RÜSSELSHEIM - „Ein Zusammenschluss mit PSA ist – wie man heute zu sagen pflegt – alternativlos.“ So lautet die Einschätzung von Klaus Franz, ehemaliger Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender von Opel. Er war am Donnerstagabend der Einladung von Dr. Bärbel Maul, Leiterin des Stadt- und Industriemuseums, gefolgt. Franz wird seit der Opel-Krise 2009 von vielen respektvoll „Mr. Opel“ genannt. Seine Erfahrungen über die Zeit, in der er seinen Beinamen bekommen hat, hat er in „Die Rettung von Opel vor der Insolvenz – Das Beispiel gelebter Mitbestimmung“ niedergeschrieben.
Die Ereignisse damals und heute, wo Opel kurz vor der Herauslösung aus dem General Motors-Konzern zu stehen scheint, seien schwer zu vergleichen, sagt Franz. Wäre GM Pleite gegangen, hätte die Konzernmutter Opel mit in den Abgrund gerissen. Heute geht es dagegen um einen Verkauf, der, wie Franz es einschätzt, darin begründet ist, dass GM keine Milliardeninvestments mehr in die deutsche Tochter tätigen möchte. Diese wären allerdings nötig, um beispielsweise die europäischen Flotten-Abgasvorgaben von 95 Gramm CO2 ab 2020 einzuhalten. Ähnliche Restriktionen seien in den USA, dem Heimatland von GM, erst Jahre später geplant, sofern die neue Regierung sie nicht zurückziehe.
Profit sei inzwischen bei GM die entscheidende Triebfeder, nicht das Produktionsvolumen. An einen Verkauf von Opel glaubt Franz jedoch erst, wenn die Unterschriften unter die Verträge gesetzt sind – seine Erfahrungen mit GM haben ihn misstrauisch werden lassen.
Franz sieht in einem Zusammenschluss mit PSA zwar Risiken, aber auch Chancen für Opel. PSA wolle sich mit Opel den Marktzugang zu Mittel- und Nordeuropa sichern und die Stückzahlen erhöhen. Opel habe in Deutschland inzwischen wieder ein gutes Image und produziere gute Qualität, bessere als PSA. Das spreche für die Belegschaft und für die Marke. Problematisch schätzt Franz die Situation für die Motorenstandorte ein, zum Beispiel Kaiserslautern. PSA habe das effizientere Motoren-Portfolio. Und, ein wichtiger Aspekt: PSA ist der Käufer, Opel der Gekaufte. Bei den Verhandlungen mit PSA müsse darauf geachtet werden, dass Opel-Produkte fünf Jahre im Voraus hinsichtlich der Entwicklungsverantwortung und auch der Fertigung abgesichert seien. Zur Frage, was bei einem Verkauf mit den Patenten passiere, berichtet Franz, dass 2009 die Nutzung der Lizenzen für jedes Fahrzeug ausgearbeitet worden wurden. „Das werden harte Verhandlungen“, sagte Franz.
Zur Marschrichtung seiner Betriebsratskollegen möchte sich Franz nicht äußern – anders als Jo Dreiseitel, Staatssekretär im hessischen Sozialministerium. Ihm fehle das selbstbewusste Auftreten der Interessenvertreter in der Öffentlichkeit, wie es Franz und seine Mitstreiter 2009 an den Tag gelegt und bundesweit Anerkennung und Solidarität erfahren hatten.