Mit 18 Schülern gestartet

Unterstützer, Verantwortliche und engagierte Mitstreiter, von links: Landrat Michael Cyriax, Bürgermeister Dirk Westedt, Anja Sandjo Djomou,  Ronja Gräßer, Sarah Kehrer Lubjuhn, Schulleiterin Dr. Désirée Bender, Anna Sutorius, Pädagogische Leiterin Lydia Weiershäuser, Patrick Orlowsky und Dennis Bender. Fotos: Achim Munck

„Wir sind alle auf dieser Welt, um zu lernen“ – F.L.A.U.S.E., die erste freie Hochheimer Grundschule wurde am vergangenen Samstag mit einer Einweihungsfeier feierlich...

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HOCHHEIM. „Wir sind alle auf dieser Welt, um zu lernen“ – F.L.A.U.S.E., die erste freie Hochheimer Grundschule wurde am vergangenen Samstag mit einer Einweihungsfeier feierlich eröffnet und am Montag, den 5. September startete schon der Unterricht für die 18 Schüler im Alter von sechs bis neun Jahren.

Unterstützer, Verantwortliche und engagierte Mitstreiter, von links: Landrat Michael Cyriax, Bürgermeister Dirk Westedt, Anja Sandjo Djomou,  Ronja Gräßer, Sarah Kehrer Lubjuhn, Schulleiterin Dr. Désirée Bender, Anna Sutorius, Pädagogische Leiterin Lydia Weiershäuser, Patrick Orlowsky und Dennis Bender. Fotos: Achim Munck
Blick ins Publikum am Samstag in der Dr.-Ruben-Rausing-Straße.

In dieser „Zwergenschule“, wie Bürgermeister Dirk Westedt sie schmunzelnd nannte, werden alle Klassenstufen gemeinsam unterrichtet. Dr. Désirée Bender, Geschäftsführerin und Initiatorin der Schule, drückte es so aus: „Wir wollen einen Ort erschaffen, wo mit den Kindern so menschlich wie nur irgend möglich umgegangen wird.“

Désirée Bender erzählte in ihrer sehr offenen und emotionalen Eröffnungsrede, dass die Erfahrungen der eigenen Schulzeit sie dazu motivierten, diese Schule zu gründen. Bender beschrieb, wie sie in ihrer Schulzeit ihre Wissbegierde und ihre ursprüngliche Lernfreude nicht verwirklichen konnte und Prüfungsängste bekam. Später durfte sie die Erfahrung machen, an der erfolgreichen Meisterung selbst gestellter Herausforderungen ungemein an eigenem Zutrauen zu gewinnen.

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Während ihrer Elternzeit entstand die Vision einer Schule, in der die Kinder das Lernen lieben, in der sie sich wertgeschätzt fühlen, die den Kindern erlaubt, ihre Lernprozesse selbst intuitiv zu steuern, was zu einem verbesserten Lernerfolg führt und was die Kinder vor allem glückliche und selbstbestimmte Menschen bleiben lässt.

In den vergangenen vier Jahren konnte Bender diese Vision zusammen mit sehr engagierten Eltern und Mitstreitern verwirklichen, wobei die Schwierigkeiten manchmal kaum überwindbar schienen. Aber nicht zuletzt durch die aktive Unterstützung ihres Mannes Dennis, der „den Sack von Steinen, den ich zu tragen hatte“ immer wieder erleichtert hat und vieler weiterer Helfer, hat die Schule nun die Zulassung und kann mit zwei erfahrenen Grundschullehrkräften starten.

Die ersten drei Jahre einer freien Schule sind hart

Landrat Michael Cyriax beschrieb sein anfängliches Zögern, als Träger vieler guter Schulen im Main-Taunus-Kreis und in Hochheim, jetzt auch noch Schirmherr einer freien Grundschule zu werden. Aber die Leidenschaft, das Engagement und die Tatkraft Benders und ihrer Mitstreiter und die Überzeugung der Eltern, diesen neuen pädagogischen Weg zu gehen, die Kinder individuell zu fördern, überzeugten ihn. „Dazu will ich Ihr Partner sein und unterstütze das Projekt mit meinem Namen und meinem Amt. Herzlichen Dank für dieses großartige bürgerschaftliche Engagement.“

Bürgermeister Dirk Westedt erinnerte an die 250-jährige schulische Tradition in Hochheim, die mittlerweile zwei Grundschulen, eine Gesamtschule und die Schulen im Antoniushaus umfasst. Er wünschte der FLAUSE, „dass Sie genügend Eltern haben, die mitmachen, denn die ersten drei Jahre einer freien Schule sind hart. Also spenden Sie und unterstützen Sie die Schule. Die Stadt Hochheim wünscht Ihnen alles Gute.“

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Der Rathausleiter versprach schnelle Hilfe, wenn es mal bürokratische Hürden geben sollte. So hatte der erste Stadtrat Hans Mohr auch kurzfristig die Erlaubnis für das Einweihungsfest ermöglicht, da die Anmeldung in der Hektik der letzten Wochen wohl etwas kurzfristig im Rathaus eingegangen war. Der Bürgermeister übergab eine Kiste voll kreativem Spielzeug mit dem Versprechen: „Wenn etwas kaputt geht, melden Sie sich, dann gibt es Ersatz.“

Kreatives Rahmenprogramm und Lied voller Emotionen

Die Eröffnungsfeier und die Reden wurden mit einem kreativen Rahmenprogramm aufgelockert. Es tanzte die Kinder-Tanzgruppe Bandanas Hochheim unter der Leitung der Trainerin Nicole Müller. Es wurden Schnupperkurse zum Tanzen und für Kampfkunst angeboten, auf der Bühne spielte die Zweimannband Wide Creek. Die rund 200 Gäste, Eltern und Kinder konnten mit Kuchen, Kaffee, Softgetränken, Waffeln, Eis und Flammkuchen dafür sorgen, dass nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit an diesem sonnigen Nachmittag erhalten blieb.

Das Fest war perfekt organisiert, dafür hatte die Mutter einer neuen Schülerin gesorgt. Désirée Bender dankte ihr: „Anja, Dein Organisationstalent sucht seinesgleichen“. Als Anja Sandjo Djomou dann noch ihr Lied „Für die Liebe“ vortrug, mussten einige Gäste schon mal schlucken.

Kleinbürgschaften sollen Finanzierung sicherstellen

Zu den organisatorischen Herausforderungen und der Verantwortung für zunächst 18 junge Menschen, kommt die alles entscheidende Frage der Finanzierung. Neue private Schulen in Hessen unterliegen nach der Genehmigung als so genannte Ersatzschule einer Wartefrist von drei Jahren, bevor der kommunale Schulträger, also der Main-Taunus-Kreis, 75 Prozent der Kosten übernimmt. Während der Wartezeit muss sich die Schule komplett selbstständig finanzieren. Dazu haben sich nach Angabe von Dennis Bender viele Privatleute und Unternehmen aus der Umgebung als Sponsoren gefunden. Allerdings reiche das bei weitem nicht aus, sodass auch Bankkredite in Anspruch genommen werden müssen.

Zu sehr guten Konditionen gibt es zum Beispiel bei der GLS-Bank Bürgschaftsdarlehen, wo Menschen aus dem Netzwerk des Kreditnehmers für kleinere bis mittlere Beträge bürgen. Die Bank zahlt das Geld unmittelbar an die Schule aus. Für die Bürgen kostet das nichts, lediglich, wenn die Schule insolvent würde. „Und wir brauchen recht viele Bürgen in den ersten Jahren,“ erklärte die Schulleiterin in einem Gespräch mit dieser Zeitung.

Weitere Informationen

www.flause-schule.de

Von Achim Munck