Die mehr als 800 Plätze im Stadttheater reichten am Sonntagmorgen nicht aus, so dass noch eine große Zahl der Besucher im Foyer den Neujahrsempfang des Gewerbevereins per...
RÜSSELSHEIM. Das hatte es noch nie gegeben: Die mehr als 800 Plätze im Stadttheater reichten am Sonntagmorgen nicht aus, so dass noch eine große Zahl der Besucher im Foyer den Neujahrsempfang des Gewerbevereins per Bildschirm mitverfolgen mussten. Das große Interesse ist vermutlich mit den zahlreichen „Premieren“ zu begründen. Denn neben Opel-Chef Michael Lohscheller und den Neuigkeiten zum Opel-Altwerk dürfte auch der erste große öffentliche Auftritt von Oberbürgermeister Udo Bausch (unabhängig) die Neugier geweckt haben.
Das seit Jahresbeginn amtierende Stadtoberhaupt betonte, dass die vielen Stärken der Stadt mehr herausgestellt werden müssten. Beispielsweise seien 35 Prozent der Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung, womit Rüsselsheim bundesweit an der Spitze liege. Ebenso gebe es mit der Hochschule Rhein-Main die beste Möglichkeit, Wissenschaft und Unternehmen zu verbinden. Bausch kündigte an, „relativ zügig“ die Weichen für die Schaffung von „bezahlbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten“ zu stellen.
Unterstützung durch Bund und Länder gefordert
Kritisch äußerte er sich zur Finanzausstattung: Er forderte Bund und Länder auf, darüber nachzudenken, wie sie die Kommunen besser unterstützen können. „Wir brauchen mehr Zuweisungen, wir schaffen das nicht aus eigener Kraft.“ Geld, das hier erwirtschaftet werde, gehe vor allem in die Kassen von Bund und Ländern. „Es ist ungerecht, was in der Stadtkasse bleibt.“
Der neue Oberbürgermeister ging in seiner Rede nicht auf die zuvor vom Präsidenten des Gewerbevereins, Dirk Schäfer, geäußerten Wünsche ein. Dieser hatte ein klares Bekenntnis zum Erhalt der öffentlichen Einrichtungen in der Stadt sowie zum Ausbau der Interkommunalen Zusammenarbeit gefordert. Laut Schäfer sei es logisch, neben Raunheim und Kelsterbach auch einen Schulterschluss mit weiteren Kommunen am Main zu suchen, um sich aus der Umklammerung des stetig wachsenden Frankfurts zu lösen. Schäfer versprach Bausch, dass der Gewerbeverein ihn auf seinem Weg begleiten und ihm ein verlässlicher Partner sein werde.
Schäfer zollt Bausch Respekt für Hessentag
Gleichzeitig dankte der Vereinsvorsitzende Bauschs Vorgänger Patrick Burghardt (CDU), der ebenfalls anwesend war, für die vertrauliche und produktive Zusammenarbeit. Respekt zollte er ihm, dass er die Ausrichtung des Hessentags möglich gemacht und gegen alle Widerstände durchgehalten habe. Durch das Landesfest im vergangenen Juni habe die Stadt ihre Möglichkeiten präsentieren können und werde seitdem ganz anders wahrgenommen.
Schäfer forderte daher dazu auf, Rüsselsheim nicht immer runter zu reden. „Wir müssen davon wegkommen, dass unser Tun und Handeln vom Negativen bestimmt wird. Lasst uns das nicht wieder vermasseln.“ An die politischen Akteure gewandt wünschte Schäfer ein Ende des ständigen Hin und Hers, des Gezänks und der Beleidigungen des politischen Gegners. Eine Demokratie brauche den gelebten Austausch. „Aber er muss dazu führen, dass die Stadt vorankommt.“
Von Alexandra Groth