Das rollende Automobilmuseum

Dennis Schmidt entsteigt seinem Cadillac Eldorado von 1971. Das Cabrio hat 8,2 Liter Hubraum und warnt mit einer Hupe, die eher an ein Schiffsnebelhorn erinnert. Fotos: Dietmar Elsner

Ausrichter dieser traditionellen Oldtimer-Rallye ist der Main-Taunus-Kreis, Schirmherr Landrat Michael Cyriax. 120 Teilnehmer hatten sich angemeldet, das unangenehme...

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HOCHHEIM. Ausrichter dieser traditionellen Oldtimer-Rallye ist der Main-Taunus-Kreis, Schirmherr Landrat Michael Cyriax. 120 Teilnehmer hatten sich angemeldet, das unangenehme Aprilwetter reduzierte die tatsächlich am Sonntag, den 18. September gekommenen auf rund 100 Fahrer.

Dennis Schmidt entsteigt seinem Cadillac Eldorado von 1971. Das Cabrio hat 8,2 Liter Hubraum und warnt mit einer Hupe, die eher an ein Schiffsnebelhorn erinnert. Fotos: Dietmar Elsner
Der 84 Jahre alte Manfred Liebold aus Sulzbach, als amerikanischer Soldat verkleidet, mit seinem Willys MB von 1943.
Die Feuerwehr ist da, mit den noch immer einsatzbereiten Fahrzeugen von 1965, 1981 und 1986. Aufschrift: Katastrophenschutz – Stadt Hattersheim a.M. – Freiwillige Feuerwehr Okriftel.
Silas Klug (links) erreichte die höchste Punktzahl und damit den ersten Platz. Das Fahrzeug: Ein  Jaguar XJ 6 von 1977. Neben ihm: Raimund Becker von der Taunus Sparkasse, Landrat Michael Cyriax, Bürgermeister Dirk Westedt, Moderator Bernd Schultz, Weinprinzessin Julia, Weinkönigin Viktoria, Weinprinzessin Jana und Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei.

Das erste Fahrzeug startete um 10 Uhr am Landratsamt in Hofheim. Alle weiteren folgten im Abstand von einer Minute. Das Porsche Zentrum Hofheim bewirtete die Teilnehmer zur Mittagspause. Ziel nach 130 Kilometern Fahrt war das Marktgelände am Weiher in Hochheim. Der Leiter des Haupt- und Organisationsamts Aryo Bisso organisierte die Tour, Fahrtleiter war Mark Franzen.

Es handelt sich um eine touristische, mit einem Roadbook geführte Oldtimertour durch den Main-Taunus-Kreis mit leichten Aufgabenstellungen. Für deren Lösung gab es Punkte, die drei besten Teams bekamen Urkunden und Pokale. Die originellen Aufgabenstellungen an den Stationen hießen „Wisch und weg“, „Kreisdiskussion“, „GO!“ oder „Hofheim Grand Prix“. Knifflige, nicht immer ernst gemeinte Fragen mussten beantwortet werden. Geschickte Fahrer, die ihr Gefährt präzise lenken können, gute Reaktionszeiten und Beifahrer mit Navigationskenntnissen waren im Vorteil. Der Punktestand machte auch deutlich, wie gut sich Fahrer und Beifahrer ergänzen, verstehen und miteinander harmonieren.

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In Hochheim begrüßte Moderator Bernd Schultz jedes Fahrzeug, das in das Ziel gleich neben dem Weinprobierstand einbog. Mercedes-Benz war vielfach vertreten. Es kamen teils recht wertvolle Gefährte von Jaguar, Rolls-Royce, Porsche, Ferrari, BMW, Audi, Opel, Ford, Fiat, Glas, Nissan, Lancia, Citroën, Peugeot, Alfa Romeo, Triumph, MAN, Chevrolet, Cadillac, Plymouth, Corvette, Mazda, MG, Jeep, Austin und natürlich auch Volkswagen. Die Freiwillige Feuerwehr Okriftel (Stadt Hattersheim) war mit den größten Fahrzeugen gekommen. Zwei historische Löschfahrzeuge und ein Leiterwagen, alle immer noch einsatzbereit, wurden von den Besuchern bestaunt.

Axel Wintermeyer, Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei sprach vom Sauwetter, den Oldtimern ohne Klimaanlage („ich kam mit dem normalen Auto“), auch vom Kulturgut Automobil, von Ingenieurskunst und Unternehmergeist, Innovation und der Demonstration für die Freiheit der Bewegung. Dass auch einige Landes-, Kreis- und Stadtpolitiker Oldtimer-Fans sind, hörte man an Fragen wie: „Willst Du nicht auch mitfahren?“ „Leider keine Zeit an solchen Tagen.“

Landrat Michael Cyriax bedankte sich vor allem bei seinen Mitarbeitern und Helfern, die in ihrer Freizeit als Streckenposten oder Organisatoren viel zu tun hatten. Hauptsponsor war die Taunus Sparkasse, vertreten durch das Mitglied des Vorstandes Raimund Becker. Außerdem unterstützten die Rallye das Porsche Zentrum Hofheim und der Fahrzeugpflegebetrieb Kunic in Hofheim sowie die Stadt Hochheim am Main.

Rallye für einen guten Zweck

Die Main-Taunus-Klassik ist eine Benefiz-Veranstaltung. Der Erlös dient einem „guten Zweck“. Er geht an die Maintaunus Stiftung und kommt bedürftigen Menschen im MTK zugute. Ein weiterer Teil der Erträge geht an den Verein Main-Taunus Naturlandschaft und Streuobst.

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Die Gewinner der 9. Rallye sind: Platz 1: Silas Klug und Thomas Klug, Jaguar XJ 6 1977; Platz 2: Dirk und Silke Potthast, Opel Manta A Luxus; Platz 3: Martin und Gabi Schuchardt, Audi Quattro 1981.

Den Preis für das älteste Fahrzeug erhielten Ingo und Christiane Winterstein mit ihrem Rolls Royce 25/30 Gurney Nutting Owen Sedanca Coupe von 1936. Der Wagen mit der berühmten Emely-Skulptur auf dem Kühler war in seinem Leben schon ganz viel unterwegs, mal in England, dann in Irland, 20 Jahre lang in den USA bei San Diego und nun in Deutschland. Alle weiteren Rallye-Ergebnisse sind auf der Internetseite main-taunus-klassik.de zu sehen.

Ein Teil der Einnahmen kam aus der Lotterie. Viele Fahrer hatten sich beteiligt. Hochheims Weinkönigin Viktoria und die Prinzessinnen Jana und Julia waren für die Verlosung zuständig. Hinter den Losnummern verbargen sich auch signierte Fußbälle von Eintracht Frankfurt und Pflegepakete des Fachbetriebs Semir Kunic im Wert von bis zu 750 Euro.

Die Verabschiedung übernahm Bürgermeister Dirk Westedt. Er staunte, weil er nirgendwo Rost an den gepflegten alten Fahrzeugen gesehen hatte und wünschte noch einen gemütlichen Ausklang nebenan am Weinprobierstand: „Wir haben noch genug Wein da.“

Nicht alle blieben, langsam leerte sich das rollende Museum. Ein Oldtimer nach dem anderen verließ das Weihergelände, meist nicht geräuschlos. Zu den diversen Motorensounds kamen noch die unterschiedlichsten Warnsignale, passend zum Verkehrsgeschehen der Vergangenheit. Als die drei Löschfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Okriftel mit Blaulicht und Martinshorn dem Ausgang zustrebten, antworteten ihnen zum Abschied einige Oldies mit ihren Hupen. Das begann mit ulkigen Geräuschen, die man eher auf einem Kinderspielplatz erwartete und ging hin bis zum Respekt einflößenden Nebelhorn eines Ozeandampfers.