Was der Rest der Hessen erst am Sonntag tun durfte, das konnten Schüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums, der Sophie-Scholl-Schule und an 260 hessischen Schulen schon vorher tun.
FLÖRSHEIM. (hbk). Was der Rest der Hessen erst am Sonntag tun durfte, das konnten Schüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums, der Sophie-Scholl-Schule und an 260 hessischen Schulen schon vorher tun: wählen gehen. Zum fünften Mal beteiligte sich die Flörsheimer Schule am Projekt „Juniorwahl“. Damit soll das Interesse an Politik bei jungen Menschen geweckt und die Jugendlichen ganz praktisch mit demokratischen Spielregeln vertraut gemacht werden. Das Projekt steht auf den drei Hauptsäulen Vorbereitung, Wahlakt und Nachbereitung.
Auf Papier und in der Kabine
Der Höhepunkt für die Schüler war der Wahlakt. Die Flörsheimer Schule hatte sich für die „Papierwahl“ entschieden. Die Jungwähler mussten sich im Wahlraum mit Wahlkabinen mit Pass und Wahlbenachrichtigung ausweisen. Wie am Sonntag hatten die Schüler zwei Stimmen und füllten auch den Abstimmzettel zur Hessischen Landesverfassung aus. „Überwiegend haben die Schüler über die 15 Punkte einzeln abgestimmt“, kann Projektleiter und PoWi-Lehrer Andy Alexander Hofmann nach der „sehr aufwendigen Auszählung“ schon bekannt geben.
Teilgenommen haben 740 Schüler der Klassenstufen 8 bis Q3 (Abiturienten). Die Wahlbeteiligung war hoch, Nichtwählen wurde als „demokratischer Akt“ auch akzeptiert. Von einer Schülerin ist Hofmann bekannt, dass sie aus Unsicherheit nicht wählen konnte. 21 interessierte Schüler bildeten das Wahlhelfer-Team und hatten bereits zuvor viel Vorarbeit außerhalb des Unterrichts geleistet. Sie stellten die bevorstehende Wahl in den teilnehmenden Klassen vor und gaben Wahlbenachrichtigungen aus. An den beiden Wahltagen wurden die Helfer mit Wählerverzeichnissen ausgestattet. Und wie bei der Landtagswahl konnten die Schüler ihre Kreuzchen bei der Erst- und Zweitstimme machen.
Differenzierte Fragen der Schüler im Unterricht
Für Andy Hofmann ist die Juniorwahl eine Langzeitstudie und er stellte „erfreuliche Tendenzen fest“ bei den Schülern, die bereits 2013 an der Juniorwahl teilgenommen hatten. Die Jugendlichen haben ihre Wahl durchaus ernst genommen. Das spürten Hofmann und seine Kollegen an den differenzierten Fragen der Schüler im Unterricht: „Was soll ich wählen!“ und an der spürbaren Erleichterung nach dem Wahlakt, nach der Anspannung und Nervosität: „Wow, ich habe gewählt!“ Die Slogans der einzelnen Parteien auf den Wahlplakaten wurden auf ihre Motivation für die Jugendlichen besprochen: „Da war keine Eindeutigkeit“, so Hofmann, der auch noch nicht sagen darf, an welchen Themen die Schüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums besonders interessiert waren. Aber ganz vorsichtig: Bewegung sei aufgekommen bei der Abstimmungsfrage zur Herabsetzung des Wählbarkeitsalters.
Die Ergebnisse aller Schulen werden unter www.juniorwahl.de bekannt gegeben. Die Ergebnisse einzelner Schulen werden nicht ausgewiesen, dafür aber Wahlkreisergebnisse. Anders als im echten Leben ging der Wahlkreis 33 bei der Schülerwahl an den grünen Kandidaten Oliver Christ.