„Wo ist der Georgios?“ war die meistgestellte Frage. Und Georgios war überall beim Jubiläumsfest in der „Peif“. Meist natürlich bei seinen Gästen, aber auch in der...
HOCHHEIM. „Wo ist der Georgios?“ war die meistgestellte Frage. Und Georgios war überall beim Jubiläumsfest in der „Peif“. Meist natürlich bei seinen Gästen, aber auch in der Küche, hinter dem Tresen, bei der Musik und dann schon wieder plaudernd an einem Tisch. Und er nahm sich in all dem Gewusel noch Zeit für seine Frau Tatiana und die gemeinsamen Töchter. 30 Jahre betreibt Familie Tsoutsas jetzt schon das Gasthaus zum Taunus in der Delkenheimer-/Ecke Taunusstraße und die Gäste fühlen sich mindestens so wohl, wie früher beim Kaspar.
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Ausschankkonzession ab 23.11.1878
Am 16. September wurde der Gastraum kurzerhand um die Taunusstraße erweitert. Dort spielte die Gruppe „Mythos“ griechische Volksmusik und die Stadtführerin Ellen Umstätter-Speth spannte in ihrem Vortrag einen Bogen von den Ursprüngen der einstigen Straußwirtschaft Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Kaspar Schreiber erhielt 1878 die Konzession für eine Gaststätte, er nannte sie „Zum Taunus“, sicherlich weil man von hier aus den Feldberg sehen konnte, denn das Lokal war damals noch von Äckern und Wiesen umgeben.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden 22 Gastwirtschaften in Hochheim gezählt und das bei 5.000 Einwohnern. Eine spezielle Verordnung verwehrte so genannten Trunkenbolden namentlich den Zutritt zu Wirtschaften. Eine Ehefrau soll den Bürgermeister Walch allerdings darum gebeten haben, ihren Mann wieder in die Lokale gehen zu lassen, „sonst habe ich immer nur Streit mit ihm“, wie die Stadtführerin aus einem Brief zitierte.
1911 übernahm mit Philipp Schreiber die nächste Generation den „Taunus“, der in den 1930er Jahren vom jüngsten Sohn Kaspar sogar um eine Metzgerei erweitert wurde.
Krönung von Elisabeth II. in Schwarz-weiß
Irgendwann in diesen Jahren ging man nicht mehr in den Taunus, sondern „bei die Peif“, wobei es eine Reihe von Anekdoten in Hochheim gibt, die die Entstehung dieses besonderen Namens erklären könnten. Das Gasthaus wurde von den Schreibers zu einem beliebten Speiselokal entwickelt und war außerdem das Stammlokal etlicher Hochheimer Vereine, die das Sälchen im ersten Stock für ihre Versammlungen und Veranstaltungen, wie Fastnachtssitzungen nutzten. Für besondere Gäste, wie Kaspars Freund Diether Hummel, wurden manchmal besondere Öffnungszeiten möglich und nächtens die Pfannen für späte Schnitzel reaktiviert. Die Küche war zu Stoßzeiten, wie dem Hochheimer Markt, sehr stark frequentiert. Ein Metzger briet an einem einzigen Tag so viele Frikadellen, dass die 1.000ste oben an die Küchentür genagelt wurde, wie Wilfried Schreiber, der Sohn des damaligen Wirtes Kaspar, lachend erzählte. Ein besonderes Ereignis war die Krönung von Queen Elisabeth II. im Jahr 1952, die von den Gästen an einem der ersten Fernseher in Hochheim verfolgt werden konnte.
Eine echte „Hochemer Wertschaft“
Anfang 1993 übernahm Familie Tsoutsas aus der griechischen Region Thessalien das Gasthaus und brachte griechische Lebensart, Speisen und Ouzo in den Taunus, wobei der Hochheimer Wein weiterhin vom Nachbarn Baison bezogen wurde.
Der damalige Junior und seit 1999 offizielle Chef, Georgios, hatte im Frankfurter Hotel Steigenberger den Beruf des Kochs gelernt und auch die Hotelfachschule absolviert. Die Gäste spürten schnell, dass hier nicht nur ein Mann vom Fach, sondern ein Wirt mit Leib und Seele aktiv ist und genießen gutbürgerliche und griechische Speisen und Getränke im 2011 großzügig erweiterten Gastraum.
Der Wirt alleine kann ein Lokal natürlich nicht stemmen, sein immer freundliches Team hat sicherlich einen großen Anteil am Erfolg der Wirtschaft.
Sirtaki-Performance in traditionellen Gewändern
Bei einbrechender Dämmerung und herbstlicher Kühle zeigte die Tanzgruppe Efhimia in wunderschöne traditionelle Gewänder gehüllt griechische Folklore, kam aber beim Sirtaki nochmal ordentlich ins Schwitzen.
Von Achim Munck