Rüsselsheimer Projekt "Stadtlabor" neigt sich dem Ende zu - Abschlussausstellung im November
Bürgergespräche, Schulprojekte, Ideensammlungen, studentische Projektarbeiten – schon längst ist Jan Muschiols „Stadtlabor“ nicht nur das am längsten laufende, sondern auch eines der umfangreichsten Projekte, die bislang im Rahmen des Förderstipendiums der Stadt Rüsselsheim umgesetzt wurden. Nach über zwei Jahren kommt das "Stadtlabor" nun langsam zum Abschluss.
Von André Domes
Stellvertretender Redaktionsleiter Wiesbaden
Von der Ideensammlung im Bauwagen über studentische Konzeptee für das Altwerk bis hin zu Aktionen wie dem Pop-Up Garten - Jan Muschiols "Stadtlabor" hat viele Facetten. Die Ergebnisse werden im November präsentiert. Archivfoto: Vollformat/Volker Dziemballa
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RÜSSELSHEIM - Bürgergespräche, Schulprojekte, Ideensammlungen, studentische Projektarbeiten – Schon längst ist Jan Muschiols „Stadtlabor“ nicht nur das am längsten laufende, sondern auch eines der umfangreichsten Projekte, die bislang im Rahmen des Förderstipendiums der Stadt Rüsselsheim umgesetzt wurden. Nach über zwei Jahren kommt der Stipendiat des Jahres 2014 mit seinem Innenstadt-Projekt nun langsam zu Ende. Was bei der breit angelegten und für Außenstehende bislang schwer zu überblickenden Ideensammlung und den vielen Einzelprojekten alles entwickelt wurde, soll in wenigen Wochen in einer Ausstellung präsentiert werden.
Innen- und Außenperspektiven der Innenstadt
„Ich würde das Ganze aus heutiger Sicht bestimmt etwas kompakter gestalten“, antwortet Jan Muschiol auf die Frage nach den Lehren, die er selbst aus dem selbstkonzipierten Beteiligungsprozess gezogen hat. Vom Grundkonzept her sei das Konzept „Stadtlabor“ aus seiner Sicht aber voll aufgegangen. Bei einem kurzen Blick auf die Arbeitsergebnisse kann man das nur bestätigen: Entstanden ist eine Material- und Ideensammlung, die längst nicht nur in Sachen Umfang beeindruckt. Durch die vielen Teilprojekte zeigt das „Stadtlabor“ Innen- wie Außenperspektiven der Innenstadt auf und ist ein Projekt geworden, in dem Nutzer und Fachleute gleichermaßen zu Wort kommen.
Als Jan Muschiol 2014 zum neuen Förderstipendiaten der Stadt ernannt wurde, war das schon eine kleine Überraschung. Zum ersten Mal erhielt jemand aus einem zwar kulturell bedeutsamen, jedoch nicht künstlerischen Metier den Zuschlag. Noch dazu war Muschiol jemand, der wegen seines Engagements bei der Bürgerinitiative Pro-Opel-Altwerk zumindest in gewissen Kreisen als politisch vorbelastet gegolten haben dürfte – erst recht zu diesem Zeitpunkt, schließlich wurde ihm das Stipendium Monate vor dem offiziellen Aus für die Einkaufszentrumspläne im Altwerk zuerkannt.
AUSSTELLUNG
- Eine Ausstellung mit den Ergebnissen des „Stadtlabor“-Projektes soll Ende November stattfinden.
- Jan Muschiol ist hierzu in Kontakt mit den Eignern des Opel-Altwerks, um die Veranstaltung womöglich in einer der dortigen Hallen durchführen zu können.
- Der genaue Termin für die Ausstellung wird in den kommenden Tagen bekanntgegeben.
- Einen Vorgeschmack auf die Arbeitsergebisse gibt die Homepage des Projektes: www.stadtlabor-ruesselsheim.de
"Den Ist-Zustand will eigentlich niemand
Und weil sich Muschiol bei seinem Stipendiumsprojekt mit Stadtplanung und Perspektiven für die Rüsselsheimer Innenstadt beschäftigen wollte, sollte ihm die politische Komponente in seinem Engagement auch unweigerlich erhalten bleiben. Einige Monate nach dem Start des „Stadtlabors“ rief Oberbürgermeister Patrick Burghardt, der an der Stipendiumsvergabe nicht beteiligte Stadtplanungsdezernent, mit dem Stadtentwicklungsdiskurs ein zweites Beteiligungsprojekt ins Leben – mit etlichen methodischen und inhaltlichen Parallelen.
Konkret los mit dem „Stadtlabor“ ging es Ende 2015. Bis in die Jahresmitte 2016 hinein war Muschiol an verschiedenen Orten der City mit einem Bauwagen präsent. Hier sollten Bürgergespräche geführt und Ideen von denen gesammelt werden, die die Innenstadt tatsächlich nutzen: „Da wurde schon ganz deutlich: Den Ist-Zustand der Innenstadt will eigentlich niemand.“ Hier hätte es ein kürzerer Zeitraum sicher auch getan, urteilt Muschiol im Nachhinein, denn die Zielgruppe der Innenstadtnutzer sei schließlich nicht unendlich groß. Dennoch kamen am Ende etliche ganz konkrete Vorschläge zusammen: „Das geht von Sauberkeit und Ordnung bis hin zu Sitzgelegenheiten. Gerade die Bänke sind immer wieder genannt worden.“
Auch Schüler beteiligt
Ebenfalls sehr ergiebig waren die Schülerprojekte, die unter den Labels „Stadt statt Schule“ und „Hör Deine Stadt“ mit der Grundschule Innenstadt, der Immanuel-Kant-Schule und der Parkschule durchgeführt wurden. Einen besonders umfassenden und auch professionellen Ertrag lieferte aber vor allem der dritte große Block der „Stadtlabor“-Versuchsreihe, die studentischen Arbeiten. Erstmals überhaupt widmeten sich unter dem Motto „Regionsstadt“ fünf hiesige Hochschulen einem gemeinsamen Oberthema und entwickelten am Beispiel Rüsselsheims Visionen für „Zwischenstädte und -dörfer“.
Damit gemeint sind kleinere Kommunen, die in der Einflusssphäre von Großstädten um eigenes Profil und Entwicklungsmöglichkeiten kämpfen müssen. In Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro BB22 wurden Ende 2016 für 80 Studierende Workshops vor Ort durchgeführt, die in einer zweiten Phase schließlich in Projektarbeiten mündeten. Viele davon nahmen sich ganz explizit die Fläche mit dem auch aus Sicht der Studierenden größten Entwicklungspotenzial in der Innenstadt vor: das Opel-Altwerk. Was dabei von realistischen Umnutzungskonzepten bis hin zu visionären Ideen für Altwerk und Gesamtstadt entstanden ist, soll einen großen Teil der Ausstellung bestimmen.