Im Weingut von Bastian Petry in Massenheim hatte der Magistrat der Stadt Hochheim am vergangenen Freitag alle mit Ende der vergangenen Wahlperiode ausgeschiedenen Mitglieder...
HOCHHEIM. Im Weingut von Bastian Petry in Massenheim hatte der Magistrat der Stadt Hochheim am vergangenen Freitag alle mit Ende der vergangenen Wahlperiode ausgeschiedenen Mitglieder aus den politischen Gremien zu einem parlamentarischen Abend eingeladen. Gemeinsam mit Magistratsmitgliedern, Vorständen der Stadtverordnetenversammlung und Mitgliedern aus den Fraktionen wurden in einem festlichen Rahmen mit musikalischer Begleitung und Abendessen die aus ihren Ämtern ausgeschiedenen Personen geehrt.
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Bürgermeister Dirk Westedt begrüßte die Anwesenden und freute sich, dass der Kreistagsvorsitzende Wolfgang Männer der Einladung gefolgt war. Wer sich in das politische Handlungsfeld auf kommunaler Ebene begebe und sich wählen lasse, wisse, dass soziale Anerkennung ein kostbares Gut darstellt, so die denn überhaupt einem zuteilwerde. Westedt wünschte sich, dass die aus dem Amt geschiedenen Personen ihr langjähriges Engagement positiv in Erinnerung behalten und sagen können, „es hat etwas gebracht“. Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin verwies darauf, dass die Basis der demokratischen Gesellschaft das freiwillige Mitwirken von Bürgerinnen und Bürgern auf kommunaler Ebene sei, ohne die ein demokratisch verfasster Staat nicht existieren könnte. Man dürfe dabei niemals vergessen, dass Mitglieder der politischen Gremien einer Kommune einen Beruf ausübten und das politische Engagement in der Freizeit ehrenamtlich praktizierten.
Als Dank für diesen Einsatz erhielten nachfolgende Bürgerinnen und Bürger Auszeichnungen: Zu Stadtältesten ernannt wurden aufgrund ihres jahrzehntelangen Engagements in der Kommunalpolitik Adam Bösz, Ferdinand Gandyra und Heinz-Michael Merkel sowie die nicht Anwesenden Ingeborg Schmollinger-Bornemann und Wilfried Ewald.
Eine Ehrenmedaille der Stadt erhielten folgende Personen, die aus einem politischen Gremium ausgeschieden sind: Stephanie Kappen, Rolf Liebmann und Klaus Dieter Schmikl.
Ferner wurden aus ihrem politischen Ehrenamt feierlich verabschiedet: Udo Burdinski, Svetlana Friebus und Erich Gonder sowie die nicht Anwesenden Michael Lipp, Mechthild Schellheimer und Marco Weilbächer.
Heinz-Michael Merkel, Urgestein der Hochheimer Kommunalpolitik, durfte als „dienstältester“ ehrenamtlicher Politiker ein Dankeswort im Namen der Geehrten sprechen. Neben seinen vielen Funktionen auf städtischer und kreispolitischer Ebene war er von 1985 bis 2021 vor allem eines: Stadtverordneter. Durch sein verantwortungsbewusstes, stets sachorientiertes Handeln im Sinne einer Max Weberschen Verantwortungsethik zum Wohle seiner Heimatstadt genießt Merkel über alle Fraktionen hinweg großes Ansehen. Merkel skizzierte in seiner Rede das Spektrum politischen Wirkens und fokussierte dabei auf zwei unterschiedliche Phasen in der Geschichte der Hochheimer Kommunalpolitik.
Da sei zunächst die Aufbruchstimmung gewesen, die bis Mitte der 1990er Jahre dazu geführt habe, die Standards in Hochheim erheblich zu verbessern. So wurde die Kinderbetreuung ausgeweitet, die städtische Jugendarbeit eingerichtet, ein Jugendhaus (Vesuf) gebaut und später das Haus Weiher E1ns erworben. An der Astrid-Lindgren-Schule entstand ein städtischer Kinderhort mit einem hochwertigen pädagogischen Konzept, die Vereinsförderung wurde verbessert und die städtische Sporthalle gebaut. Wohngebiete wurden ausgewiesen, die Kläranlage wurde technisch verbessert und an künftige Kapazitäten in der Stadtentwicklung angepasst. Ebenso wurden neue Gewerbegebiete ausgewiesen, um die Einnahmesituation in Relation zu den wachsenden Aufgaben und damit städtischen Ausgaben dauerhaft positiv zu gestalten. In Massenheim wurde der Ortsmittelpunkt gebaut. Dabei entstanden Räumlichkeiten für die Verwaltung, einen Jugendraum und für einen Kindergarten. Die Stadtverordnetenversammlung änderte ihre Hauptsatzung und beschloss die Bildung eines Ortsbeirates.
Diese Phase relativer kommunaler Prosperität erfuhr mit der Finanzkrise eine jähe Zäsur. Plötzlich galt es, parteiübergreifend zu überlegen, wie es gelingen könne, die Standards zu halten und notwendige finanzielle Einschnitte bei den freiwilligen Leistungen zu vermeiden. „Jetzt ging es nur noch darum, zu retten, was zu retten ist“, um nicht in eine bodenlose Verschuldung abzustürzen, betonte Merkel. Hier lobte er ausdrücklich seine Kollegen. Zwar sei die Quadratur des Kreises nicht gelungen, aber die „Lenkungsgruppe Haushaltskonsolidierung“, an der sich, bis auf die FDP, Mitglieder aller Fraktionen beteiligten, hatte oftmals bis in die Nacht und auch wochenends getagt. Mit tatkräftiger Unterstützung aus der Rathausverwaltung habe man es geschafft, ein Konsolidierungskonzept auszuarbeiten. Ohne schmerzhafte Eingriffe gelang es damit, einen Beitrag zum Ausbremsen der Schuldenspirale zu leisten. Dass der erste ausgeglichene Haushalt zwei Jahre früher als geplant beschlossen werden konnte, lag damals an der wieder anziehenden Konjunktur, schloss Merkel seine Ausführungen. Er bedankte sich im Namen aller Geehrten bei der Stadt für die Ausrichtung dieser feierlichen Veranstaltung.