Stationäre und ambulante Musiktherapie

Das dreiköpfige Notfallteam MALLET als Wunderheiler. Foto: Achim Munck

„Seid’er gut druff“ hörte man schon ab der Burgeffstraße und ein vielstimmiges „Yeah“ antwortete. Es war klar, am Sonntagabend gab es am Plan Rockmusik satt auf die...

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HOCHHEIM. „Seid’er gut druff“ hörte man schon ab der Burgeffstraße und ein vielstimmiges „Yeah“ antwortete. Es war klar, am Sonntagabend gab es am Plan Rockmusik satt auf die Ohren. Aber es war anders als sonst. Der Veranstalter des Hochheimer Weinfestes hatte in diesem Jahr im Hinblick auf seine gesundheitlichen Fürsorgepflichten die Parole „Entzerrung“ ausgegeben und auf eine Behandlung der angereisten und heimischen Kurgäste mit stationärer Musiktherapie verzichtet.

Das dreiköpfige Notfallteam MALLET als Wunderheiler. Foto: Achim Munck
Die Sanitäter der BIG FEET BOYS im Notfalleinsatz. Foto: Achim Munck

Wobei der Seuchenschutz sogar so weit ging, dass ein einzelner Weinstand in den Hummelpark entzerrt worden war und sich dort mangels Publikum über vier Tage nicht einmal ein Virus hintraute.

Musikalische Vielfalt durch private Investoren

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In der Altstadt hingegen wurde die Versorgung der in den Pandemiejahren unter Entzug leidenden Musikfans weitestgehend durch kreative private Anbieter weinfesttypischer Arzneimittel sichergestellt. Gegenüber der Hochheimer Madonna hatte das Aktionsbündnis Brothaus und Poststübchen in Eigeninitiative ein schwarzes Behandlungszentrum errichten lassen, wo am Sonntagabend das dreiköpfige Operationsteam MALLET seine Instrumente schwang. Die Patienten drängten sich dicht an dicht um die Therapeuten und bekämpften die Infektionsgefahren durch ausgiebige Befeuchtung der inneren Organe mittels der bereitgestellten flüssigen Medizinprodukte.

Mobile Sanitätergruppe am Kälberplatz mit Rock’n Roll

Währenddessen schlug sich am Kälberplatz und den angrenzenden Straßenzügen ein dreiköpfiger mobiler Sanitätstrupp tapfer durch die Menschenmassen. Das waren die BIG FEET BOYS, erkennbar an gelben Operationshüten und -schuhen und dem mitgeführten leichten Operationsbesteck Gitarre, Bass, Schlagzeug, verkabelt mit einem klingenden Rettungskasten, aus dem die heilende Musik zu den Patienten strömte. Die Arzneien waren die Rock’n Roll-All-Time-Classics der letzten 50 Jahre, die von den BIG FEET BOYS sanft, wie eine Wolke aus einem Aeropump Zerstäuber über die nahestehenden Kurgäste versprüht wurden.

Punktgenaues Rockgewitter vom Behandlungszentrum

Bei der stationären Musiktherapie Gemeinschaftspraxis Brothaus-Poststübchen mit dem MALLET-Team entlud sich die Medizin wie ein Tropengewitter über den musiksüchtigen Patienten und entfaltete seine heilende Wirkung über dem gesamtem Plan bis weit in die Frankfurter Straße. Die Tabletten und Tropfen reichten von Aerosmith bis ZZ Top, es gab die Flüssigmedizin „Whisky In The Jar“ und sogar die Alternativmethode „All Along The Kirchtower“ vom legendären Heilpraktiker Jimi Hendrix wurde zelebriert.

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Obwohl die Genesenden weitere Booster-Impfungen verlangten, musste die rockige Behandlung aus Rücksicht auf die umliegenden Seniorenresidenzen um 22 Uhr eingestellt werden. Allerdings wurden die Heilungsprozesse durch die reichlich angebotenen zuzahlungspflichtigen Medikamente erfolgreich fortgeführt und die Gäste konnten später auf eine erfolgreiche Kur zurückblicken.

Von Achim Munck