Die Rüsselsheimer Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) des Caritasverbands erweitert ihr Angebot für Menschen mit psychischen Belastungen. Die sogenannte...
RÜSSELSHEIM. Die Rüsselsheimer Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) des Caritasverbands erweitert ihr Angebot für Menschen mit psychischen Belastungen. Die sogenannte „Recovery-Gruppe“ ist Teil des Projekts „Inklusive Arbeit und Beschäftigung“. In dem neuen Kurs soll den Teilnehmern vermittelt werden, wie sie am besten mit psychischen Krisen umgehen. Grundsätzlich gibt es keine Einschränkungen bezüglich der Art der Krise. Die Gruppe richtet sich beispielsweise an Betroffene von Depressionen, mit Suchterfahrungen oder auch Angsterkrankungen gleichermaßen.
Angeleitet wird die neue Gruppe von einem, der ganz persönliche Erfahrungen einfließen lassen kann. Udo Höppner hat psychische Krisen und Klinikaufenthalte selbst erlebt, nun hilft er als sogenannter Genesungsbegleiter anderen Betroffenen. Wie man seine persönliche Krise am effektivsten bewältigt, sei natürlich von Person zu Person verschieden, erzählt Höppner: „Man muss die für sich beste Strategie finden. In dem Kurs soll jeder seinen eigenen Genesungsplan erhalten.“
Besonders wichtig für die Genesung sei das Miteinander der Betroffenen. Es könne von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen gelernt werden, betont Höppner. Das gegenseitige Zuhören und der Freiraum, sich zu artikulieren, seien eine große Hilfe für psychisch Erkrankte.
Auch der Umgang mit Höhen und Tiefen werde in dem Kurs thematisiert, erläutert Höppner. „In einer Krise, in der alles schwarz scheint, ist ein Lichtblick wichtig. Man muss sich immer dessen bewusst sein, dass es auch wieder bergauf geht. Betroffene legen immer wieder eine ‚Heldenreise‘ durch Höhen und Tiefen hin.“ Der Kurs beruhe auf bewährten Leitfäden, sagt Höppner. Da er selbst schon Teil von mehreren Selbsthilfegruppen war und diese später auch moderierte, habe er Erfahrungen mit verschiedensten Methoden und Strategien gemacht. „Ich habe zum Beispiel auch selbst erfahren, dass Ratschläge gewissermaßen auch Schläge sein können. Man darf nicht vorschnell in die Entwicklung, in der sich die Betroffenen befinden, reingrätschen.“
Zusätzlich zu der „Recovery-Gruppe“ bietet die PSKB im Rahmen des Projekts „Inklusive Arbeit und Beschäftigung“ noch zwei weitere, einander ergänzende Kurse für psychisch Erkrankte an: Den „SegeL-Kurs“ und den „ZERA-Kurs“. In Ersterem können die Teilnehmer lernen, wie sie sich bestmöglich im Gleichgewicht halten, erzählt Diplompädagogin Monika Karst. „Es geht darum, Experte seiner selbst zu werden.“
Der „SegeL-Kurs“, der Name steht für „Seelisch gesund Leben“, setzt sich zusammen aus den Basismodulen der Ausbildung zum Genesungsbegleiter. Wer also, wie Udo Höppner, anderen Betroffenen helfen möchte, kann durch den Kurs auch in die Ausbildung einsteigen. Dass der Segelkurs im Tandem mit einer weiteren Genesungsbegleiterin geführt werde, sieht Karst als wichtigen Vorteil an: „Dadurch, dass sie psychische Krisen am eigenen Leib kennen, fungieren sie als wichtige Bezugsperson“
Auch Praktika werden vermittelt
Im anschließenden „ZERA-Kurs“ (Zusammenhang zwischen Erkrankung, Rehabilitation und Arbeit) dreht sich alles um die berufliche Zukunft der Betroffenen. Es gehe zum Beispiel darum, sein optimales Belastungsniveau zu finden, erläutert Karst. Im Rahmen der beiden Kurse vermittele die PSKB auch Praktika. So können die Betroffenen wieder Fuß in der Berufswelt fassen oder sich beruflich neu orientieren.
Von Michelle Häbe