Ikke Hüftgold zum ESC: „Ich kann die Zweifler verstehen”

„Ikke Hüftgold“ spielt mit seiner Band ein „Lied mit gutem Text“.
© Summerfield-Group.de

Der Limburger Party-Sänger ist zuversichtlich, den Vorentscheid des Eurovision Song Contests am Freitag zu gewinnen. Dann würde Matthias Distel Deutschland in Liverpool vertreten.

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Limburg. Er polarisiert. Die einen verdrehen ihre Augen, wenn sie seine Party-Songs hören, die anderen lieben ihn, er hat eine riesige Fangemeinde. Nachdem Matthias Distel alias „Ikke Hüftgold“ mit „Layla” im vergangenen Jahr das wohl erfolgreichste, wenn auch umstrittenste Lied in Deutschland produziert hatte, schickt er sich jetzt an, mit seinem „Lied mit gutem Text“ im Mai in Liverpool beim Eurovision Song Contest (ESC) antreten zu wollen.

Doch davor steht erst einmal der deutsche Vorentscheid am Freitag, 3. März, in Köln an. Redakteur Mathias Geiß hat mit ihm darüber gesprochen.

Aufgeregt?

Die Aufregung ist tatsächlich groß, und das schon seit Wochen. Das ist ja ein langer Prozess, in dem ich mich befinde, von der Bewerbung Ende November bis zur Ungewissheit „Hat der NDR Bock auf mich?“. Dann die Gewissheit „Der NDR hat Bock auf mich“, aber nicht für die direkte Entscheidung, nicht für die ersten Acht von den über 900 Acts, die sich beworben haben. Bei der TikTok-Entscheidung für den letzten freien Platz habe ich dann mit einer unfassbar großen Mehrheit gewonnen. Wir sind im Vorbereitungswahnsinn, weil jetzt alles mobilisiert werden muss. Meine Fan-Base und meine Stadt Limburg. Wir haben hier eine geile Plakataktion gemacht. Das Ordnungsamt hat aber schon einen Tag später reagiert, vieles wieder abgehängt, ich erwarte da eine kleine Strafe. Ich freue mich aber riesig, ich habe ein unfassbar gutes Team hinter mir, und meine Fans, die da Vollgas geben.

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Wie wird das denn in Köln ablaufen?

Es wird unfassbare Technik aufgefahren. Es wird eine Musik-Show vom Allerfeinsten. Es wird wenig Publikum dort sein, aber eine unfassbar geile Bühne. Wir werden am Donnerstagabend die erste heiße Probe haben, die aufgezeichnet wird für die internationale Jury. Die bekommt gleich den Live-Auftritt, damit das am Freitagabend in der Sendung bewertet werden kann. Am Freitag gibt es noch eine Generalprobe, wir haben unfassbar viele Pressetermine diese Woche. Am Freitagabend wird es spannend. Ich habe die Startnummer 7, das wird hoffentlich meine Glückszahl. Um 22.20 Uhr geht die Sendung los mit Barbara Schöneberger. 

„Ikke Hüftgold“ alias Matthias Distel geht am Freitagabend beim deutschen ESC-Vorentscheid beim NDR an den Start.
„Ikke Hüftgold“ alias Matthias Distel geht am Freitagabend beim deutschen ESC-Vorentscheid beim NDR an den Start.
© Summerfield-Group.de

Wir sollten unserer Musikkultur ein Stück weit treu bleiben.

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„Ikke Hüftgold“ alias Matthias Distel

Haben Sie den Wettbewerb in den vergangenen Jahren verfolgt?

Ich verfolge den Wettbewerb seit meiner frühesten Kindheit. Ich habe mit meinen Eltern auf der Couch gesessen. Da gab es noch das große Familienfernsehen, da hat der ESC dazugehört. Dann bin ich mit 17 selbst Musiker geworden, habe immer den ESC mitverfolgt. Die letzten Jahre war ich maßlos enttäuscht über den NDR und die Entscheidungen, wie die Teilnehmer fürs Finale ermittelt wurde. Das war kein Abbild von der deutschen Musikkultur. Das war ausgerichtet auf englischen Pop, das ist im Ausland nicht ganz so erfolgreich. Wir sollten unserer Musikkultur ein Stück weit treu bleiben. Zudem bin ich ein enger Freund von Ralph Siegel. Er ist der „Mr. ESC“ mit 25 Teilnahmen als Komponist und mit Nicole als Sieger. Ich habe in den letzten Jahren viele Abende mit Ralph Siegel zusammengesessen und unfassbare Geschichten erzählt bekommen über diesen Wettbewerb und viel Privates erfahren aus dem Umfeld der Künstler, und habe dann selbst Künstler kennenlernen dürfen. Deshalb bin ich bei dem Wettbewerb voll im Thema. 

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Ikke Hüftgold und der Party-Schlager sind in der Mitte der Gesellschaft, wir sind deutsche Musikkultur.

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„Ikke Hüftgold“ alias Matthias Distel

Können Sie verstehen, dass es manche nicht wollen, dass Deutschland beim Eurovision Song Contest mit einem Party-Song vertreten wird?

Ich kann natürlich die Zweifler verstehen. Was ich nicht verstehen kann, wie in vielen Foren auf mir rumgeprügelt wird, ich wäre eine Schande für Deutschland. Ikke Hüftgold und der Party-Schlager sind in der Mitte der Gesellschaft, wir sind deutsche Musikkultur. Wir haben letztes Jahr mit „Layla“ die Single des Jahres in Deutschland produziert. Wir haben auch ein gutes Recht, in Europa mit viel Energie zu feiern. Nach Corona, dem Krieg in der Ukraine und dem Erdbeben in der Türkei brauchen wir das Feiern als Ausgleich. Da sehe ich mich auch in der Verantwortung. Jedes andere Land in Europa hat auch eine Party-Musikkultur. Die anderen Länder sind aber mutiger.

Wie sehen Sie Ihre Chancen, sich für Liverpool zu qualifizieren?

Meine Chancen stehen gar nicht so schlecht, selbst wenn 50 Prozent von der internationalen Jury entschieden werden. Die Gewichtung liegt einfach beim Publikum. Ich weiß, dass viele unsere Musik und mich auch als Person mögen. Ich bin nicht angetreten, um das Ding zu verlieren, sondern ich will für Deutschland und meine Heimatstadt Limburg nach Liverpool fahren. Und wenn wir das Ding in Liverpool gewinnen, dann – und das ist meine Ansage von Ikke Hüftgold – muss die Stadthalle ein bisschen schön gemacht werden, damit wir im nächsten Jahr den internationalen Entscheid hier in Limburg feiern können. Ein bisschen Spaß muss sein … Ich habe aber die große Hoffnung, dass die Limburger – ob jung, ob alt - einfach Bock haben auf einen Limburger beim ESC. Jeder, der für mich votet und mich auf der Straße trifft, bekommt von mir einen Bembel ausgegeben.