Auf dem bislang geschlossenen Areal des Rüsselsheimer Altwerks soll in den kommenden Jahren ein neues, lebendiges und für jeden zugängliches Stadtviertel entstehen. So lautet...
RÜSSELSHEIM. Auf dem bislang geschlossenen Areal des Rüsselsheimer Altwerks soll in den kommenden Jahren ein neues, lebendiges und für jeden zugängliches Stadtviertel entstehen. So lautet der Plan Andreas Dünkels, Chef der Dünkel-Unternehmensgruppe, die neue Mehrheitseigner des ehemaligen Fabrikgeländes ist. Beim Neujahrsempfang des Gewerbevereins am Sonntag in Rüsselsheim haben die neuen Hausherren, die im Dezember große Teile des Altwerks erworben hatten und nun neben HKS Haupteigner sind, erstmals ihre Pläne für das 65.000 Quadratmeter große Areal unmittelbar am Rüsselsheimer Bahnhof präsentiert.
Entstehen soll ein neues Stück Innenstadt: Einzelhandel, Gewerbe, Gastronomie, ein Hotel, Veranstaltungshallen und viel „Raum für mobile Leidenschaft“. Unter diesem Slogan fasst Dünkel sein Konzept zusammen. Es beinhaltet unter anderem unter dem Titel „Motorworld“ Ausstellungs- und Einstellboxen für Oldtimer, Werkstätten, aber auch Handel und Traditionsbetriebe, die an alte Zeiten erinnern sollen. Dünkel ist auf die Revitalisierung historischer Industriebauten spezialisiert und verwandelt diese in Erlebniswelten, die ohne Eintritt zugänglich sind und Belebung in brach liegende Flächen bringen.
Auch Platz für Kultur soll es geben
Die Unternehmensgruppe hat unter anderem im Raum Stuttgart bereits ein solches Projekt umgesetzt und betreibt es dort erfolgreich. Nun soll auch Rüsselsheim ein neues Quartier bekommen, das Menschen aus der Region und darüber hinaus anziehen soll. In Böblingen kamen 2017 600.000 Besucher in die „Motorworld“. Ähnliche Zahlen sollen auch in Rüsselsheim erreicht werden. Zudem sollen die geplanten Eventhallen, das Hotel und andere Mieter internationale Veranstalter etwa von Messen anlocken. Auch Platz für Kultur soll es geben, Konzerte und Tagungen sind geplant. All das soll neue Arbeitsplätze schaffen: Mit an die 1000 Beschäftigten auf dem Areal sei langfristig zu rechnen, erklärt Dünkel. Die Aufenthaltsdauer soll durch Restaurants verlängert werden.
Damit das Viertel nicht nur tagsüber und abends belebt ist, soll zudem in Rüsselsheim dringend benötigter Wohnraum entstehen. Das Stichwort lautet Nutzungsmix. Bei seinen Plänen legt Dünkel Wert auf den Erhalt der historischen Substanz: „Wir wollen so viel wie möglich erhalten und nur eingreifen, wo es unbedingt notwendig ist“, so Dünkel im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Charakter des ehemaligen Opel-Fabrikgeländes dürfe nicht verloren gehen.
"Keine Last, sondern eine Herausforderung
Das bestätigte auch Frank Dörflinger, Geschäftsführer der Activ-Group, die als Tochter der „Dünkel-Holding“ die Entwicklung des Altwerks federführend übernimmt. „Alte Substanzen sind für uns keine Last, sondern eine Herausforderung“, sagte Dörflinger beim Neujahrsempfang. „Abriss ist für uns immer die letzte Möglichkeit.“ Das Altwerk sei für das Unternehmen ein besonders reizvolles Projekt, unter anderem wegen der großen Fläche und der „optimalen Lage“.
Bei der Öffnung des Altwerks für die Öffentlichkeit denken die neuen Eigner nicht nur daran, das Hauptportal zu öffnen, also die Schranken abzuschaffen, sondern auch an einen Durchbruch durch die Mauer, die das Altwerk bislang vom Rest der Innenstadt zu allen Seiten hin abgrenzt. Dieser soll an der Ludwigstraße entstehen.
Von Heike Bökenkötter