Kurzfristig lässt sich nur organisatorisch gegensteuern

Wenn in der kalten Jahreszeit Väterchen Frost aus Russland grüßt und mit seiner Hand am Gashahn weiter drehen sollte, könnte es in Deutschland energetisch eng werden, um...

Anzeige

HOCHHEIM. Wenn in der kalten Jahreszeit Väterchen Frost aus Russland grüßt und mit seiner Hand am Gashahn weiter drehen sollte, könnte es in Deutschland energetisch eng werden, um die Winterabende bei heimeligen Wohlfühltemperaturen in der warmen Wohnstube verbringen zu können. Was Hochheimerinnen und Hochheimer mit geringem monatlichen Haushaltsbudget mit Blick auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten und insbesondere auf die explodierenden Energiepreise schon jetzt ernsthafte Sorgen bereitet, trifft auch auf die zu beheizenden Einrichtungen von Städten und Gemeinden zu, wenn auch nur in finanzieller und nicht in existenzieller Hinsicht.

Bürgermeister Dirk Westedt hatte bereits in der vergangenen Stadtverordnetenversammlung auf diese Problematik mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen hingewiesen. Den Ernst der Lage verdeutlichte der Rathausleiter nun zu Beginn der vergangenen Bau-, Verkehrs- und Umweltausschusssitzung.

Anlass war ein Schreiben des Main-Taunus-Kreises, der die Kommunen darüber informierte, dass der Kreis den Vertrag mit dem Gasversorgungsunternehmen GASAG aus Berlin verlängert habe, wenngleich mit erheblichen Mehrkosten für den Bezug des Energieträgers. Der Preis stieg von 1,9 Cents pro Kilowattstunde auf über 9 Cents je Kilowattstunde. Mit dem Bezug des Gases beheizt der Kreis wie die Kommunen die meisten öffentlichen Einrichtungen, wie Verwaltungsgebäude, Schulen oder Sporthallen.

Wie der Rathausleiter betonte, mache es derzeit überhaupt keinen Sinn, sich nach alternativen Gasversorgern umzusehen oder bestehende Verträge nicht zu verlängern. So habe er als Vorstand des Hochheimer Genossenschaftsbades vergeblich versucht, mit detaillierten Angaben über die kalkulierte Gasmenge für das Schwimmbad auf einem Internetportal ein entsprechendes Angebot einzuholen. Es hätte sich dafür kein einziger Anbieter interessiert.

Anzeige

Auch für das Hochheimer Hallenbad bedeuteten gestiegene Preise, immense Mehraufwendungen im Bereich der Energiekosten. Dies werde die Genossenschaft nicht schultern können, machte Westedt deutlich. Zu dem regelmäßigen jährlichen Zuschuss für das Hallenbad müsse deshalb die Einrichtung eine weitere kräftige Subventionssumme bekommen, um die Energieversorgung aufrechterhalten zu können, sofern dies die Stadtverordnetenversammlung befürwortet.

Der Rathausleiter rechnete, mit Stand vergangener Woche, für die öffentlichen Gebäude der Kommune bislang mit einer Verfünffachung der Energiekosten. Kurzfristig für diesen Winter gegensteuern ließe sich da „nur durch organisatorische Maßnahmen“. So schlug der Bürgermeister vor, das Rathaus zwischen den Jahren komplett zu schließen, die städtischen Sporthallen in den Ferien nicht zu heizen, die Duschen zu schließen und generell die Umlauftemperaturen in allen öffentlichen Einrichtungen abzusenken, um Energie zu sparen. Wie sich die Situation für die kreiseigenen Gebäude darstellt, mit den beiden Grundschulen, der Kreissporthalle und Heinrich-von-Brentano-Schule, dafür zeichne das Landratsamt verantwortlich, nicht die Stadt Hochheim, so der Rathausleiter.

„Es wird teuer, aber wir werden das überstehen“, so die zweckoptimistische Beurteilung der Situation durch den Bürgermeister.

„Sieht so aus, als fallen wir von einer Krise in die nächste,“ meinte Westedt. Mit Blick auf die bevorstehenden Haushaltsberatungen müssten diese zusätzlichen Kosten eingepreist werden. Für neue Investitionsvorgaben fehle derzeit das Geld, da ist sich der Bürgermeister sicher. Denn es falle schon jetzt nicht leicht, bereits beschlossene Vorhaben zu finanzieren.

Als hervorstechendes Beispiel mag hierbei das Projektvorhaben für den sozialen Wohnungsbau im Adam-Treber Weg 2-6 angeführt werden, das im Ausschuss vorgestellt wurde. Dabei musste sich die Wohnungsbaugesellschaft von dem ursprünglichen Vorhaben verabschieden, insgesamt vier Baukörper mit 72 Wohneinheiten zu errichten. Jetzt soll ein abgespecktes Bauvorhaben mit zwei Gebäuden und 46 Wohneinheiten plus einem Mehrzweckraum realisiert werden. Kostenpunkt 15,2 Millionen Euro. Trotz dieser enormen Verkleinerung klafft weiterhin eine Finanzierungslücke von vier Millionen Euro. Dieses Geld müsse die Stadt als Zuschuss der Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung stellen. Nur so ließen sich die Quadratmeterpreise für geförderte Mieten von derzeit 8,30 Euro halten. Anders formuliert: pro Quadratmeter und Monat schießt die Stadt 5,23 Euro zu. Dass die Schaffung bezahlbaren Wohnraums nicht lukrativ ist, steht außer Frage. In diversen Ausschusssitzungen der vergangenen Monate hatte der Bürgermeister stets darauf verwiesen, dass außer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft es keinen anderen Investor geben werde, der in Hochheim geförderten Wohnungsbau realisieren wolle.

Anzeige

Genau diesen Anspruch hat sich die Hochheimer Stadtpolitik auf ihre Fahnen geschrieben und dies in den Kennzahlen und Zielen als oberste Priorität politischen Handelns formuliert.