Promi-Flair in Hochheim: Vorbei an den wartenden Zaungästen fuhr am Donnerstag um kurz nach 11.30 Uhr eine Mercedes-Limousine auf den Parkplatz auf dem ehemaligen...
HOCHHEIM. Promi-Flair in Hochheim: Vorbei an den wartenden Zaungästen fuhr am Donnerstag um kurz nach 11.30 Uhr eine Mercedes-Limousine auf den Parkplatz auf dem ehemaligen Tetrapak-Firmengelände. Dort stieg mit Boris Becker der wohl bekannteste deutsche Tennisspieler aus, um sogleich von Kamera-Teams und Fotografen umringt zu werden.
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Begrüßt von Reporterikone Rolf Töpperwien war der dreimalige Wimbledon-Sieger nach einer Knie-OP in Frankfurt nach Hochheim gekommen, um dort mit Politprominenz und Investoren den Spatenstich der „Boris Becker International Tennis Academy“ (BBITA) zu feiern. Gemeinsam mit Bürgermeister Dirk Westedt, Landrat Michael Cyriax, den Investoren Khaled Ezzedine und Daniel Köhler sowie weiteren Ehrengästen schaufelte er die ersten paar Haufen Erde, wo im Oktober 2020 der erste Teil des 20 Millionen Euro teuren Großprojekts entstehen soll.
„Das ist ein sehr großes Projekt, auch unweit weg von Leimen. Insofern ist das natürlich auch eine Herzensangelegenheit“. Wo Boris Becker draufsteht, muss Boris Becker drin sein – das sagt der gebürtige Leimener selbst und meint damit: Er will sich um die Akademie, die Trainer sowie Spielerinnen und Spieler vor Ort kümmern, auch wenn er dies nicht jede Woche tun könne. Für Becker jedenfalls eine „große Verantwortung und ein besonderer Tag in meinem Leben“.
Teil der 48.000 Quadratmeter großen Akademie wird ein Internat sein, das jedes Jahr 270 Kindern und Jugendlichen Platz bieten soll, die dort ihre allgemeine Fachhochschulreife erhalten können. Schule und Leistungssport sei ein Spagat, den viele Jugendliche auch schon sehr früh gehen müssen, so Becker. „Wir reden gerne über Federer, Djokovic, Nadal und Serena Williams, aber viele schaffen es nicht. Deswegen bin ich immer ein Befürworter, dass man eben auch Priorität auf Schule und Erziehung legt. Das ist hier gegeben.“ Ab der 5. Klasse können die Schüler Ende Sommer 2021 – zum Schuljahresbeginn – vormittags in den Unterricht gehen und nachmittags Tennis spielen. Darüber hinaus wird die BBITA auch ein 4-Sterne-Hotel mit 110 Zimmern, zahlreiche Außenplätze und die größte Indoor-Tennishalle der Welt umfassen. Im Boris-Becker-Museum können die größten Erfolge der Tennislegende hautnah erlebt werden.
Der 52-Jährige hat in seiner sportlichen Laufbahn Siege, aber auch bittere Niederlagen erlebt – wie Nachwuchsspieler mit dem Druck auf dem Platz, mit Fair-Play und den Regeln umgehen, das soll ihnen in der Akademie vermittelt werden. „Auch das ist eine Lebensschule, es stärkt den Charakter und die Persönlichkeit“, betont Becker; Tennisspieler zu sein sei halt „ein verdammt harter Job“.
Eine Menge Arbeit kommt jetzt auf die Bauarbeiter zu. Denn bereits um 13 Uhr am Donnerstag sollten die ersten Bagger anrollen und 2.000 Tonnen Schotter anliefern. Zuvor – zeitgleich mit dem Spatenstich – erhielt Investor Khaled Ezzedine die offizielle Bauurkunde. In den nächsten Wochen soll die erste 8-Felder-Halle entstehen und Ende dieses Jahres die ersten Spiele darin stattfinden.
Der letzte Bauabschnitt für die BBITA soll bis spätestens 2025 durch sein, zuvor hatten alle Verantwortlichen sich überraschend schnell wegen des Großprojekts geeinigt. „Ich muss auch einen großen Dank an die Stadtverordneten und die Kreisverwaltung machen, die an dieser Stelle so mitgezogen haben, dass es so schnell geht“, betonte Bürgermeister Dirk Westedt. Das sei in der Tat ja eher ungewöhnlich, konnte sich das Stadtoberhaupt einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.
Von Steffen Thimm