Pfundskerle auf der Via Claudia Augusta

Uwe Schreiber (links) und Winfried Monz berichteten von ihrer Radtour über die Alpen auf der Via Claudia Augusta. Fotos: Achim Munck

„Den Feldberg sollte man schon mal geschafft haben.“ So beantwortete Uwe Schreiber die Frage nach den Trainingsvoraussetzungen. Die Via Claudia Augusta war schon zur Zeit...

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HOCHHEIM. „Den Feldberg sollte man schon mal geschafft haben.“ So beantwortete Uwe Schreiber die Frage nach den Trainingsvoraussetzungen. Die Via Claudia Augusta war schon zur Zeit des Imperium Romanum vor 2.000 Jahren ein bevorzugter Verkehrsweg über die Alpen, wobei die Fortbewegungsmittel damals keine modernen Fahrräder und schon gar keine E-Bikes waren. Diese nutzten auch der Hochheimer Uwe Schreiber und Winfried Montz aus Idstein bei ihrer Alpenüberquerung nicht. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, die 556 Kilometer von Peiting in der Nähe von Schongau im Allgäu bis nach Verona mit eigener Muskelkraft zu bewältigen. Und das in nur sieben Tagen.

Uwe Schreiber (links) und Winfried Monz berichteten von ihrer Radtour über die Alpen auf der Via Claudia Augusta. Fotos: Achim Munck
Man sollte schon mit dem Fahrrad (ohne E-Motor) den Feldberg hochfahren können, um sich an eine Alpenüberquerung entlang der Via Claudia Augusta wagen zu können, erfuhr die interessierte Zuhörerschar im katholischen Vereinshaus.

Auf Schotterwegen durch Österreich

Schon der Start am Pfingstmontag 2022 war spannend, da bereits nach zehn Kilometern an Montz´ Fahrrad die Kette absprang. Vielleicht ein gutes Omen, denn die schweren Einschläge sollten ja besser am Anfang passieren. Die Räder waren normale Tourenräder, die schon etliche Jahre auf den Tretlagern hatten. Man braucht für eine solche Tour wirklich keine hochgezüchteten Mountainbikes, nur in Ordnung sollten sie sein, insbesondere die Bremsen, da der Fernpass und der Reschenpass nicht nur rauf, sondern auch wieder runtergefahren werden müssen. Der Fernpass mit über 1.200 Metern Höhe forderte die beiden Radler bereits am zweiten Tag, nicht nur weil die Radwege in Österreich geschottert sind. „Wenn man da am Berg richtig reintritt, dann dreht das Hinterrad schon mal durch, insbesondere, wenn es regnet, wie bei unserem Anstieg“, beschrieb Winfried Montz das Fahrgefühl. Uwe Schreiber freute sich allerdings auch, dass der Radweg weitestgehend der Originalroute der historischen Via Claudia Augusta folgt, die abseits der ausgebauten Autostraßen verlief. „Man wird da zum Glück nicht von Lkw und Harleys bedrängt. Allerdings bauten die Römer wohl keine Serpentinen, denn es geht meist schnurgerade den Berg hoch.“

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Aus dem Stausee ragt nur noch der Kirchturm heraus

Nach einem Regentag durch den Wald auf „Austria-Schotter“ fiel die Reinigungsprozedur in Pfunds für die Pfundskerle und die Räder mit dem Hochdruckreiniger heftig, aber erfolgreich aus.

Mit dieser Lockerungsübung in den Beinen war der Reschenpass am nächsten Tag eine nicht ganz so große Herausforderung, da der Radweg über eine Straße führt, die ein österreichischer Kaiser einmal für seine Kutschen hatte bauen lassen. Trotzdem mussten die 1.500 Meter erklommen werden. Besser nicht mittwochs, denn die Gaststätte auf der Höhe erlaubte sich einen Ruhetag und die erhoffte Energiezufuhr durch Spezi fiel aus. Danach ging es teilweise mit 20 Prozent Gefälle abwärts zum Reschensee, wo man auf den Bildern, die die Referenten auf die große Leinwand projizierten, sogar den Kirchturm des einst gefluteten Dorfes Alt-Graun sehen konnte.

Auf der Suche nach der besten Eisdiele am Gardasee

An den nächsten beiden Tagen bis zum Gardasee konnten die Radler bei Rückenwind so richtig Gas geben und Tagesstrecken von über 90 Kilometern vorbei an Meran und Bozen zurücklegen. Als Belohnung für die Quälereien auf die Pässe durften Uwe und Winfried auf dem Radweg an der parallel verlaufenden Brennerautobahn vorbeibrausen, wo die Autofahrer in teilweise kilometerlangen Staus ausharren mussten. „Wir waren die schnellsten.“ Von Torbole di Garda nach Sirmione am Gardasee entlang ging es durch die beeindruckende Kulisse zwischen See und Alpenpanorama. Allerdings waren es auch nochmals 80 Kilometer. Als besondere Aufgabe mussten sie in Malcesine die beste Eisdiele vom Gardasee suchen und da ihre Freunde von zuhause nur ein Bild geschickt hatten, sogar die Polizei mit einbinden. Weil die Eisdiele aber morgens um halb zehn noch geschlossen hatte, gab es als Ausgleich Eiskonfekt für die knapp 50 interessierten Gäste im katholischen Vereinshaus.

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Fast Non-Stop von Verona nach Frankfurt

Von Sirmione am Südufer des Gardasees nach Verona war es am letzten Tag nur eine kleine Vormittagstour von 44 Kilometer durch die Weinberge und Anfang Juni bereits erntereife Weizenfelder, wie Uwe Schreiber erstaunt feststellte. Die bequemste Teilstrecke war die Rückreise von Verona nach Frankfurt mit nur einem Umstieg in München. „Man steigt morgens um 9 Uhr in Verona mit den Rädern in die Bahn und ist abends um acht in Frankfurt, genial.“ freute sich Winfried Montz. Wobei die Buchung aufgrund der hohen Nachfrage nicht ganz trivial war.

Wer sich traut, die Strecke selbst zu radeln, kann sich zum Beispiel auf der Webseite viaclaudia.org im Detail informieren und mittels gängiger Routenplaner für Radfahrer die geeigneten Teilstrecken zusammenstellen.

Beate Preis vom Leitungsteam der Kolpingfamilie dankte den Radlern für ihren gelungenen Vortrag und wies die Anwesenden auf das Bildungsprogramm und insbesondere auch auf Heinz Schlossers fairen Verkaufsstand hin.

Von Achim Munck