Veltliner, Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder, Rheinriesling, Welschriesling, Zweigeltrebe, Traminer, Sauvignon, Müller-Thurgau, Pálava, Frankovka – nicht nur der Kopf...
MIKULOV. Veltliner, Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder, Rheinriesling, Welschriesling, Zweigeltrebe, Traminer, Sauvignon, Müller-Thurgau, Pálava, Frankovka – nicht nur der Kopf dreht sich bei den vielen Rebsorten, die in Mikulov hier in Flaschen gefüllt werden.
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Das Werk Vino Mikulov gehört zur Oetker-Gruppe, es war der erste Besichtigungstermin während des Aufenthalts der Hochheimer Besucherinnen und Besucher – begleitet von Bürgermeister Rostislav Koštial und Jarek Smečka.
Vino Mikulov hat sich nach 1989 aus einem Staatsbetrieb zu einem modernen Abfüllbetrieb entwickelt. 28 Millionen Flaschen Wein und Sekt werden hier jährlich produziert. Neben den tschechischen Weinen, vor allem aus Mähren, importiert Vino Mikulov Weine aus der Slowakei, aus Slowenien und aus Italien. Ausländische Weine werden allerdings nur zur Sektherstellung verwendet.
Von einer Galerie aus hatten die Besucher einen guten Überblick auf die nahezu vollautomatische Abfüllanlage und Kellermeister Radim Šedivý erklärte die Abläufe im Detail. Die Anlage läuft, ohne menschliches Zutun, 12 Personen sind pro Schicht tätig und überwachen die Prozesse. Pro Schicht werden 53.000 Flaschen gefüllt, mit Schraubverschluss, Korken oder Plastikstoppen verschlossen, anschließend mit Kapseln und Etiketten versehen und dann von Robotern in Kästen gestellt und zu größeren Gebinden auf Paletten gesetzt.
„Ja, der Krieg in der Ukraine bringt auch für uns Probleme“, erklärt der Kellermeister auf Anfrage. Fast alle Materialien seien von fehlenden Lieferungen betroffen, das betrifft die kleinsten Vorprodukte, dreht sich allerdings vor allem um die Flaschen: „Die Glasfabrik bezieht ihren Grundstoff aus der Ukraine!“ Und freilich auch das Gas.
Riesige Tanks, liegend und stehend, aus Beton und Edelstahl ummantelt, die größten fassen 80.000 Liter, sind in großen Hallen aufgereiht.
Im Außenbereich befindet sich eine moderne stählerne Traubenpresse, die rund acht Millionen Kilogramm Trauben zerquetschen kann. Aber auch in diesem riesigen Betrieb gilt: kunterbunt geht gar nicht. Nur aus drei Gebieten rund um Mikulov werden die Trauben direkt geliefert, organisiert immer nach einzelnen Traubensorten. Auch in Mähren werden die Trauben mittlerweile überwiegend maschinell gelesen, zirka 80 Prozent sind es in der Region um Mikulov.
In der Gegend um die neue Partnerstadt Hochheims gedeihen insbesondere weiße Rebsorten – diese nehmen 80 Prozent der hiesigen Weinbergsfläche ein. Der höhere Kalkgehalt der Böden und die sehr warmen Einzellagen verleihen den Weißweinen ein mächtiges und zugleich unverwechselbares Mineralbouquet besonderer Art, erläutert Šedivý. Am meisten verbreitet ist die Sorte Welschriesling, die mit einem spritzigen Geschmack erfreut. Eine bekannte Spätsorte ist der Rheinriesling: Überreife Trauben bringen höchste Qualität. In der Rotweinherstellung wird am häufigsten St. Laurent verwendet, der eine dunkelrote Farbe aufweist, dann noch Blaufränkisch und Blauer Portugieser. Bei der anschließenden kleinen Verkostung erhalten die Hochheimer einen ersten Einblick über die verschiedenen Rebsorten mit ihren unterschiedlichen Geschmacksrichtungen.
Abends ging es in den Weinkeller
Seit 18 Jahren ist Radim Šedivý Kellermeister, von seiner Begeisterung für den Wein konnte sich die Gruppe auch noch abends überzeugen, beim Besuch im St-Urban-Weinkeller, den er managt. Dort kann man eigenen Wein in Boxen lagern lassen, die man dort anmietet. Es muss sich dabei aber um Wein aus Mikulov oder Orten aus der näheren Umgebung handeln. Weinboxenmieter können sich beispielsweise an zwei besonderen Veranstaltungen mit Weinverkostung und großem Buffet im Jahr erfreuen.
Wichtigstes Fest in der Region für Menschen, die gerne Wein trinken, ist das Pálava-Weinlesefest, das 2022 vom 9. bis 11. September stattfindet. Für die meisten Winzer bildet das Weinfest den Auftakt zum schönsten Teil ihrer Arbeit im Weinberg – der Lese der Trauben. Die Besucher können sich außerdem auf gute Live-Musik zahlreicher Bands, den historischen Umzug, einen Handwerkermarkt und ritterliches Feldlager freuen – sowie auf viele Stände mit Wein und Burčák (Federweißer).