„Treffen mit österreichischen Freunden“ war für Freitagnachmittag im Programm der Hochheimer Delegation abgedruckt. Ein wenig Ratlosigkeit stand in den Gesichtern der...
OTTENTHAL. „Treffen mit österreichischen Freunden“ war für Freitagnachmittag im Programm der Hochheimer Delegation abgedruckt. Ein wenig Ratlosigkeit stand in den Gesichtern der Hochheimer, aber Besuch bei Freunden kann eigentlich nur Gutes bedeuten ...
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Eine Musikkapelle begrüßte den Reisebus mit fröhlichem Sound an der österreichisch-tschechischen Grenze in Ottenthal und dann wurde laut verkündet: „Hier steht alles bereit, essen Sie, trinken Sie, Sie sind herzlich willkommen.“
Ein Treffen an der Grenze?
Wo Tische und Bänke aufgebaut waren, verlief einst der Eiserne Vorhang zwischen Österreich und der ehemaligen ČSSR, stark mit Stacheldraht gesichert, zusätzlich ein Wachturm. Während der kommunistischen Herrschaft gab es keinen kleinen Grenzverkehr. In den Jahren des real existierenden Sozialismus wurden viele Menschen, die es wagten, den Eisernen Vorhang überwinden zu wollen, erschossen.
Wer die Grenze auf legalem Weg queren wollte, brauchte ein offizielles Visum. Und damit schliefen frühere, gutnachbarliche Kontakte ein.
Nach 1989 war dies dann endlich vorbei.
Bei gutem Wein von diesseits und jenseits der Grenze, saftigen Obstkuchen, Schinken vom Grill und auch Hochprozentigem gab es herzliche Gespräche, Fragen zu diesem Treffen. Und dann Austausch von Erfahrungen beim Grenzübergang. „Ja, es stimmt. Auch an dieser Grenze wurden mehrfach Menschen erschossen“, berichtet Ottenthals Bürgermeister Erwin Cermak ernst und zeichnet mit seinem Arm den Verlauf der tödlichen ideologischen Trennungslinie zwischen Ost und West auf dem benachbarten Getreidefeld nach. Die Hochheimer wissen durch Besuche in Berlin oder an der sogenannten Zonengrenze, was unüberwindbare Mauern, Stacheldrahtzäune bedeuten und welche Gräben sie aufreißen. Momente der Betroffenheit und Sprachlosigkeit über den Angriffskrieg in der Ukraine blieben nicht aus. Da wurden tiefe Gefühle offenbar, Unverständnis, dass wieder Menschen mit Waffen ihr Land verteidigen müssen. Auch nach Ottenthal war im April 1945 die Rote Armee einmarschiert, die den kleinen Ort für einen Monat heimsuchte.
Zu einem Thema, das derzeit in den Medien kursiert, schüttelte der Bürgermeister nur den Kopf. Erwin Cermak versicherte, dass eine mögliche Nato-Mitgliedschaft in Österreich ernsthaft nicht zur Debatte stünde. „Das ist blanker Unsinn, wir bleiben neutral, da sind sich die Menschen im Land einig.“
Dann war es auch genug, sich mit „dunklen Themen“ zu befassen. Schließlich steht dieses Fest an der Grenze für den Wegfall von Schranken und feiert ein Leben in Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung.
Ottenthal-Guttenbrunn bildet eine Verbandsgemeinde, in der etwa 540 Einwohner registriert sind; davon geben 220 Personen an, hier ihren Zweitwohnsitz zu haben. Sie seien zwar eine kleine Gemeinde, aber sie hätten einiges zu bieten, betont der Bürgermeister lächelnd. Das gut ausgebaute grenzübergreifende Radwegenetz in dieser Region sorgt für zahlreiche Radtouristen, und professionelle Pflanzenkundler sowie Botanikliebhaber finden auf dem Zeiserlberg ein wahres Paradies vor. Dann gibt es freilich noch den Wein, insbesondere den Grünen Veltliner, den die Gäste aus Hochheim verkosteten.