Ein schickes Stück Rüsselsheim: Siegerentwurf zu Karstadt und Löwenplatz-Quartier vorgestellt
Wie genau die zukünftige Bebauung des Karstadt- und Löwenplatz-Quartiers in Rüsselsheim aussehen soll, steht trotz des Endes des Ideenwettbewerbs noch nicht fest. Mit dem Architekturbüro "raumwerk" hat der Wettbewerb nun aber einen Sieger. Der Siegerentwurf punktet vor allem mit Gestaltung und Umsetzbarkeit.
Von André Domes
Stellvertretender Redaktionsleiter Wiesbaden
Sonja Moers vom Architekturbüro "raumwerk" erläutert den Siegerentwurf. Foto: Vollformat/ Volker Dziemballa
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RÜSSELSHEIM - Vorweg das Wichtigste: Wie die zukünftige Bebauung des Karstadt-Areals einmal aussehen wird, steht auch nach dem Ende des Ideenwettbewerbes noch nicht exakt fest. Das soll es auch noch nicht, schließlich will man den Investoren, die auf dem exponierten Platz in der Innenstadt einmal bauen werden, auch noch genügend Spielraum lassen.
Der städtebauliche Ideenwettbewerb, so war bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag zu erfahren, sollte vielmehr einen Bezugsrahmen für die Karstadt-Planungen liefern und eine Vorstellung dafür entwerfen, wie sich das gesamte Innenstadtviertel in den kommenden bis zu 30 Jahren entwickeln soll.
Frankfurter Büro setzt sich durch
Genau das gelang nach Ansicht der Fachjury dem Architektur- und Stadtplanungsbüro "raumwerk" aus Frankfurt am besten. Ihr Entwurf konnte sich gegen fünf weitere Bewerbungen durchsetzen. Überzeugt habe das Konzept durch zwei Aspekte, erläuterte Architekt und Hochschullehrer Johann Eisele, der den Vorsitz der Fachjury führte. Die eine sei der Faktor Umsetzbarkeit. Beim Projektgebiet, das von der Frankfurter Straße bis zum Europaplatz und vom Friedens- bis zum Löwenplatz reicht, habe man es mit einem äußerst komplexen Gelände zu tun, „ganz besonders, was die Eigentumsverhältnisse betrifft.“ Das Modell der Gewinner lasse zu, dass man sich flexibel und Stück für Stück den Zielvorgaben annähern könne. Weder sei eine zeitliche Vorgabe enthalten noch eine Reihenfolge, um den Umbau zu komplettieren. Mehr noch: Jedes Teilziel biete schon von sich aus einen Gewinn für das Projektgebiet. Nach und nach solle entlang der Löwenstraße, heute durch Einfahrten, Umfahrungen und Platz-Einbuchtungen unruhig und von Autoverkehr dominiert eine geschlossene Bebauung entstehen, die mehr Platz für Wohnen und innerstädtisches Leben bietet.
SO GEHT ES WEITER
Auf Grundlage der Festsetzungen aus dem Ideenwettbewerb wird die Gewobau, Besitzer der Grundstücke an der Frankfurter Straße, nun einen zweiten Wettbewerb zum Karstadt-Areal durchführen.
Dort werden Investoren und Architekten Lösungen für das etwa 2750 Quadratmeter große Grundstück erarbeiten. Wer den besten Vorschlag gemacht hat, soll eine Fachjury entscheiden. Um Konstanz zu wahren, ist diese fast identisch mit der des Ideenwettbewerbes.
Ergebnisse sollen bis Ende November vorliegen und die Vertragsverhandlungen zwischen Gewobau und dem Investor noch in diesem Jahr beginnen. (dom)
Als zweiter Faktor für den Gewinn des Wettbewerbs wurden die Ideen für den Umsetzungsschritt genannt, auf den viele Rüsselsheimer am sehnlichsten warten: die Neugestaltung des Karstadt-Areals. Die Planer haben hierzu einen Rahmen entworfen, in dem künftige Entwickler noch gestalterischen Spielraum haben. Durch die Festlegungen soll sichergestellt werden, erläuterte Sonja Moers vom Büro "raumwerk", dass eine „Stadtreparatur“ an der für die Innenstadt so bedeutenden Stelle stattfinde. Dies geschehe durch die Festschreibung von bestimmten Gebäudehöhen einerseits und durch die Definition von Nutzflächen andererseits. „Unser Entwurf sieht da schon eine recht hohe Ausnutzung der Fläche aus, schränkt aber die Gebäudehöhen so ein, dass die Bauten sich an der Umgebung orientieren“, beschrieb Moers die Vorstellung der Stadtplaner.
Konkret sieht der Entwurf vor, auf dem Grundstück insgesamt rund 8000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zu realisieren. 6200 für Wohnen, weitere etwa 1500 Quadratmeter für gewerbliche Nutzungen in den Erdgeschossen. Entstehen sollen die Flächen in zwei Bauten mit unterschiedlichem Charakter. An der Ecke Friedensplatz soll ein fünf- bis sechsgeschossiger, angeschnittener Kubus entstehen, der die Höhen anderer markanter Gebäude am Platz aufnimmt. Entlang der Frankfurter Straße und - zumindest nach der vorläufigen Rahmensetzung L-förmig in die Löwenstraße hineinragend soll sich daran ein klassischer anmutender Gebäuderiegel anschließen, der sich an den Höhen der gegenüberliegenden Bebauung orientiert. So entwickele sich endlich ein geschlossenes Bild, das die angenehme Erscheinung des Markplatz-Ensembles und vieler Nachbarbauten aufnehme, so Moers.
Baudezernent Nils Kraft wiederum sah sich bestätigt, im nicht ganz unumstrittenen städtebaulichen Ideenwettbewerb das adäquate Mittel gefunden zu haben, in diesem sensiblen Bereich der City methodisch für Besserung zu sorgen: „Jetzt haben wir etwas in der Hand, das auf ein Ziel ausgerichtet ist und mit dem wir nun in die Verhandlungen mit den Eigentümern gehen können.“ Es gebe schon einige Anlieger, die darauf warten, mit der Stadt über Sanierungsmaßnahmen zu sprechen. Der Siegerentwurf und die anderen Wettbewerbsbeiträge werden ab dem kommenden Montag, 23. April, in der Rathaus-Rotunde öffentlich ausgestellt.