"Die ganze Industrie ändert sich radikal": Opel setzt verstärkt auf Elektroautos
Die Zukunft wird elektrisch – zumindest wenn es nach Opel-Chef Karl-Thomas Neumann geht. Denn der Rüsselsheimer Autobauer setzt verstärkt auf Elektromobilität und plant die Einführung einiger neuer E-Autos.
Von Ralf Heidenreich und Achim Preu
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann am Steuer eines Konzeptautos. Archivfoto: dpa
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RÜSSELSHEIM - Opel setzt auf Elektromobilität und will künftig noch weitere E-Autos auf den Markt bringen. „Der Ampera-e ist das erste voll alltagstaugliche Elektroauto. Und in der Planung sind noch weitere elektrische Modelle. Ganz klar: Die Zukunft ist elektrisch“, sagte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann im Interview mit dieser Zeitung.
Der Brexit und die Folgen werden dem Autobauer derweil auch 2017 das Geschäft verhageln. Neumann peilt die Rückkehr in die schwarzen Zahlen daher nun für das Jahr 2018 an. „2017 erwarten wir ein Ergebnis, das in etwa in der Größenordnung des Jahres 2016 liegen wird. 2018 wollen wir dann jedoch endlich die Gewinnschwelle erreichen“, so der Opel-Chef.
„Ich gebe zu, dass ich enttäuscht bin, dass es am Ende nicht ganz gereicht hat“, bekannte der Top-Manager. 2016 konnte Opel den Verlust gegenüber dem Vorjahr um mehr als zwei Drittel reduzieren, am Ende stand jedoch noch ein Minus von umgerechnet 241 Millionen Euro zu Buche. Der 55-Jährige sieht Opel aber auf dem richtigen Weg: „Was mit dem Astra angefangen hat, geht dieses Jahr mit Vollgas weiter. Unsere sieben Neuheiten müssen sitzen, jedes Auto muss ein Erfolg werden“, so Neumann.
Der Top-Manager bezifferte die Belastungen durch den Brexit in diesem Jahr auf 600 Millionen US-Dollar. Opel fertigt zwar unter der Marke Vauxhall deutlich mehr als die Hälfte der in Großbritannien verkauften Einheiten auf der Insel selbst, muss laut Neumann aber „die große Mehrheit“ der verarbeiteten Teile teuer auf dem Festland einkaufen.
Der Stammsitz wächst um 850 Opelaner
Laut Neumann kletterte 2016 die Beschäftigtenzahl europaweit um 2500 auf 38 200 vor allem deshalb so kräftig, weil viele bislang ausgelagerte Tätigkeiten ins Unternehmen zurückgeholt wurden. In Rüsselsheim legte die Zahl der Opelaner um 850 auf etwa 15 000 zu.
Doch mit dem Beschäftigungsaufbau wird es wohl vorerst vorbei sein. „Die ganze Industrie verändert sich so radikal, dass wir unsere Strategien ständig hinterfragen und gegebenenfalls anpassen: weniger Verbrenner, weniger Komplexität und dafür Investitionen in neue Mobilitätskonzepte wie Sharing und Autonomes Fahren“, so Neumann. Welche Auswirkungen das auf die Beschäftigung habe, sei unklar. Wegen steigender Emissionsanforderungen und der Elektromobilität wird seiner Ansicht nach die Autoindustrie die Zahl der Motorvarianten reduzieren müssen: „Der Aufwand für die heutige Vielzahl an Motoren ist nicht mehr vertretbar.“
Dass bei Opel immer wieder der hohe Anteil an Eigenzulassungen angeprangert wird, ärgert ihn: „Bei uns werden pro Jahr mehr als 25.000 Autos von Mitarbeitern geleast. Dieses Bekenntnis unserer Mitarbeiter freut mich. Andere rechnen diese Autos aus ihren Eigenzulassungen heraus.“ Auch Opel bediene sich grundsätzlich Tageszulassungen, aber es gebe andere Hersteller, die deutlich stärker auf dieses Mittel setzten, so Neumann.