Mit einer Version von van Beethovens „Ode an die Freude“ stimmte Hannah Kumlehm am Flügel die Gäste zur Feierstunde am vergangenen Samstagmorgen in der Aula der...
HOCHHEIM. Mit einer Version von van Beethovens „Ode an die Freude“ stimmte Hannah Kumlehm am Flügel die Gäste zur Feierstunde am vergangenen Samstagmorgen in der Aula der Heinrich-von-Brentano-Schule ein. Alle trugen während der Veranstaltung eine Maske. Der scheidende Schulleiter Karsten Keller begrüßte als Vertreter des Kultusministeriums Ministerialdirigent Christopher Textor, für das Schulamt Elisabeth Mudersbach, Kreisschuldezernent Axel Fink, die Vertreter der Stadtverordnetenversammlung und Bürgermeister Dirk Westedt. Ein besonderes Willkommen galt ehemaligen Lehrkräften, insbesondere Dieter Hofmann, dem ersten Direktor, der 28 Jahre lang der HvB vorgestanden hatte.
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Christopher Textor, selbst einstiger HvB-Schulleiter, erinnerte an das Leitbild der Schule. Die Kinder und Jugendlichen könnten ihre individuellen Talente entdecken, dies werde durch das Stufensystem gefördert, sei es im Haupt-, Real- oder Gymnasialzweig. So könne individuell die Persönlichkeit aller Kinder gestärkt werden und reifen. Kompetent gewährleistet werde dies durch eine Studien- und Berufsorientierung, für die die Schule bereits mehrfach zertifiziert worden sei, hob Textor hervor.
Was die Pandemie in den 2,5 Jahren gezeigt hätte, sozialer Austausch und pädagogische Unterstützung ließen sich durch Homeschooling oder Videokonferenzen nicht ersetzen. Diesen Austausch sollten Schüler wie Lehrer wieder intensiv nutzen. Textor wünschte dem engagierten Kollegium an der HvB weiterhin ein konstruktives Miteinander zum Wohle der Bildungseinrichtung.
„Sie machen einen hervorragenden Job und bereichern die Schullandschaft im Kreis“, betonte Kreisschuldezernent Axel Fink. War Namensgeber von Brentano ein Verfechter der europäischen Integration, finde sich der Integrationsgedanke im Leitbild der HvB und in der schulischen Praxis des Stufensystems, so Fink. Der Kreis stünde, wie vor 50 Jahren als die Boomer-Generation in die Bildungseinrichtungen strömte, vor großen Herausforderungen bei den Schulbauten. Dies könne aber nicht überall gleichzeitig erfolgen, so Fink. „Alle zwölf Städte im Kreis wachsen und Familien ziehen zu uns.“
Danach folgte der Walfänger-Song „Wellermann“, mit viel Power vom HvB-Schulchor vorgetragen. Das Lied avancierte während der Pandemie im Internet zu einem Symbol für Hoffnung in Zeiten von Quarantäne und sozialer Isolation.
„Die Schule ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Stadt“, unterstrich Bürgermeister Dirk Westedt. Den europäischen Gedanken aufgreifend, hoffe er auf rasche Wiederaufnahme der schulischen Austauschfahrten in die Partnerstädte von Hochheim und wünschte sich, dass in Zukunft auch mit Mikulov in Südmähren wechselseitige Klassenbesuche stattfinden.
Energische Worte kamen von Volker Jesinghausen, der „HvB-Institution“. Nach seiner 47-jährigen Tätigkeit an der Schule, zuletzt elf Jahre als Schulleiter, „brennt“ er nach wie vor für die HvB, aktuell in der Funktion als Vorsitzender des Fördervereins. Mit Blick auf das vergangene Jahrzehnt kritisierte er die anzutreffende Praxis des „Kurzzeitschulleiters“. „Leitungs- oder verantwortungsbewusst finde ich das nicht“, sagte er. Eine Schulleitung müsse langfristig an der HvB wirken, um Konstanz zu gewährleisten und bildungseffizient zu arbeiten, und lokal am Ort eingebunden sein. Zum Thema Digitalisierung betonte der Fördervereinsvorsitzende ihren notwendigen Beitrag für eine zukunftsorientierte Einrichtung. Schule sei aber nach wie vor in der Hauptsache persönlich. Kein digitales Medium könne den direkten Kontakt von Lehrer und Schüler ersetzen, so Jesinghausen.
Die Stadt wachse und damit auch die Nachfrage nach einem Abiturabschluss in Hochheim. Die HvB sei gleichermaßen eine berufs- wie studienorientierte Schule. „Schade, dass es diese Kombi nicht mehr bis zum Abitur gibt“, meinte der Fördervereinsvorsitzende. Ein großes Problem stelle zudem die marode bauliche Substanz dar. Die HvB gehöre nach 50 Jahren generalsaniert oder neu errichtet. Jesinghausen erinnerte sich noch gut an mündliche Zusagen von Kreisvertretern, als er Schulleiter war, und das liegt bereits mehr als ein Jahrzehnt zurück.
Harmonisch ging es weiter mit dem Schulchor unter Leitung von Svitlana Tulchiner und dem Song „Cover me in Sunshine“. Der Elternbeiratsvorsitzende Markus Kron ermunterte im Anschluss die Schüler, die Chancen von Praktika zu nutzen und Initiative zu zeigen, um die eigene Zukunft zu formen. Den politischen Vertretern legte er ans Herz, mit Eltern und Jugendlichen draußen am Jahrmarkt ins Gespräch zu kommen. Eine sehr persönliche Rede hielt Schulsprecher Marvin Venitz, der deutlich machte, wie unverzichtbar die Tätigkeit der Schulsozialarbeit an der HvB ist. Dazu passte die Refrainzeile des Schulsongs, den die Klasse 7e geschrieben hatte und nur durch Instrumente aus dem Einspieler unterstützt vortrug: „HvB, hier fühl‘ ich mich sicher“.