Festakt am Kunstpfad in Rüsselsheim: Skulpturen-Ensemble am...

Bei der Einweihung des Kunstpfades nach einem Jahr Wartezeit wird nicht nur Matthias Brauns eton-Skulptur eines Opel Manta B. in Augenschein genommen. Foto: Vollformat/Samatha Pflug
© Vollformat/Samatha Pflug

Auf den Tag genau vor einem Jahr war in Rüsselsheim der Hessentag eröffnet worden. Schon damals, so war anfänglich der Plan, sollte das Mainufer durch eine Ansammlung von...

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RÜSSELSHEIM. Auf den Tag genau vor einem Jahr war in Rüsselsheim der Hessentag eröffnet worden. Schon damals, so war anfänglich der Plan, sollte das Mainufer durch eine Ansammlung von Kunstwerken aufgewertet werden und daraus der Stadt insgesamt eine neue Attraktion erwachsen. Doch der „Kunstpfad“ ließ auf sich warten – ein ganzes Jahr lang.

Jetzt wurde er eröffnet – und nicht nur Kulturdezernent Dennis Grieser (Grüne) dürfte die offizielle Einweihungsfeier wie eine Befreiung empfunden haben. Denn das Jahr zusätzlicher Wartezeit war angefüllt mit öffentlicher Häme, mit Angriffen gegen das Projekt und voreiligen Schmähungen, die sich vor allem gegen den mittlerweile um seine Wiederwahl gebrachten Bürgermeister richtete. Dabei war nicht die Verzögerung der Grund für allen Gegenwind, sondern die eingesetzten Mittel. Vor allem wurde Grieser angekreidet, dass er den ursprünglich auf 100.000 Euro gedeckelten Kostenbeitrag der Stadt mit Genehmigung der Stadtverordneten auf 198.000 Euro aufgestockt hat.

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Lob für Griesers Beharrlichkeit

Ausdrückliches Lob bekam Grieser nun von dem anderen Hauptsponsor des Projekts. Staatsminister Axel Wintermeyer (CDU), Chef der Hessischen Staatskanzlei, gratulierte als Vertreter der landeseigenen Flughafen-Stiftung zu Griesers Beharrlichkeit angesichts der Anfeindungen. Seine Stiftung gibt ein Drittel der Projektkosten dazu, ein hiesiges Geldinstitut sowie ein lokales Unternehmen sind weitere Sponsoren.

Wintermeyer plädierte gerade wegen seines provokativen Gestus‘ für den „Kunstpfad“: „Mit Gefälligkeiten setzt sich kein Mensch auseinander“, sagte er. Und ergänzte: „Wenn etwas gefällig ist, dann ist es keine Kunst mehr, sondern nur noch ein schöner Gegenstand.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Grieser bereits seine Sicht der Dinge vom Titel der Stahl-Skulptur „Heimat“ des Rüsselsheimers Mario Hergueta abgeleitet. Um „Heimat“ gehe es in allen vier Arbeiten, wobei der Dezernent einen weiten Bogen von den „Gastarbeitern“ der sechziger Jahre bis zu den Flüchtlingen heutiger Zeit schlug. Hinter dem Heimat-Begriff verberge sich kein „abgekapselter Raum“, vielmehr könne ihn jeder für sich selbst neu definieren, meinte der Bürgermeister.

Grieser arbeitete die Vorzüge aller Arbeiten heraus – etwa die bisherige Einmaligkeit des Gedenkens, wie sie sich in der geschwungenen Beton-Sitzbank von „Where am I? As if in a dream... Did we arrive?“ manifestiert. In zehn Jahren sei das Schicksal der flüchtenden Menschen auf der sogenannten „Balkan-Route“ vielleicht nur noch angesichts eines solchen Kunstwerkes erinnerlich.

Prägender Arbeitgeber

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Matthias Brauns Beton-Skulptur eines Opel Manta B, „Dauerparker“, bindet den „Kunstpfad“ an den prägenden Arbeitgeber in der Stadt an. Grieser: „Opel ist für viele Rüsselsheimer das, was sie in erster Linie mit ihrer Stadt verbindet.“ In Martin Feldbauers „Shortcut“ schließlich mag die im digitalisierten 21. Jahrhundert angelegte Neigung zum Strukturwandel, zur Vereinfachung, zur Abkürzung einen stimmigen Ausdruck zu finden.

Die von rund 150 Gästen besuchte Feierstunde fand bei brütender Hitze vor Detlef Krafts Bronzeplastik „Leinreiter“ von 1996 statt. Auch dieses Kunstwerk sei bei seiner Einweihung keineswegs unumstritten gewesen, und dennoch habe es sich bis heute zu einem neuen Rüsselsheimer Wahrzeichen entwickelt, sagte Grieser. Dies wünsche er sich auch für den gesamten „Kunstpfad“.

Den Festakt ergänzte ein Referat über den über die Jahre gewandelten Begriff „Kunst im öffentlichen Raum“ von der Kuratorin der Opelvillen, Dr. Beate Kemfert. Musikalisch begleitete der aktuelle Rüsselsheimer Kulturpreisträger Stephan Völker mit seiner Band „Swing and be funky“ die Veranstaltung. Im Anschluss gab es die Möglichkeit zu einem Rundgang, bei dem die Künstler Auskünfte über ihre Arbeiten gaben.

Von Stephan A. Dudek