Platz-Sparen ist angesagt im Opelwerk

Am Standort Rüsselsheim wird künftig Platz eingespart, leer stehende Flächen soll es dann nicht mehr geben.  Foto: Vollformat/Volker Dziemballa

Opel will auch im Rüsselsheimer Werk effizienter werden. Große leer stehende Flächen soll es in Zukunft nicht mehr geben. Einige Flächen sind bereits verkauft.

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RÜSSELSHEIM. Opel-Chef Michael Lohscheller schaut optimistisch in die Zukunft des Rüsselsheimer Stammwerks, wo ab 2021 der Astra produziert werden soll. „Das sichert den Standort für die nächste Dekade“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Trotz dieser Prognose erleben viele Rüsselsheimer zuletzt getroffene Entscheidungen aus der Opel- und PSA-Chefetage als Zeichen für einen Rückzug. Wie bekannt wurde, kommt schon bald erneut Kurzarbeit auf das Werk zu – als Brückenlösung, denn bis es mit dem Astra tatsächlich losgeht, ist es noch eine Zeit lang hin. Immer wieder geht es um Fragen der Beschäftigung, aber auch räumlich verändert sich viel:

Opel hat sich bereits von Teilen des Werksgeländes getrennt. Das Gebäude K 175 soll an die Firma Ikea verkauft werden und auch andere, teils große Werksteile stehen leer. Wird Opel sich also noch weiter verkleinern? Wie viel Opel bleibt in Rüsselsheim?

„Wir brauchen insgesamt weniger Platz“

„Das Werksgelände in Rüsselsheim war so groß wie das Fürstentum Monaco – und es ist immer noch groß“, erinnert Lohscheller an die Größenverhältnisse. „In der Vergangenheit hieß es oft, ’je größer desto besser‘. Aber im Sinne einer Ressourcenoptimierung ist das einfach nicht richtig.“ Mit weniger Komplexität könnten die Werke besser gefahren werden, Kosten gingen herunter, und man verbessere die Qualität. Und: „Wir brauchen insgesamt weniger Platz“, sagt der Opel-Chef. Die Frage sei, was man mit diesen Flächen mache. „Teilweise können wir diesen Platz direkt nutzen – zum Beispiel wird jetzt der Vertrieb unserer französischen Schwestermarken in die Rüsselsheimer Zentrale ziehen.“ Andere Flächen hat Opel verkauft.

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Konkrete Verkaufspläne eines oder mehrerer Werksteile nennt Lohscheller auf Nachfrage allerdings nicht. Auch für den Werksbereich hinter dem Altwerk gebe es bisher keine spruchreifen Pläne. Das riesige Areal wurde in der Vergangenheit bereits als der Teil des Firmenareals gehandelt, von dem Opel sich als Nächstes trennen könnte und wird deshalb auch „Phase II“ genannt. Opel hat dazu allerdings nie konkrete Pläne geäußert.

„Rüsselsheim wird sich als ,Electric City‘ profilieren“

Ganz generell stehe Opel gerade auch bei der Flächenfrage selbstverständlich im guten Dialog mit der Stadt. Der Austausch werde gepflegt. Das betont auch Oberbürgermeister Udo Bausch (parteilos). „Wir stehen mit Opel zu vielen Themen und auf allen Hierarchieebenen in Kontakt. Das ist wichtig für die Stadt und unsere Arbeit, aber auch wichtig für die Menschen, die dort arbeiten.“ Bei vielen Themen gebe es große Gemeinsamkeiten und gemeinsame Interessenlagen, zum Beispiel bei der Stärkung Rüsselsheims als Forschungs- und Hochschulstandort oder beim Ausbau der Elektromobilität.

Letzteres ist für Rüsselsheim und Opel sogar zu einem gemeinsamen Projekt geworden. Die Elektromobilität soll in Rüsselsheim nicht nur bei der Produktion Einzug halten, sondern auch in der städtischen Infrastruktur. Rüsselsheim will „Electric City“ werden und 1.300 Ladepunkte installieren. Das Projekt stockte zunächst, soll aber jetzt Fahrt aufnehmen. „Rüsselsheim wird sich als ,Electric City‘ profilieren“, sagt dazu die Opel-Chefetage. In den Projekten ,Electric City‘ und ,E-Mobility-Lab‘ habe man mehr als 300 Ladepunkte auf dem Opel-Areal in Rüsselsheim sowie im Testcenter in Dudenhofen installiert. „Wir liegen damit voll im Zeitplan.“

Opel bleibt weiterhin lokaler Sponsor

Eine andere Veränderung auf dem Opel-Areal hängt mit einem nicht nur positiv besetzten Thema zusammen. Ende August sollen Teile des Entwicklungszentrums an Segula übergehen. Das bedeutet auch, dass das, was bisher noch Opel-Gelände ist, zum Teil zu Segula gehören wird. Dann werde auch eine Abtrennung nötig, weil es sich um zwei separierte Unternehmen handelt, erklärt Opel dazu. Gibt es also bald eine Linie auf dem Boden, die das Werksgelände teilt? Opel bestätigt, dass es deshalb natürlich auch sichtbare Abtrennungen geben werde.

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Eine Schwächung des Standorts durch den Verkauf von Teilen des Entwicklungszentrums soll aber nicht eintreten – im Gegenteil. Lohscheller sieht Opel auf einem guten Weg. Davon, so sagt er, werde auch Rüsselsheim profitieren, vor allem über die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen. Wie sieht es aber darüber hinaus mit der lokalen Verantwortung aus? Opel hatte sich zuletzt als Hauptsponsor der Opelvillen zurückgezogen und war dafür in der Stadt stark kritisiert worden. Die Einsparung hatte Symbolkraft. Lohscheller begründet diese Entscheidung: „Wir haben auch Sponsoring-Aktivitäten eingestellt. Das war keine leichte Entscheidung, in unserer Situation aber notwendig. Wenn ein Unternehmen über 18 Jahre hinweg Verluste macht, kann man kein Geld für Dinge ausgeben, die nicht dem unmittelbaren Geschäft dienen.“

Die Hoffnung auf finanzielles lokales Engagement muss Rüsselsheim aber dennoch nicht ganz aufgeben, denn Lohscheller ergänzt: „Rüsselsheim ist unsere Heimat. Wir haben viel geschafft in den letzten Jahren. Das geht nur mit den Mitarbeitern in der Stadt. Wir schauen uns genau an, wo lokales Engagement wieder möglich sein könnte.“

Von Heike Bökenkötter