Die Romantik des Nordens

Das Hochheimer Kammerorchester bedankt sich für den lang anhaltenden Applaus nach der Zugabe „Salut d‘ amour“ am Ende des Konzerts in St. Peter und Paul. Links vorne am ersten Pult die Leiterin des Orchesters Katrin Ebert. Foto: Dietmar Elsner

Die mehr als zwei Jahre andauernde Pandemie wirft lange Schatten. Hochheims Kulturveranstaltungen sind zwar wieder da, aber noch nicht alle fanden in den alten Rhythmus der...

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HOCHHEIM. Die mehr als zwei Jahre andauernde Pandemie wirft lange Schatten. Hochheims Kulturveranstaltungen sind zwar wieder da, aber noch nicht alle fanden in den alten Rhythmus der Aufführungen zurück. Als nun wegen Corona eine geplante Veranstaltung in der vorgesehenen Form nicht zustande kam, übernahm das Hochheimer Kammerorchester spontan den Termin. Ohne externen Veranstalter, ohne Sponsoren, ohne Catering und bei freiem Eintritt. Die Leiterin des Orchesters Katrin Ebert drückte es so aus: „Wir wollten einfach wieder spielen!“

Und so präsentierten nun am Sonntag, den 12. Juni die achtzehn Musikerinnen und Musiker des Hochheimer Kammerorchesters in St. Peter und Paul Kompositionen von Elgar, Sibelius und Grieg unter dem Motto: „Romantik des Nordens“.

Man spürte sofort die Spielfreude nach der zwangsweise verordneten Konzertpause. Das Ensemble hat viele Freunde und Stammgäste. Der freie Eintritt half wohl auch noch ein wenig dabei, dass viel mehr Besucher als erwartet kamen und sogar die Programmhefte knapp wurden. Katrin Ebert leitete das Orchester vom ersten Pult aus, moderierte zwischen den Stücken und unterhielt dabei die Besucher mit interessanten und unterhaltsamen Hintergrundinformationen zu den Werken und den Komponisten.

Edward Elgar: Serenade für Streichorchester e-Moll

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Schon der Konzertbeginn war ungewöhnlich. Weder Begrüßungsworte noch ein fulminanter Einsatz des Orchesters eröffnete das Konzert. Nur das sehr kurze Thema, von den Bratschen allein vorgetragen, erklang kurz. Katrin Ebert erklärte, an welchen Stellen und von welchen Instrumenten es wieder aufgegriffen werden wird und in welchem Zusammenhang es dann stehen wird.

Der erste Satz ist geprägt von Suche, Sehnsucht und Unruhe, ist also eigentlich wenig romantisch. Der zweite Satz schon eher, allerdings so, wie Richard Wagner die Romantik verstand, also nach dem Prinzip der unendlichen Melodie. Der dritte Satz verbreitete das ersehnte Gefühl von Befreiung, fand zurück zum Anfangsmotiv und löste sich schließlich immer leiser werdend in sphärischen Klängen auf.

Romanze in C-Dur von Jan Sibelius

Zur Einstimmung auf das Werk des finnischen Komponisten erinnerte Ebert an die kurzen Sommer und langen Winter in den nordischen Ländern. Das gerade mal fünf Minuten lange Werk beginnt leise, die Steigerungen lassen durchaus Gefühle der wohligen Wärme und der Sehnsucht nach Sonne aufkommen, bevor die Streicher zart und leise die verträumte Melodie aushauchen. Wunderschön.

„Aus Holbergs Zeit“ von Edward Grieg

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Das dritte Stück ist ein Klassiker. Der norwegische Komponist schrieb es 1884 anlässlich des Jubiläums zum 200. Geburtstag des dänisch-norwegischen Dichters Ludvig Holberg. Die spätbarocke Orchestersuite beginnt mit einem Präludium, es sorgt für festliche Stimmung. Darauf folgen die damals beliebten französischen Tanzformen Sarabande, Gavotte und Musette. Der letzte Tanz, der Rigaudon, ein aus Volkstänzen hervorgegangener Hof- und Gesellschaftstanz beendet dieses reizvolle Spiel mit alten Formen und Klängen.

Dem Streichorchester gelang es, die Klangfarben und die Schönheit des Werkes im großen Kirchenraum auf hohem Niveau zur Geltung zu bringen. Elgar, Sibelius und Grieg waren eine ideale Wahl, um den Geist der nordischen Musik zu vermitteln. Nach dem lang anhaltenden Applaus servierten die Musikerinnen und Musiker den Besuchern noch einen Ohrwurm für den Heimweg: „Salut d‘ amour“ von Edward Elgar.