Eine zwölfjährige Rüsselsheimerin spendet ihr Preisgeld , damit Behinderte therapeutisch betreut werden können. Sie erzählt, wie sie auf die Idee kam.
Von Daniela Ammar
Glück auf dem Rücken des Pferdes: Tom Birkholf, assistiert von Vivien Lang.
(Foto: VF/Volker Dziemballa)
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RÜSSELSHEIM - „Ich möchte dazu beitragen, dass therapeutisches Reiten gefördert wird.“ Die 12-jährige Vivien Lang gehört dem E-Kader des Landes Hessen an und beeindruckt bereits seit vielen Jahren mit ihren Leistungen auf dem Dressurplatz.
Früher galt Reiten als elitäre Sportart, die nur von wohlsituierten Personen betrieben werden konnte. Doch im Lauf der vergangenen Jahrzehnte wandelte sich der Sport rund ums Pferd nicht nur zum Massensport, sondern auch zur Therapie, die sich sowohl an Menschen mit körperlichen Behinderungen als auch mit psychischen und sozialen Auffälligkeiten richtet.
Vor mehr als 15 Jahren entdeckte der Reitsportverein Rüsselsheim sein Herz für Menschen mit Handicap. Seit vergangenem Jahr ist der Vereine anerkannte Einrichtung für therapeutisches Reiten. Doch trotz der Qualifizierung ist der finanzielle Aufwand sowohl für den Verein, der Inklusion lebt, als auch für die Teilnehmer des therapeutischen Reitens immens, da es keine finanzielle Unterstützung seitens Stadt oder Land gibt.
DIE AKTION
Vivien Langs Aktion läuft unter dem Namen „Ich für Dich“. Allein im Reitsportverein Rüsselsheim sind derzeit rund 80 Therapiereiter aus verschiedenen Schulen und Einrichtungen am Start. Dabei läuft der Reitunterricht sowohl in der Gruppe als auch einzeln oder mit bis zu fünf Betreuern pro Reiter ab. (amm)
Doch wie hängt dies mit der erfolgreichen Nachwuchsreiterin Vivien zusammen? „Im vergangenen Jahr sah Vivien bei einer therapeutischen Reitstunde hier im Verein zu, was sie im Nachgang sehr beschäftigte“, erzählt Viviens Mutter Sandra Konhäuser-Lang. Im Laufe des Gesprächs seien viele Fragen aufgekommen und natürlich Erkenntnisse. Etwa die, dass nicht jeder, auch wenn ihm das therapeutische Reiten Spaß macht und hilft, in der Lage ist, es auch zu finanzieren und somit daran teilzuhaben, erklärt Konhäuser-Lang weiter.
Es dauerte nicht lang, da berieten Mutter und Tochter, wie sie helfen könnten. „Vivien überlegte sich, dass sie ihr über die Saison errittenes Preisgeld spenden möchte, um einen Beitrag zu leisten“, erzählt die Mutter weiter. Bei rund 15 bis 20 Turnierauftritten pro Jahr komme da sicher Einiges zusammen, so die 12-Jährige. Dennoch entschied sie, dass noch einiges „draufgepackt“ werden könnte.
„Ich wollte jemanden finden, der mir etwas zum Preisgeld dazu spendet, um den Betrag zu erhöhen“, berichtet die Schülerin, die schnell fündig wurde. Und so wird dank der Spendenbereitschaft eines Rüsselsheimer Autohauses Viviens Preisgeld pro Ritt noch um 50 Euro erhöht.
Dass Viviens Engagement, über das sich auch der Reitsportverein Rüsselsheim um die Vorsitzende Cora Feldmann freut, bereits erste Kreise zieht, ist erfreulich. Denn als in einem sozialen Netzwerk von der Aktion berichtet wird, findet die Schülerin einen Umschlag mit 20 Euro im Briefkasten. Dem anonymen Spender hat das Engagement der Schülerin wohl imponiert und alle hoffen, dass es Nachzügler gibt.
Wenngleich dies nicht die eigentliche Intention ist. Denn nicht nur Finanzspritzen sollen helfen, dass für weitere Menschen mit Handicap therapeutisches Reiten ermöglicht wird. Vielmehr gehe es darum zu vermitteln, wie gut der Umgang mit Pferden tue und zwar physisch und psychisch, wie Vivien erklärt.
„Auch mir gibt Reiten ein gutes Gefühl“, erzählt die 12-Jährige, die später am liebsten Tiermedizin studieren möchte. Doch bis dahin vergeht noch einige Zeit, die Vivien nicht nur für die Schule und ihren geliebten Sport nutzen möchte, sondern auch dafür sich sozial zu engagieren, damit auch Therapiereitern das Glück auf den Rücken der Pferde beschert werden kann.