Die Stimmung kurz nach der Eröffnung des Hochheimer Marktes ist gut, fast so, als wäre er nie weggewesen. Noch bis zum Dienstag können die Besucher hier einiges erleben.
HOCHHEIM/MAIN. Fünfmal kurz hintereinander schallt ein lauter Knall über das Weihergelände: Das eindeutige Zeichen, dass der Hochheimer Markt endlich eröffnet ist. Nach zwei Jahren kann die traditionsreiche Veranstaltung nun zum 536. Mal starten. Wie jedes Jahr werden an den fünf Festtagen rund eine halbe Million Besucher erwartet.
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Das Gefühl auf dem Marktgelände unterscheidet sich dabei nicht von den vergangenen Jahren. "Es ist, als ob er nie weggewesen wäre", hört man einige Besucher sagen. Beim Schlendern durch die teils jetzt schon gefüllten Gassen kommt direkt Stimmung auf. Die ständig wechselnden Gerüche beim Durchschreiten der Weiherstraße tun ihr Übriges. Von frischem Popcorn, gebrannten Mandeln oder dem Glühwein der zahlreichen Hochheimer Winzer, bis hin zum Geruch von Leder aus den Auslagen der Gürtel- und Portemonnaie-Händlern ist alles dabei. Dazu gesellen sich die blinkenden Lichter von zahlreichen Fahrgeschäften, die erst bei Nacht ihr volles Flair entfalten. Neben dem bekannten Riesenrad gibt es unter anderem ein Karussell und eine Abenteuerwelt für die Kleinen und Fahrgeschäfte für Jugendliche und Erwachsene, wie den Breakdancer oder dem "XXL Höhenrausch", eine Riesenschaukel mit einer Flughöhe von bis zu 40 Metern und einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.
Nicht ganz so bunt und adrenalingeladen aber nicht weniger sehenswert liegt der historische Marktteil direkt hinter dem Ausstellungszelt. Hier sorgen Met-Stände, Händler und alte Holzkohlegrills, die gleichzeitig einen Teil des Geländes in weißen Rauch hüllen, für historische Stimmung.
Gerade für die Schausteller und Markthändler seien die vergangenen Jahre eine schwere Zeit gewesen, sagt Thomas Roie, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Frankfurt Rhein-Main. Umso schöner sei es, dass 98 Prozent der Gewerbetreibenden den Weg durch Corona gefunden hätten. "Wir freuen uns, uns hier endlich wieder treffen zu können", so Roie. Die Entscheidung für den Markt sei schwer gewesen. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und steigende Energiekosten betreffen alle, ob Schausteller oder Besucher. "Wir haben aber die richtige Entscheidung getroffen, den Markt stattfinden zu lassen", so Roie weiter.
Wiederbelebung nach Corona-Pandemie
"Ich habe mich so gefreut, dass der Markt wieder stattfindet", sagt Klaus Müller, der mit seinen Kinderspielzeugen aus Holz bereits seit 39 Jahren fester Bestandteil des traditionellen Festes ist. "Am Anfang der Corona-Pandemie habe ich meine Werkstatt in Ordnung gebracht", erinnert er sich. Doch irgendwann gab es schlicht nichts mehr zu tun. "Dann habe ich ein richtiges Rentnerleben geführt und bin drei Mal am Tag mit dem Hund spazieren gegangen." Am 8. Oktober ist er nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder auf einem Markt vertreten gewesen. "Da war die Hölle los, das hat mich total begeistert", erzählt er. Das Gleiche hofft er nun auch für die fünf Tage in Hochheim.
Ganz neu dabei ist Michi Henczel, die in diesem Jahr zum ersten Mal ihre Socken in Hochheim an den Mann oder die Frau bringen darf. "Früher war es unmöglich, hier einen Platz zu bekommen", weiß die Händlerin aus eigener Erfahrung. Doch ein Sockenhändler sei abgesprungen, weshalb sie den Platz ergattern konnte. Auch sie freut sich auf die kommenden Tage und bemerkt schon eine Stunde nach Eröffnung des Marktes die gute Laune ihrer Kunden. "Die Erwartungen sind natürlich hoch, die Kaufkraft der Besucher stimmt zumindest schon einmal", so Henczel. Dass der Hochheimer Markt zu den absoluten Jahreshighlights vieler Händler zählt, bestätigt auch Rainer Pohl, der mit seinem Feinkostladen in der Nähe des Riesenrades zu finden ist. "Wir haben drei Top-Veranstaltungen im Jahr, der Markt hier ist eine davon." Er ist ebenfalls zuversichtlich für die kommenden Tage. "Wir merken, dass die Menschen nach zwei Jahren Corona wieder raus wollen", so Pohl.
Bisher haben es rund 360 Marktstände nach Hochheim geschafft. "Es hat kurzfristige Absagen gegeben, weil die Händler keine Waren bekommen haben", erklärt Bürgermeister Dirk Westedt (FDP). So würden an der ein oder anderen Stelle noch Lücken auftauchen, die vielleicht über das Wochenende gestopft werden könnten.
Von Marcel Großmann