Mit ausgeklügelter Messtechnik 200.000-Liter-Leck aufgespürt

Über einen außergewöhnlichen Erfolg freuen sich die Kollegen Roger Schneider (rechts) und Vitali Krasman. Dem Rohrnetzmeister und dem Gas-Wasser-Monteur ist es gelungen, durch feine Messtechnik und präzise Streckenprüfung ein Leck großen Ausmaßes zu orten und zu beheben.

Rund 200 Kilometer an Wasserleitungen umfasst das Versorgungsnetz der Rüsselsheimer Stadtwerke. Wie die Fachleute dennoch Rohrbrüche aufspüren.

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Rüsselsheim. Wenn unterirdische Rohre leck sind und wertvolles Trinkwasser im Erdboden versickert, sind Roger Schneider, Vitali Krasman und Uwe Banzhoff von den Stadtwerken Rüsselsheim zur Stelle. Jüngst stellte der städtische Wasserversorger ein Riesenleck in der Taubenstraße in Haßloch fest. 200 Kubikmeter Wasser am Tag strömten aus dem Spalt, was 200.000 Litern entspricht. Mit dem Wasser hätten täglich 200 Badewannen gefüllt werden, macht Stadtwerke-Pressesprecher Jürgen Gelis deutlich.

„200.000 Liter haben einen Wert von rund 400 Euro”

Das Leck konnte einen Tag nach der Verortung punktgenau eingemessen und behoben werden. Ein Erfolg, der viel Geld spart. „200.000 Liter haben einen Wert von rund 400 Euro”, rechnet Gelis vor. Wie haben die Gas-Wasser-Monteure den Rohrbruch in dem rund 200 Kilometer umfassenden Netz an Wasserleitungen in Rüsselsheim ausfindig machen können? Durch feine Messtechnik und präzise Streckenprüfung, informieren Schneider und Krasman bei einem Pressegespräch.

Schneider hält einen unscheinbaren Zylinder in der Hand. „Das ist ein Funklogger. Er misst den Geräuschpegel des Wassers.” Das Gerät zeichnet das Rauschen des Wassers in den Leitungsrohren auf und stellt Veränderungen fest. 600 solcher Funklogger haben die Stadtwerke übers Stadtgebiet verteilt und im Wassernetz platziert. Diese Technik ist seit 2015 im Einsatz und wurde auf Initiative von Rohrnetzmeister Roger Schneider eingeführt. „Wir fahren die Logger in der Regel einmal in jedem Quartal mit einem Auslesegerät ab. Bei erhöhten Werten ist von einem Leck auszugehen”, erklärt Kollege Krasman. Dabei seien die Werte in der Nacht zwischen 2 und 4 Uhr besonders interessant, ergänzt Jürgen Gelis. „Weil in dieser Zeit wenig Wasser verbraucht wird, fallen große Fließgeräusche besonders auf.”

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Rohrnetzmeister Roger Schneider zeigt einen Funklogger. 600 solcher Geräte sind übers Stadtgebiet verteilt und messen den Geräuschpegel im Wassernetz.
Rohrnetzmeister Roger Schneider zeigt einen Funklogger. 600 solcher Geräte sind übers Stadtgebiet verteilt und messen den Geräuschpegel im Wassernetz. (© Dorothea Ittmann)

Meist mache sich austretendes Wasser durch laut sprudelnde Geräusche bemerkbar – wie auch in der Taubenstraße Anfang März. So fand das Stadtwerke-Team zehn Tage nach der letzten Überprüfung den Rohrbruch in einer Tiefe von 1,80 Meter. Schon am nächsten Tag wurde die Straße geöffnet und das Leck in der Hauptleitung repariert. Ein solcher Einsatz ist für die sieben Gas-Wasser-Monteure bei den Stadtwerken Routine.

Weniger Rohrbrüche in milden Wintern

In den Frostperioden erhöht sich der Druck auf die Rohre, zum Beispiel durch Erdbewegung, wodurch das Material brechen kann. Aus diesem Grund werde der Geräuschpegel in den Wintermonaten öfters gemessen als in den wärmeren Monaten. Durch die milden Winter der vergangenen Jahre komme es seltener zu Rohrbrüchen. Vergangenes Jahr sei das Team 44-mal ausgerückt, um Rohrbrüche zu reparieren, sagt Schneider. Aber nicht nur Frost, sondern auch große Hitze setze den Leitungen zu.

In der Taubenstraße war das austretende Wasser lediglich im Erdboden versickert und hatte keinen weiteren Schaden angerichtet. Doch Wasser sucht sich bekanntlich seinen Weg, weswegen Roger Schneider vor den Folgeschäden durch Lecks warnt: Wasser unterspült Fahrbahnen und läuft in Keller oder Gebäude. Um so wichtiger sei es, Leckagen frühzeitig zu erkennen und Schwachstellen auszumerzen.

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