Abteilungsleiter Alexander Stawinski (rechts) und Mitarbeiter Peter Höpfl mit einer der hilfreichen Bildtafeln. Sie zeigt deutlich an, dass in diesen Kasten zu legende Teile sichtgeprüft sind. Ihre Funktionsprüfung steht damit noch aus. Foto: André Hirtz
( Foto: André Hirtz
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RÜSSELSHEIM - Es ist ein Albtraum: Ein Mensch, der seine Vorhaben, Wünsche und Abneigungen nicht klar äußern kann, macht auf umfassende Weise eine ähnliche Erfahrung wie jemand, der eingesperrt ist, sich also nicht frei bewegen kann. Kommt zu dem Handicap, sich nicht deutlich verständlich machen zu können, noch ein weiteres geistiges oder körperliches hinzu, erscheint es fast unmöglich, dass dieser Mensch ein gutes Selbstgefühl, am besten sogar ein tragfähiges Selbstbewusstsein, entwickeln und ausleben kann. Barrierefreie Kommunikation zu vermitteln verspricht ein Projekt, das jetzt nach und nach in allen Bereichen der Rüsselsheimer und Biebesheimer WfB umgesetzt werden soll. Dazu sind Schulungen des betreuenden Personals sowie die Anschaffung von Hilfsmitteln nötig. Unsere Leser tragen mit Spenden dazu bei, dass dies verwirklicht werden kann. Alexander Stawinski leitet in den Werkstätten für Behinderte eine Abteilung, in der 16 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und trotz unterschiedlicher Behinderungen kontinuierlich Teile herstellen, die in Industriebetrieben Verwendung finden. Qualitätssicherung ist unverzichtbar, nicht nur im Fall der Herstellung von Produkten, die bei Gasanlagen eingesetzt werden, deren absolute Zuverlässigkeit also in höchstem Maße sicherheitsrelevant ist. Die WfB haben da natürlich keinen Bonus, die Teile müssen nicht so ungefähr, sondern haargenau passen. Das erfordert eine nicht patzende Endkontrolle. Und mehr noch: Schon während der Herstellung muss auf höchste Genauigkeit geachtet werden. Wie aber vermittelt man das Menschen mit verschiedensten Behinderungen?
Bildtafeln helfen bei der Fertigung
Stawinski hat zur Verständigung bereits vor Beginn des Kommunikationsprojektes im Laufe vieler Jahre mehr und mehr Hilfsmittel genutzt. „Die hier hergestellten Produkte sind konfektioniert. Auf Bildtafeln, die sie ständig vor sich haben, sehen die Mitarbeiter ganz genau, wie das Teil auszusehen hat, wenn es ihren Arbeitsplatz verlässt. Es in diesen Zustand zu versetzen, haben sie gelernt.“ Wer dennoch Probleme damit hat, etwa weil er sich Abläufe nicht so gut merken kann, hat jederzeit die Möglichkeit, weitere Bilder und auch kurze Filme anzuschauen, auf denen er wieder und wieder erkennt, wie er seine Aufgabe bewältigen kann. Wofür er eingesetzt ist, kann er einer Wandtafel entnehmen. Dort sind Magnetklötzchen mit seinem Foto oder einem von ihm ausgewählten Symbol der für ihn geeigneten Aufgabe zugeordnet. Eine sehr bewährte Methode zur grundlegenden Orientierung an jedem neuen Arbeitstag.
Stawinski beschreibt die Unterschiedlichkeit der Handicaps, unter denen die hier Arbeitenden weit mehr leiden müssten, gäbe es nicht die ständig erweiterte Palette bildgebender Hilfsmittel. Was mit Fototafeln und Symbolen begann, ist nun dank Nutzung elektronischer Medien wesentlich vorangekommen. Tablets, große I-Pads und darauf verwendbare Programme kosten Geld, aber die Ergebnisse rechtfertigen die Investition, berichtet der Abteilungsleiter. Die Produktion wird erleichtert. Und, darauf weist Stawinski immer wieder hin: „Es geht darum, Menschen mit Behinderung darin zu stärken, mit qualifizierter Arbeit ihren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.“
SO GEHT ES
Empfänger: „ihnen leuchtet ein Licht“, bei der Wiesbadener Volksbank. Iban DE 34 5109 0000 0000 0705 05, Verwendungszweck „Rüsselsheim“ (bedeutet zugunsten der WfB).
Spendenquittung: Bitte Adresse auf der Überweisung angeben. Bei Beträgen bis 200 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg als Quittung an. (mw)
Hier wird eben nicht bloß irgendwie beschäftigt. Die geleistete Arbeit genießt höchste Anerkennung von Auftraggebern, die teils seit Jahrzehnten treu dabei sind, weil sie wissen, dass sie sich auf die WfB verlassen können. Das ist keine Frage wohlwollenden Entgegenkommens. Was hier geschieht, ist ISO-zertifiziert, sowohl von der Produktion her, als auch was die pädagogische Arbeit betrifft.
Auffällig ist die Reibungslosigkeit, mit der gearbeitet wird. Die Menschen hier arbeiten so stetig, geräuschlos und erkennbar zufrieden, als hätten sie keine geistigen und körperlichen Behinderungen, Konzentrationsstörungen, eingeschränkten Merkfähigkeiten zu verkraften. Wesentlich für diese Selbstsicherheit ist der Einsatz bildgebender Hilfsmittel, die es jedem erleichtern, seine Aufgabe zu erfüllen und auch mit Kollegen im Team klarzukommen, soweit sie nicht als Autisten für sich allein wirken, was hier auch ermöglicht wird.