Ein Haus voll Musik und gutem Geist

Das Blasorchester Hochheim beim Benefizkonzert der Rotarier Flörsheim/Hochheim in der voll besetzten Pfarrkirche St. Peter und Paul. Es war das erste Konzert nach der langen Corona-Pause. Foto: Dietmar Elsner

Viele Freunde guter Blasmusik trafen sich am 14. Oktober in der Kirche St. Peter und Paul. Die Veranstaltung war ausverkauft, auch die Empore war bis auf den letzten Platz...

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HOCHHEIM. Viele Freunde guter Blasmusik trafen sich am 14. Oktober in der Kirche St. Peter und Paul. Die Veranstaltung war ausverkauft, auch die Empore war bis auf den letzten Platz besetzt. Kaum jemand trug eine Maske. Corona wird von den meisten Menschen offensichtlich bereits als normale Erkältungskrankheit eingestuft.

Das Blasorchester Hochheim beim Benefizkonzert der Rotarier Flörsheim/Hochheim in der voll besetzten Pfarrkirche St. Peter und Paul. Es war das erste Konzert nach der langen Corona-Pause. Foto: Dietmar Elsner
Pfarrer Friedhelm Meudt bedankt sich für die unglaublich schöne Musik. Links Moderatorin Claudia Stankau und rechts der Chefdirigent des Blasorchesters Nico Leikam vor seinen Musikern. Foto: Dietmar Elsner

Die 40 Musiker liefen bei rauschendem Begrüßungsbeifall zwischen den Bänken zum Altarraum, gefolgt von Chefdirigent Nico Leikam. Zwei Jahre Pause waren endlich vorbei! Unverzüglich füllten die Musiker den Kirchenraum mit einem mächtigen Sound, den nur ein Blasorchester leisten kann. Die erst sieben Jahre alte eindrucksvolle lyrische Hymne „Vita Pro Musica“ (ein Leben für die Musik) von Thiemo Kraas ist ein Werk, dessen Wirkung sich niemand entziehen kann. „Ein gelungener Auftakt“, stellte Moderatorin Claudia Stankau, Gründungsmitglied des Rotary Club Hochheim-Flörsheim Oberer Rheingau, fest. Charmant begrüßte sie die Besucher und die Ehrengäste zum dritten Rotary-Benefizkonzert mit dem Blasorchester des Spielmanns- und Fanfarenzugs der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main e.V. unter der Leitung des Chefdirigenten Nico Leikam.

Souverän führte sie durch den Abend, obwohl sie von Nervosität sprach. Dirigent Nico Leikam pflichtete ihr bei, doch auch er ließ sich nichts anmerken und führte seine Musiker sicher durch das anspruchsvolle Programm.

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Bürgermeister Dirk Westedt begrüßte im Namen der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats die Gäste, zitierte die Ziele der Rotarier: Humanitäre Hilfe und Einsatz für Frieden und Völkerverständigung. Er kommentierte: „Wenn wir nur mehr davon hätten.“

Musik mit großer emotionaler Wirkung

Der Soundtrack zum dreifach mit Oskars prämierten Film „Dances with wolves“ (Der mit dem Wolf tanzt) verlangte vom Orchester eine enorme Flexibilität und präzise Ausdrucksweise, um die dramatische Handlung und die atmosphärischen Stimmungen zu interpretieren. Claudia Stankau bekundete ihre Hochachtung für diese großartige Leistung. Wie bei den folgenden Werken auch, stellte sie die Solisten einzeln dem Publikum vor.

Sichtlich beeindruckt begrüßte auch der amtierende Präsident Dr. Tobias Mayer die Besucher. Er war vom Zuspruch und der vollen Kirche überwältigt und bedankte sich bei Elmar Rosenkranz für die gelungene Organisation des Konzerts.

Es folgte die Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach „Jesus bleibet meine Freude“ von 1723. Wieder folgte eine beeindruckende Filmmusik. In „Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“ sucht eine Dorfbewohnerin Zuflucht im Chor vor ihrem gewalttätigen Ehemann: „Meine Sehnsucht bringt mich hier her.“

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Die folgende Vertonung „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ ist das letzte Gedicht des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer vor seiner Hinrichtung im KZ: „Erwarten wir getrost, was kommen mag.“

Konkrete Projekte vorgestellt

In der Pause konnten die Besucher bei einem Glas Wein nicht nur genießen, sondern auch etwas Gutes tun. Von jeder Flasche 2021 Rotary Riesling Trocken, Hochheimer Kirchenstück, aus dem Weingut Rebenhof gehen vier Euro in die Spendenkasse.

Vor dem zweiten Teil des Konzerts sprach Claudia Stankau über die allgemeinen Ziele der Rotarier und die konkreten Projekte im Verein. Die Einnahmen aus den Eintrittskarten gehen vollständig an den Deutsch-Ukrainischen Verein Rhein-Dnipro. Der hilft Kriegsopfern, schickt Einrichtungen für Krankenhäuser und soziale Einrichtungen in die Ukraine. 20 Transporte kamen bereits direkt bei den Empfängern an.

Es ging weiter mit der „Seagate overture“. Die strotzt geradezu vor Energie, Fröhlichkeit, Enthusiasmus und erreichte die Besucher bis in die letzte Reihe.

„Mountain Wind“ ist ein kleines feines Konzertwerk von Martin Scharnagl für Blasorchester. Es beschreibt den durch die Berge streichenden Wind. Mit seiner beeindruckenden Schlichtheit erzielt das Werk eine große emotionale Wirkung.

Eine der reizvollsten Kompositionen ist der Soundtrack von Alan Silvestri zum Film „Forrest gump“. Mit schönen Melodien und einer berührenden Atmosphäre schildert er 40 Jahre amerikanische Geschichte.

Das Konzert endete (vorläufig) mit einem weiteren Soundtrack. Der US-amerikanische Animationsfilm „How to train your dragon“ (Drachenzähmen leicht gemacht) entstand am Computer und in 3D. Irische und schottische Musik, aber auch Jan Sibelius hinterließen ihre Spuren in den vielfach ausgezeichneten Filmmelodien von John Powell.

Pfarrer Friedhelm Meudt freute sich über die doppelte Füllung der Kirche. Zum einen mit der unglaublich schönen Musik. Zum anderen mit dem Geist der Nächstenliebe, wie sie die Rotarier praktizieren: „Sie unterstützen Menschen, die unsere Hilfe dringend brauchen. Sie haben ein Licht angezündet in dunklen Zeiten.“

Als Zugabe intonierte das Blasorchester ein Werk, das von den Deutschen Ulrich Roever und Michael Korb 1982 anlässlich der Highland Games in Deutschland komponiert wurde. Es wurde von begeisterten Schotten sogar als neue schottische Nationalhymne vorgeschlagen. Das wunderbare Konzert endete mit diesen Dudelsackklängen aus „Highland Cathedral“, mit nicht enden wollendem Applaus für die Musiker und mit Blumen für die hervorragende Moderatorin.