In Zeiten nahezu allumfassender sozialer Quarantäne, in denen sich Menschen in der Öffentlichkeit nur zu zweit oder als im selben Haushalt lebende Familie zeigen dürfen,...
HOCHHEIM. In Zeiten nahezu allumfassender sozialer Quarantäne, in denen sich Menschen in der Öffentlichkeit nur zu zweit oder als im selben Haushalt lebende Familie zeigen dürfen, sind Zusammenkünfte von Personenansammlungen verboten. Darunter fallen natürlich auch Gottesdienste in Kirchen und Gemeindezentren. Denn das Bibelzitat „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter Euch“, besitzt in Zeiten der Pandemie ein signifikantes Ansteckungspotenzial.
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Gerade in Zeiten von Krisen wirkt aber Kirche, insbesondere durch Gottesdienste, aufbauend, haltgebend, spendet Zuversicht und stiftet dabei die gemeinschaftsbildende Erkenntnis, dass man als einzelnes Individuum nicht alleine dasteht mit seinen Sorgen und Nöten. Doch genau diese sinnstiftende und tröstende Gemeinschaftserfahrung, die Menschen im Kollektiv über sich hinauswachsen lassen kann, ist in Zeiten von Corona durch die auferlegte Isolationspflicht allen Bürgern verwehrt. Wenn die Menschen nicht zur Kirche gehen dürfen, dann muss Kirche eben zu den Menschen kommen, und zwar dorthin, wo sie sich noch aufhalten dürfen - in ihrem eigenen Wohnzimmer.
Kirche kommt zu den Menschen
So hatten Pfarrer Friedhelm Meudt und Hendrik Zwaack die Idee, einen Gottesdienst aufzunehmen, den die Hochheimer Bürger im Internet auf Youtube abspielen können. „Wir haben uns für diese Plattform entschieden, weil viele Hochheimer, und vor allem auch die älteren, mittlerweile über Smart TVs mit integrierter Youtube-App verfügen“, betont Hendrik Zwaack im Gespräch mit dieser Zeitung. Selbst wenn die Enkel nicht mehr zu ihren Großeltern gehen können, lässt sich die Bedienung mit einem Telefongespräch Schritt für Schritt leicht erklären.
Die beiden Ideenentwickler konnten das Vorhaben freilich nicht alleine umsetzen. Dazu braucht es kompetente und kreative Mithilfe durch engagierte Mitglieder in der katholischen Kirchengemeinde. René Moravek zeichnet als Kameramann verantwortlich, Christoph Preis steuert den perfekten Ton bei, Hendrik Zwaack übernimmt Schnitt und Produktion und Henrik Schuld spielt die Orgel und singt bei den Liedern kräftig mit. Als tollen Einstieg in das Premieren-Video wurden Luftaufnahmen von St. Peter und Paul von Mathis Singer eingespielt, die er mit seiner Drohne aufgenommen hatte.
Besonders wichtig ist dem Produktionsteam darauf zu achten, dass die räumlichen Abstände zwischen den Machern und die hygienischen Vorschriften im Gottesdienstaufnahmeraum eingehalten werden. Mit aufwendiger Technik haben sie für den vergangenen Sonntag das erste Gottesdienstvideo produziert und ins Netz gestellt.
Aufwendige Technik für guten Ton und gutes Bild
„Es genügt nicht, ein Smartphone zu nehmen und alles aufzuzeichnen. Wir wollten, dass die Stimme des Pfarrers jederzeit deutlich zu verstehen ist, und auch die Bilder eine gute Qualität erhalten“, erläutert Hendrik Zwaack. So erhielt der Pfarrer ein Mikrofon an sein Revers, St. Bonifatius wurde ins rechte Licht gesetzt, ebenso wurde die Orgelmusik professionell am Mixerpult abgemischt. Die Versammlungskirche St. Bonifatius bot sich bei der Videopremiere an, wegen der besseren und stabilen Internetverbindung als etwa in St. Peter und Paul, weil man sich via LAN-Kabel an den Computer im Gemeindezentrum anschließen konnte. „Wir haben uns dazu entschlossen, den Gottesdienst aufzuzeichnen und nicht live mitzuschneiden, weil wir so viel leichter nachjustieren und Bildsequenzen in den Clip projizieren können,“ betont Hendrik Zwaack.
Gottesdienst in der Osternacht als Livestream?
Die Premiere war ein Erfolg, sie zeigt dem Produktionsteam aber auch, wie aufwendig das Ganze sein kann. Denn das Team überlegt nun, diese Gottesdienstreihe wöchentlich anzubieten. Solange bis die Ausgangsbestimmungen und Versammlungsmöglichkeiten wieder gewohnten sozialen Standards entsprechen. Dies könnte noch Wochen oder gar Monate dauern.
So denken die Teamer darüber nach, für den Gottesdienst in der Osternacht einen Livestream zu wagen. Doch das sind alles bislang erst nur Vorüberlegungen.
Für diesen Sonntag können sich die Gemeindemitglieder und alle Interessierte in jedem Fall auf einen weiteren Gottesdienst auf Youtube freuen. Der Gottesdienst im Netz ist ab Sonntag, 29. März, 10.30 Uhr online verfügbar.
Der Kanal auf Youtube heißt: Thomas More TV.