Flörsheim: Botschaft der Heiligen Teresa als Musical

Die evangelische Pfarrerin und Künstlerin Miriam Küllmer-Vogt verkörpert im Musical die Teresa, Peter Krausch am Klavier spielt ihren Bruder Lorenzo. © Alexander Noé

Das "Theater Zauberwort" thematisiert in der Kirche St. Josef das Leben der neuen Gemeindepatronin Teresa von Avila.

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FLÖRSHEIM. Teresa von Avila ging ihren eigenen Weg. Die im Jahr 1515 geborene Ordensfrau, Heilige und Mystikerin überwand mit Geschick und Glaubenskraft die von mächtigen Widersachern errichteten Hindernisse, gründete in ihrer Heimat Spanien über 30 Klöster und setzte sich, was der damaligen Glaubenspraxis zuwiderlief, bis zu ihrem Tod im Jahr 1582 für einen lebensbejahenden, von Liebe, Freude und Spiritualität geprägten Zugang zu Gott ein. Teresa, die als erste Frau zur katholischen Kirchenlehrerin ernannt wurde, wollte, wie in ihren Schriften nachzulesen ist, "den Himmel um jeden Preis". Was Teresa antrieb und wie sie ihren Weg zu Gott fand, wurde bei dem am Freitag in der Kirche St. Josef aufgeführten Kammermusical deutlich.

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus den sechs Kirchorten der seit Jahresbeginn bestehenden Pfarrei St. Teresa am Main waren nach Flörsheim gekommen, um die nachdenklich stimmende, aber auch unterhaltsam präsentierte Lebensgeschichte der neuen Namenspatronin zu hören. Die Planung des knapp zweistündigen Abends hatte die eng mit der Kirchengemeinde zusammenarbeitende Kurt-Graulich-Stiftung übernommen, der Reinerlös kommt der Stiftung und dem Förderverein St. Josef zugute.

Aufgeführt wurde das mit zwei Rollen besetzte Kammermusical vom "Theater Zauberwort". Die evangelische Pfarrerin und Künstlerin Miriam Küllmer-Vogt verkörperte die Teresa, der sie am Klavier begleitende Musiker Peter Krausch spielte deren Bruder Lorenzo.

Nach 35 Jahren kehrt Lorenzo im August 1575 aus Südamerika als reicher Händler nach Spanien zurück, um seine Schwester Teresa wiederzusehen. Jene hat als einflussreiche Ordensfrau in der Kirche zwar mächtige Gegenspieler, aber mit dem spanischen König einen starken Verbündeten. Teresa will nicht nur Klöster errichten und die von ihr gegründete Ordensgemeinschaft der Unbeschuhten Karmelitinnen stärken, sie will den Glauben reformieren. Eine Abwendung von der katholischen Kirche, wie von ihren Feinden behauptet, weist sie strikt zurück. "Ich will keine eigene Kirche gründen, wie dieser deutsche Ketzer Martin Luther", betont die evangelische Pfarrerin in der Rolle der katholischen Heiligen.

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Teresa geht es darum, den Menschen die Angst vor dem Höllenfeuer zu nehmen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht durch Selbstkasteiungen, sondern gerade durch die Freude am Leben Gott näherkommen können: "Tu deinem Herzen Gutes, damit unser Gott Lust hat, darin zu thronen." Das tägliche Gebet ist für Teresa keine Pflichtübung, sondern der natürliche, ungezwungene Zugang zu Gott: "Beten ist wie Reden mit einem Freund, bei dem wir oft und gern verweilen." Zu dieser Erkenntnis sei sie nach einem langen körperlichen und seelischen Leidensprozess gekommen, weil sie sich schlussendlich nicht der Furcht vor der Hölle, sondern ganz der bedingungslosen Liebe Gottes hingegeben habe, erklärt Teresa ihrem Bruder. Von Lorenzo ermutigt, beschreibt Teresa sieben Stufen, die, beginnend mit intensivem Beten, zur Vereinigung mit Gott führen. Um diesen Weg zur mystischen Verschmelzung dreht sich auch das von Teresa geschriebene Buch "Die innere Burg", das als Meisterwerk der christlichen Literatur gilt.

Die Botschaft der Heiligen Teresa kam an, das sichtlich ergriffene Publikum dankte den beiden Künstlern mit minutenlangem stehenden Applaus.

Von Alexander Noé