Baumlehrpfad auf der Käsbachwiese

Staatssekretär Oliver Conz vom Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin mit dem Förderbescheid und Bürgermeister Dirk Westedt stehen auf dem weichen Boden des Hackschnitzelbelags am neuen Baumlehrpfad auf der Käsbachwiese im Westen des Stadtgebiets. Foto: Jürgen Kunert

(red/jk). Auf dem städtischen Wiesengrundstück entlang der westlichen Bebauungsgrenze der Sudetenstraße befindet sich die sogenannte „Käsbachwiese“. Bei dieser im...

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HOCHHEIM. Auf dem städtischen Wiesengrundstück entlang der westlichen Bebauungsgrenze der Sudetenstraße befindet sich die sogenannte „Käsbachwiese“. Bei dieser im Außenbereich liegenden Grünfläche, die direkt an die Bebauung angrenzt, handelt es sich um eine extensiv gepflegte Wiesenfläche mit Altbaumbestand im Besitz der Stadt Hochheim am Main.

Die vorhandene Baumstruktur setzt sich überwiegend aus Ahorn und Birken zusammen. Aufgrund der letzten heißen Sommer und auch der Rußrindenkrankheit sind mehrere Bäume abgestorben und eine Vielzahl von Spitz- und Bergahorn mussten gefällt werden. Auf der von Bürgern beliebten Käsbachwiese und entlang der angrenzenden Sudetenstraße sind hierdurch größere Lücken in der vorhandenen Grünstruktur entstanden.

Seit mehreren Jahren besteht in den politischen Gremien das Bestreben, auf der Käsbachwiese einen Baumlehrpfad anzulegen. Erstmals wurde der Antrag durch die GRÜNEN-Fraktion am 9. Juni 2011 eingebracht, wie sich Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin erinnerte. Nachdem für die Maßnahme im Rahmen der Haushaltsberatung Mittel eingestellt wurden, wurde von der städtischen Grünplanung vor mehr als einem Jahr ein Konzept erstellt und dem Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschuss im Februar 2021 präsentiert, ehe es anschließend von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.

Land Hessen unterstützt das Projekt

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Die Stadt Hochheim stellte anschließend einen Förderantrag für den Baumlehrpfad und dieser Antrag wurde von der Hessenkasse und dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz positiv beschieden.

So überreichte am vergangenen Mittwoch der zuständige Staatssekretär Oliver Conz den Förderbescheid an Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin und Bürgermeister Dirk Westedt. „Ich freue mich, dass wir dieses tolle Projekt mit rund 80.000 Euro unterstützen können. Auf dem Baumlehrpfad können kleine und große Naturbegeisterte die Vielfalt der hessischen Baumwelt erleben.“

Conz betonte in diesem Zusammenhang, dass vieles, was in der Natur bislang als selbstverständlich erachtet wurde, durch den Klimawandel gefährdet werde. „Wir dachten, wir hätten gutes Wasser, gute Luft und Bäume im Überfluss. Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat uns gezeigt, dem ist nicht so“. Allein in Hessen sind in den vergangenen Jahren 90.000 Hektar an Wald in Folge der Trockenheit und der daraus resultierenden Krankheiten durch Pilz- und Schädlingsbefall zerstört worden. Das sind 10 Prozent der gesamten Waldfläche in Hessen. Dabei machte das Baumsterben selbst vor Buchen nicht halt. Hier traf es insbesondere 100 bis 120 Jahre alte Bestände, offenkundig hatten sie dem Rückzug des Grundwassers in tiefere Schichten nichts entgegenzusetzen. Jüngere Buchenpflanzen dagegen reagierten und trieben ihre Wurzeln tiefer in den Boden.

„Wir müssen achtsam mit unserer Natur umgehen, sie nachhaltig pflegen, damit sie uns erhalten bleibt“, betonte Conz. So plane sein Ministerium beispielsweise einen wertvollen Eichenwaldbestand im Ried durch ein künstliches Bewässerungssystem am Leben zu erhalten. „Der komplette Wald hat sonst keine Chance. Er ist völlig abgekoppelt von den zurückgegangenen Grundwasserströmen.“

Der Staatssekretär wies darauf hin, dass man dem Klimawandel auch personell entgegentreten müsse. Für den hessischen Wald wurden 200 neue Försterstellen geschaffen. Was in den vorangegangenen Jahrzehnten personell abgebaut worden war, lasse sich aber nicht im Handumdrehen revidieren. In der Forstwirtschaft fehlten insgesamt gut ausgebildete Waldfacharbeiter.

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Zurück zum Förderbescheid:

Mit der HESSENKASSE unterstützt das Land speziell die Kommunen in Hessen, die es erfolgreich geschafft haben, trotz ihrer Haushaltslage auf Kassenkredite zu verzichten und gespart haben.

Stadtverordnetenvorsteherin Claudia Weltin dankte dem Staatssekretär „im Namen der Stadtverordnetenversammlung und der Hochheimer Bürgerinnen und Bürger“ und wünschte sich für die Zukunft, dass „möglichst viele junge wie ältere Menschen den Baumlehrpfad besuchen und in ihrer Freizeit gleichzeitig die elementare Bedeutung und Vielfalt der Natur erfahren.“

Auch Bürgermeister Dirk Westedt betonte „die Aktualität des Projekts in einer Zeit des Klimawandels“, verwies auf die aktuellen Maßnahmen der Stadt Hochheim und sieht „in dem jetzigen Projekt den Auftakt für den Naturlehrpfad, der in den kommenden Jahren mit einer Gesamtlänge von sechs Kilometern entstehen wird.“

Interessantes über unsere Bäume

Der Baumlehrpfad wurde nun im vorderen Bereich, auf Höhe der Käsbach-Brücke Richtung Tennisplätze, auf einer rund 5.000 m² großen Fläche umgesetzt. Der vorhandene rund 100 Bäume umfassende Bestand blieb erhalten und wurde im Bereich der entstandenen Lücken durch 23 neue Bäume ergänzt. Hierbei sind auf der Wiese überwiegend heimische Laubbäume, wie Linde, Eiche oder Vogelkirsche, und entlang der Sudetenstraße sogenannte „Klimabäume“ mit teilweise auch nicht heimischer Herkunft wie ein Ginkgo, ein Amberbaum oder ein Blasenbaum als Straßenbaum ergänzt worden. Vorhandenes Totholz und größere Baumstämme, wie ein Teilstück eines Pappelbaumstammes mit Stammdurchmesser von 113 Zentimetern sind als Habitat für Insekten, sowie als Anschauungsobjekte auf der Wiese punktuell integriert.

Neben einer fachmännischen Baumverankerung inklusive Weißanstrich und Bewässerungssack wurden an den gepflanzten Bäumen, sowie an einigen bemerkenswerten vorhandenen Baumexemplaren, wie der Hängeweide, einigen Pappeln und den großen Platanen, insgesamt 34 informative Baumtafeln aufgestellt, die beispielsweise über Baumhöhe, Blütezeit und Blattform Wissenswertes vermitteln.

So ist es ab jetzt bei einem Spaziergang über den mit Holzhackschnitzeln befestigten Rundweg möglich, Interessantes über die dort wachsenden Bäume zu erfahren. Der Weg wurde in die vorhandene Wiesenstruktur integriert und hat eine Breite von 1,20 Meter und weist eine Rundweglänge von rund 400 Metern auf.

Für eine kleine Pause unter den schattigen Baumkronen laden an mehreren Stellen rustikale Holzbänke aus Robinienholz zum Verweilen ein.

Im Bereich der Käsbachbrücke befindet sich zusätzlich zu den Baumtafeln ein kleiner Infopunkt, der anhand von großen Schautafeln, weiteres Wissen über den Aufbau des Baumes vom Blatt bis zur Wurzel vermittelt. Abgerundet wird das neue Naherholungsangebot des Baumlehrpfades auf der Käsbachwiese durch einen kleinen Barfuß- und Tastpfad. Hier heißt es ab jetzt Schuhe ausziehen und die unterschiedlichen Füllmaterialien von Sand über Kieselsteine bis hin zu Rindenmulch ertasten.

Der Baumlehrpfad wurde nach der Planung der städtischen Grünplanung im Frühjahr 2022 durch eine externe Galabaufirma mit Fördermitteln aus der Hessenkasse erfolgreich umgesetzt. Der Lehrpfad auf der Käsbachwiese soll zukünftig naturinteressierten Bürgern, Schulklassen und Kindergärten als informatives Ausflugsziel in der Hochheimer Weststadt und in unmittelbarer Nähe zum beliebten Abenteuerspielplatz am Käsbach zur Verfügung stehen. Am vergangenen Mittwoch nahmen während eines Spaziergangs Kinder aus der katholischen Kita St. Elisabeth den Baumlehrpfad in Augenschein. Das Laufen auf dem Holzhackschnitzeln fühlte sich dabei samtweich an.