Bei einem Nabu-Workshop haben sich Jugendliche mit den Lebensumständen von Fledermäusen beschäftigt. Höhepunkt war ein Spaziergang nach einbrechender Dämmerung.
ASTHEIM. Wenn sich die Vögel am Abend zur Ruhe in ihre Nester begeben, dann erwachen die pfeilschnellen nächtlichen Insektenjäger: Fledermäuse. Sie leben mitten unter uns, auch in größeren Kolonien, aber sie werden kaum bemerkt, allenfalls als vorüberhuschende Schatten in der Dunkelheit. Und doch sind Fledermäuse, die auf der „Roten Liste“ als höchst schützenswert stehen, für das Öko-System unverzichtbar. Die Jugend des Naturschutzbundes Astheim sowie des Alpenvereins Rüsselsheim haben sich bei einem Workshop mit den Lebensumständen der Tiere beschäftigt.
Von weltweit 1500 Arten saugt nur eine Blut
Aktueller Anlass für den Fledermaustag war die „Batnight“ – die Fledermausnacht –, die jährlich am letzten Augustwochenende europaweit begangen wird. Zum Astheimer Nabu-Haus, das sich in dem kleinen Wald am Ortsausgang Richtung Trebur befindet, kamen mehr als 20 Kinder und Jugendliche, meist mit ihren Eltern. Höhepunkt war ein Spaziergang nach einbrechender Dämmerung, bei dem die Kinder mit einem Detektor, der die Rufe der nächtlichen Jäger hörbar macht, auf die Suche nach den Tieren gingen.
Zunächst aber brachte Wolf Emmer aus Mörfelden-Walldorf, der Fledermaus-Experte für den Kreis Groß-Gerau, der Gruppe viel Wissenswertes über die mythenumwobenen Flieger bei. Die gibt es seit 50 Millionen Jahren. In früheren Zeiten wurden ihnen allerlei Märchen angedichtet – nämlich, dass sie blutsaugende Vampire seien. „Alles quatsch“, sagte Emmer. Von den weltweit 1500 bekannten Arten gibt es nur eine einzige, die Blut saugt und diese lebt in Südamerika, wo sie sich von Rindern ihre Nahrung holt. Einige Arten ziehen im Winter nach Süden, bis zu 1500 Kilometer legen sie dabei in der Dunkelheit zurück, ernähren sich von Insekten und suchen bei Tagesanbruch Schutz in dichten Bäumen und Buschwerk.
Die hier lebenden Tiere bleiben auch im Winter zu Hause. Sie suchen Unterschlupf in Kirchtürmen, in den schlecht einsehbaren Hohlräumen von Scheunen und Stallungen, wo sie Winterschlaf halten können. Aber sie verschmähen auch die Dächer von Wohnhäusern nicht, sofern sie dort ungestört bleiben. „Sicher haben zahlreiche Hausbesitzer solche Untermieter, aber sie bemerken es gar nicht,“ so Volkmar Emmer. Erst wenn sich Kolonien von 150 bis 300 Tieren bilden, seien ein leises Kratzen und bestimmte Laute zu vernehmen. Auf keinen Fall sollte man den nützlichen Säugetieren ihre Nistplätze nehmen. Der Nabu habe bereits zwei Familien in Trebur und Bauschheim ausgezeichnet, die den Fledermäusen Unterschlupf gewähren, ergänzte die Jugendleiterin des Nabu, Jeannine Trzaska aus Nauheim, die zusammen mit Christian Gurk aus Rüsselsheim die gesamte Aktion leitete.
Bis zu 4000 Insekten (Mücken, Motten, auch Schnaken) oder Käfer vertilgen die Tiere während ihrer nächtlichen Nahrungssuche. Doch das in den vergangenen Jahren feststellbare Insektensterben entziehe auch ihnen nach und nach die Lebensgrundlage.
Nach diesem theoretischen Teil, aufgelockert durch allerlei Spiele, ging es ans Basteln von Nistkästen. Gestiftetes Material lag dazu bereit, und mit Feuereifer waren die Kinder bei der Sache, um Unterkünfte für bis zu 40 Fledermäuse herzurichten. Diese wurden später an geeigneten Plätzen angebracht: in Bäumen beispielsweise und Scheunen. Weil hierfür eine Höhe von mindestens drei Meter erforderlich ist, waren die Eltern an der Reihe, um ihren Beitrag zu leisten. Sie hatten auch reichlich Speisen zur Nabu-Hütte gebracht, denn der Aufenthalt im Freien sorgte für einen guten Appetit. Mit dem Rundgang auf der Suche nach den Fledermäusen in den Astheimer Fluren nahm die Aktion für die Kinder ein spannendes Ende.