Sein nächstes Ziel ist der U19-Titel

Trainer Karim Shatanawi mit Sofian Bizzit, dessen nächstes Ziel es ist, in seiner Gewichtsklasse die Deutsche Meisterschaft der U19 zu gewinnen, um in der Nationalmannschaft zu bleiben und bei der U19-Europameisterschaft und U19-WM 2024 für Deutschland zu boxen. Foto: Achim Munck

Eigentlich boxt er schon seit der Wiege und seit sein Opa Ahmet Shatanawi den Boxclub in der ehemaligen TetraPak eröffnet hat, geht Sofian Bizzit regelmäßig ins Training....

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HOCHHEIM. Eigentlich boxt er schon seit der Wiege und seit sein Opa Ahmet Shatanawi den Boxclub in der ehemaligen TetraPak eröffnet hat, geht Sofian Bizzit regelmäßig ins Training. Sein Fleiß und sein Ehrgeiz haben sich bereits ausgezeichnet, Sofian boxt in der deutschen Nationalmannschaft, er ist deutscher Meister der U17-Boxer und Vizeeuropameister 2022 in seiner Altersklasse. Sofian und sein Trainer Karim Shatanawi standen der Hochheimer Zeitung für ein Interview zur Verfügung.

Hochheimer Zeitung: Herr Bizzit, wie alt sind Sie?

Sofian Bizzit: Ich bin Sofian und ich bin 15 Jahre alt.

Hast Du ein Vorbild?

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SB: Muhamad Ali

Willst Du Profiboxer werden?

SB: Auf jeden Fall. Das ist das Ziel. Meine Trainer unterstützen mich sehr dabei. Sie geben das Beste, damit das auch klappt. Mein Ziel ist auch einmal an einer Olympiade teilzunehmen.

Machst Du auch eine Ausbildung?

SB: Ich gehe auf das Gymnasium in Hofheim und will dort mein Abitur machen. Danach will ich sicherlich auch noch studieren. Mein Notendurchschnitt ist 2,2.

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Was sagen Deine Mitschüler?

SB: Die haben erst, nachdem ich Deutscher Meister geworden war, mitbekommen, dass ich nicht nur aus Hobby boxe. Ich wurde auch von Mitschülern angesprochen, die ich vorher gar nicht kannte, und die haben mir gratuliert. Einige wollen auch mit dem Boxen anfangen. Die Anerkennung gibt einem als Boxer eine Bestätigung, dass die harte Arbeit nicht umsonst war. Das tut gut und motiviert auf jeden Fall. Auch mein kleiner Bruder boxt jetzt.

Was ist das Besondere an einem Sport, bei dem man verprügelt werden könnte?

SB: Man muss ja nicht getroffen werden. Die Kunst ist ja, den anderen zu treffen. Adrenalin ist da und es macht einfach Spaß. Boxen ist nicht einfach nur draufhauen. Man muss viel nachdenken. Welche Schritte wird der andere machen und wie wird er schlagen und das dann auskontern. Boxen ist mehr denken als draufhauen.

Wie oft trainierst Du?

SB: Dreimal pro Woche. Wenn ich Kampfvorbereitung habe, fünfmal in der Woche, jeweils anderthalb Stunden. Dazwischen gehe ich laufen. In den Ferien gibt es auch morgens Einzeltraining, dazu diverse Krafteinheiten. Karim Shatanawi, der Trainer ergänzt: Besonders während der Wettkampfvorbereitungen greifen wir auf unseren vereinseigenen Physiotherapeuten zurück, der den Sofian regelmäßig auflockert. Dadurch wird die Regeneration verbessert und die Verletzungsanfälligkeit sinkt. Wir gehen auch in die Kältekammer, da harrt er bis zu fünf Minuten aus.

Wie kalt ist es da?

KS: Minus 85 Grad. Da geht er nur mit Boxershorts, Mütze und Mundschutz rein.

Brr. Was bewirkt die Kälte?

KS: Er verbrennt ordentlich Kalorien, aber hauptsächlich werden Entzündungswerte gesenkt und die Regenerationszeit verbessert. Ronaldo macht das auch. Und ich habe das vorher an mir selbst ausprobiert. Zum Beispiel klingt der Muskelkater nach einem harten Training bereits innerhalb eines Tages anstatt erst nach vier Tagen ab.

SB: Man kann öfter und härter trainieren, ohne sich zu verletzen.

Du bist jetzt als deutscher Meister der U17 auch in der Nationalmannschaft.

SB: Da gibt es zusätzlich noch Lehrgänge. Vor Wettkämpfen, wie der Europameisterschaft wird ein Trainingslager gemacht und eine UVW, eine unmittelbare Wettkampfvorbereitung.

Wo findet das Haupttraining statt?

SB: Hier im Boxclub Hochheim.

KS: Es gibt in Deutschland ungefähr sechs Olympiastützpunkte, wo die Athleten von Bundestrainern teilweise in Vollzeit betreut werden. Der Sofian war nicht Teil des Vollzeittrainings und konnte trotzdem die beste Leistung des ganzen Teams abrufen. Das spricht für sein Talent und auch für das Training hier in Hochheim.

Was ist mit Deinem Daumen passiert?

SB: Den habe ich im Halbfinale der Europameisterschaft gebrochen. Das war nicht gleich ersichtlich. Der Nagel war blau und hat geschmerzt. Ich bin trotzdem ins Finale gegangen, denn wenn man die Chance hat, will man nicht aufhören.

KS: Leider hat Sofian die Europameisterschaft nicht gewonnen. Die Entscheidung der Wettkampfrichter war in der Halle und auch beim DBV umstritten. Das hat einen etwas bitteren Beigeschmack. Aber letztendlich hat er ein super Turnier geboxt. Er hat gegen die Favoriten gewonnen. Irland, Armenien, Georgien sind die Länder, die sonst immer auf dem Treppchen stehen. Sofian hat außer im Finale, während des gesamten Turniers, keine einzige Runde verloren. Er war jetzt seit über 20 Kämpfen ungeschlagen.

Was sind Deine nächsten Ziele?

SB: Demnächst steht die U19-Deutsche Meisterschaft an, die muss ich gewinnen, um in der Nationalmannschaft zu bleiben. Internationale Turniere sind die U19 Europameisterschaft und die U19-WM 2024.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den kommenden Meisterschaften.

Das Interview führte Achim Munck