„Wir wollen Meer und tauchen ab“ – so lautet das Motto der Ferienspiele der städtischen Jugendpflege auf dem Gelände am Käsbach. Das letzte Mal „normale“...
HOCHHEIM. „Wir wollen Meer und tauchen ab“ – so lautet das Motto der Ferienspiele der städtischen Jugendpflege auf dem Gelände am Käsbach. Das letzte Mal „normale“ Ferienspiele liegt schon einige Jahre zurück. Es war die Sommerstadt 2019, in der sich die Kinder in den letzten beiden Ferienwochen unbeschwert austoben konnten. Ein Jahr später, 2020 war es lange nicht klar, ob und in welcher Form überhaupt ein Veranstaltungsangebot im Sommer möglich werden könnte. Schließlich hatten dann 140 Kinder Gelegenheit, an zehn Tagen, wenn auch mit zahlreichen Einschränkungen versehen, gemeinsam etwas zu unternehmen.
Ein Jahr später wurden die Hygienekonzepte und aktivitätseinschränkenden Vorsichtsmaßnahmen fortgesetzt und der Teilnehmerkreis vergrößert. 220 Kinder wurden in festen Gruppen aufgeteilt und auch räumlich von den anderen separiert, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten. Die Kinder mussten sich testen, bevor sie auf das Ferienspielgelände gingen. Ein gemeinsames Veranstaltungszelt blieb ebenso tabu wie Elternbesuche oder gar ein großes Abschlussfest mit Essen und Getränken. Immerhin erhielten die Kinder jeweils in ihrer Gruppe wieder ein Mittagessen.
Alle Einschränkungen fallen in diesem Sommer 2022 weg und lässt die Verantwortlichen über beide Backen strahlen. „Wir hatten schon 2019 kein richtiges Abschlussfest, weil uns stürmischer Regen das Sommerstadtfinale vermieste“, erinnert sich Sozialarbeiterin Petra Pfeffermann. Ein feierliches Finale mit Kindern, Eltern und Betreuertem gehöre aber einfach dazu. Darauf freue sie sich besonders. Diesen Sommer darf wieder in vollen Zügen gemeinsam gefeiert und Party gemacht werden auf dem Käsbachgelände. So wird es am 25. August ein Lichterfest geben, eine Kinderdisco, die bis 20 Uhr dauern soll. Am selben Tag laden die Ferienspiele auch externe Kinder ein zu einem Flohmarkt, der im Rahmen des Nachmittagsprogramms ab 13.30 Uhr am Käsbachgelände stattfindet.
Die Angebote während der Ferienspieltage stehen allen Teilnehmern offen, sodass sich die Kinder wieder kunterbunt in Gruppen und Workshops zusammenfinden können, um nachmittags ihren Neigungen und Hobbys nachzugehen. Vormittags verbringen sie wie die Jahre vor der Pandemie in ihrer jeweiligen Gruppe. „Für einige wird es das erste Mal sein, so ungezwungen sich bewegen zu können. Für uns ist das vor allem eine riesige Erleichterung“, gesteht Pfeffermann.
Ein breites Aktions- und Mitmachangebot dreht sich um das Thema Meer. Das alles ist eingebettet in eine kleine Geschichte, die am Montag während der Eröffnung präsentiert wird und ein Rätsel beinhaltet: „Gesucht, gefunden und verloren“, das soll die Kinder die zwei Wochen begleiten.
Das Motto der Spiele wird sichtbar in einem Bauwagen mit Vorzelt, der zu einem Meeresmuseum umgestaltet wurde. Aquarium, Mandala-Vorlagen, Bücher zum Thema, Meeresgeräusche, ein Mikroskop, Materialien, um kleine Experimente durchführen zu können, befinden sich dort. In einem Wissensquiz wird gefragt, wie viel Wasser gebraucht wird, um eine Jeans zu produzieren oder ein Smartphone herzustellen. Dort wird auch die Wassermengenanzeige regelmäßig aktualisiert, die ausweist, wie viel Trinkwasser auf dem Ferienspielgelände von den Kindern täglich verbraucht wird.
Weitere kreative Angebote haben das Meer im Fokus, etwa das Basteln von Meeresschmuck oder das Upcyceln von weggeworfenen Dingen. Im Rahmen des nachmittäglichen offenen Programms ist natürlich auch die klassische Angebotspalette vom Papierschöpfen bis zu diversen Ballspielen vertreten. Für Langeweile bleibt da keine Zeit. So wird es wieder ein breites Spektrum von medialen Projekten geben, von der Zeitung über das Fotografieren bis zum Videoclip. Mit von der Partie ist auch wieder die Kunstsammlung. Am 26. August lädt der BMX-Parcours von 11.00 bis 18.00 Uhr zum Radeln ein.
Für die rund 80 11- bis 12-jährigen Kinder werden als besonderes Highlight der Spiele Tagesausflüge angeboten. Für diese Programmpunkte mussten sich die Teilnehmer bereits vorab festlegen. So empfängt Peter Stoll vom Jugendbildungswerk an zwei Tagen jeweils eine 20er Gruppe am Langener Waldsee in Mörfelden-Walldorf. Dort werden unter anderem Flöße gebaut. Eine andere Gruppe wird eine Radtour nach Kostheim auf die Maaraue unternehmen und einen Tag im Schwimmbad verbringen. Auf das Wasser zieht es eine dritte Gruppe, die mit zwei 10er Kanus und kompetenter Begleitung durch den Hochheimer Kanuverein (HKV) eine Tagesfahrt auf dem Main unternehmen wird. Für das vierte Tagesangebot brauchte es einen gewissen bürokratischen Aufwand. Zum Angeln auf dem Main mit einem angelaffinen Betreuer, der die Lizenz zum Fischen hat, mussten alle Kinder vorab eine Tageserlaubnis beantragen mit Lichtbild und allem drum und dran, bevor sie die Angelschnur in das Fließgewässer auswerfen dürfen.
Im Programm ist auf der städtischen Sportanlage das obilgatorische Fußballturnier und es geht wieder an die Kletterwand am Biomassekraftwerk. Erstmalig wird im Genossenschaftsbad ein Schnupperkurs im Tauchen veranstaltet, den der Förderverein Hallenbad ermöglichte. Tägliche Kanufahrten mit Unterstützung des HKV auf dem Main dürfen bei keinen Ferienspielen fehlen, ebenso das Angebot der Schachfreunde, sich am königlichen Spiel zu versuchen. Samstags geht es dann mit dem Segelclub und der DLRG Hochheim auf Rundfahrt durch die Hochheimer Bucht.
In diesem Jahr werden in die große Ferienspielfamilie 16 Kinder aus der Ukraine integriert, die von Dan und Maxym, zwei 16-jährige Muttersprachler, unterstützt werden. Die 16 Kinder teilen sich auf in zwei Gruppen und bilden mit jeweils acht deutschsprachigen Kindern samt Betreuern eine gemischte Gruppe.
Auf dem Ferienspielgelände am Käsbach rückt man ab diesem Jahr enger zusammen. Durch das Anlegen des Baumlehrpfades kann kein zweites großes Zelt gestellt werden. Dadurch muss das Essenszelt für alle größeren Ereignisse herhalten, was notwendige Aufräumaktionen nach sich zieht. Für die 14 Gruppen stehen die Pavillons zur Verfügung. Insgesamt 50 Teamer, einige davon sind nur eine Woche als Betreuer im Einsatz, stemmen die Ferienspiele 2022.