In der Rüsselsheimer Festung zeugen steinzeitliche Pfeilspitzen davon, wie sich die Menschen einst an das Klima anpassen mussten.
RÜSSELSHEIM. Die im Obergeschoss des Rüsselsheimer Stadt- und Industriemuseums ausgestellten Pfeilspitzen, die auch Federmesser genannt werden, stammen aus der Zeit um 11.000 vor Christus. Gefunden wurden sie in der Nähe von Königstädten.
Die steinzeitlichen Waffen bestanden ursprünglich aus Stein und Holz. Der Stein, der als Spitze dient, wurde solange mit anderen Steinen bearbeitet, bis er wie ein Widerhaken in der Beute feststecken konnte. Meist waren Feuersteine die Steine der Wahl, aber auch andere Steine wurden verwendet. Der bearbeitete Stein wurde seitlich an einem länglichen Holzstück befestigt. Damit die Verbindung hielt, wurden die Einzelteile mit Birkenpech aneinandergeklebt. Birkenpech entsteht durch das Verkohlen von Birkenrinde. Dabei bildet sich eine schwarze Masse, die in warmem Zustand modellierbar ist und beim Erkalten aushärtet. Der Bogen bestand wie der Pfeilschaft aus Holz. Als Sehne verwendeten die Menschen häufig Tiersehnen.
Die Entwicklung von Pfeil und Bogen war notwendig geworden, da eine wenige Jahrzehnte andauernde Klimaerwärmung dazu führte, dass aus der ehemaligen Steppenlandschaft allmählich ein Wald wurde. Konnten die Jäger anfangs noch mit Speeren Mammuts und Riesenhirsche erlegen, folgte auf die steigenden Temperaturen deren Abwanderung Richtung Norden. Andere Tiere, wie Rehe und Hasen, die nun aus dem Süden einwanderten, brachten Samen und Früchte in die karge Landschaft. Die neuen Pflanzen und Tiere sorgten dafür, dass sich die Menschen an ihre neuen Lebensumstände anpassen mussten. Der Speer war für die Jagd im Wald nicht mehr geeignet, Pfeil und Bogen waren nun die Waffe der Wahl.