomas More Utopia Edition 2021. Daneben wurden von der Horse Bar leckere Cocktails gemischt, wie einen alkoholfreien Pink-Grapefruit-Rosmarin-Tonic. Es gab von Maalula orientalische deftige und süße Leckereien, Eis von der Wickerer Eismanufaktur und natürlich Grillwürste und Pommes satt. Die Kinder, von ihren Eltern meist mit buntem Gehörschutz ausgestattet, konnten sich auf der Hüpfburg austoben, nachdem sie insbesondere am ultraheißen Samstag gerne den künstlichen Regenschauer durchquert hatten. Die angebotenen temporären Tattoos und die Body Art Farben waren offenbar schweiß- und wasserfest. Für eine überschaubare Spende konnten kleine und junggebliebene Kinder am Original-PAV-Glücksrad drehen und etwas gewinnen und bei der Kolpingfamilie gab es fairen Kaffee, Infos und Gespräche im Schatten. Alles war perfekt organisiert, es gab genügend WCs, die Sanitäter vom DRK hatten zum Glück wenig bis gar nichts zu tun, dafür hatten sie vor ihrem Zelt noch Infos für Ukraine-Spenden aufgebaut.

Moshpit und Pommesgabel

Das Wetter spielte zu gut mit, die Sonne knallte erbarmungslos vom Himmel, so dass die Mehrzahl der insgesamt knapp 1.000 Besucher den Bands meist unter schattigen Zelten zuhörte anstatt vor der Bühne abzufeiern oder sich überhaupt erst in den Abendstunden einfand. Und da haben sie aber ordentlich was versäumt, denn die Musik war supergut.

Am Freitagnachmittag rockte die Gruppe Vibes O’Five aus Unterfranken mit Coverversionen bekannter Rock- und Punksongs ab, als würden sie in der überfüllten Festhalle spielen. Zwischendrin spielten sie einige eigene Lieder, bevor sie die Ärzte oder die Hosen interpretierten. Bei der Zugabe reckten etliche Fans schon nach dem ersten Gitarrenriff die Pommesgabel zu Highway to Hell.

Zum Headliner des ersten Abends, der Greenday Coverband „Revolution Breakdown“ wurde es vor der Bühne dann doch etwas voller, sicherlich, weil die Band aus Wiesbaden schon von einigen Auftritten in Hochheim bekannt war. Oder weil Greenday-Punk einfach Laune macht. Oder weil die vier Musiker es einfach draufhaben. Selbst wer nicht der ultimative Greenday-Kenner war, kannte viele der Lieder (Aha, von denen war das also), konnte sich erinnern und sogar mitsingen. Die echten Fans tanzten vor den Bühne ab und bildeten den einen oder anderen original Hochheimer TM:OA Mini-Moshpit zu den Songs Holiday, Boulevard of Broken Dreams und Krachern wie Welcome to Paradise. Als Dank überreichte Hendrik Zwaack dieser und auch allen anderen Bands zur Erinnerung das Thomas More Geschenkpaket mit dem Festivalwein, Hochheimer Leckereien und Buch und vielem mehr.

Anzeige

Zwei fliegende Zelte vor der Bühne

Einen an Corona erkrankten Drummer kann man noch ersetzen, wie Revolution Breakdown, aber eine komplette Band nicht. Jobrocker fiel samstags leider aus.

Dafür ließen die Jungs von Strife 85 ein donnerndes Metal-Gewitter los, nach dem Motto: Da wollen wir denen, die uns hier in der Hitze nicht im Stich lassen, so richtig einheizen. Dass mitten während des Auftritts zwei Zeltpavillons quer über den Platz flogen, hatte seine Ursache aber nicht in der Musik, sondern in einer plötzlich auftretenden lokalen Windböe. Bis auf eine Beule wurde glücklicherweise niemand verletzt. Die vier Musiker mit der weitesten Anreise aus Mittelfranken hatten sauber durcharrangierte Lieder zwischen Nu-Metal und Punk dabei, die jeden Headbanger die Mähne schütteln ließ, auch wenn er keine mehr hatte.

Ruber Taurus, die Jungs aus Cochem mit ihren roten Shirts spielten gut tanzbaren gute Laune Rock, bevor es mit LIBUDA aus Einbeck wieder punkiger wurde. Da ihre Lieder deutsche Texte hatten, konnte man auch verstehen, um was es ging.

Die bekannten Headliner Thursday in March aus Rhein-Main setzten den Höhepunkt mit eingängigen Pop-Rock Liedern, ungestümen punkigen Gitarren und einer stimmgewaltigen Power Frontfrau, die das Publikum bei einbrechender Dunkelheit vor der Bühne abfeiern ließ. Mit einer Feuershow von Pyrocide klang das Festival aus.

Thomas More Open Air ist ein tolles Format, das nach mehr schreit. Wer nicht dabei war, hat wirklich was verpasst.

Von Achim Munck