Burghardt will zur OB-Wahl 2023 in Rüsselsheim antreten

Patrick Burghardt sieht viele Themen, die für die Stadt Rüsselsheim wichtig sind.              Foto: Vollformat / Volker Dziemballa

Der CDU-Politiker spricht exklusiv über die Gründe einer erneuten Kandidatur, was er vorhat und welches Zeugnis er der derzeitigen Politik ausstellt.

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RÜSSELSHEIM. Patrick Burghardt war schon einmal Oberbürgermeister von Rüsselsheim. Im nächsten Jahr will der CDU-Politiker wieder zur Wahl antreten – nach einer Zwischenstation in Wiesbaden. Im Interview schildert er seine Beweggründe.

Herr Burghardt, spätestens seit dem Wochenende brodelt die Gerüchteküche über eine Kandidatur zur Oberbürgermeister-Wahl 2023. Können Sie klarstellen: Treten Sie an oder nicht? Ich brenne immer noch für Rüsselsheim und habe die letzten Jahre genau verfolgt, was hier geschehen ist. In den vergangenen Monaten haben mich immer wieder Menschen, auch außerhalb der Rüsselsheimer CDU, angesprochen, ob ich mir eine erneute Kandidatur vorstellen könne. Der Parteivorstand hat zu Beginn des Jahres eine offene Kandidatensuche beschlossen. Im Zuge dessen wurde ich jetzt von über 20 Mitgliedern vorgeschlagen, die dem Vorstand meine Kandidatur empfehlen. Ich bin bereit, bei der OB-Wahl anzutreten und mich mit aller Kraft für die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger einzusetzen.

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Das kommt jetzt überraschend, viele hätten damit wohl nicht gerechnet. Es gibt die, wenn auch knapp verlorene Wiederwahl 2017, eine aktuelle Aufgabe als Staatssekretär im Digitalministerium, was hat Sie dennoch zu dem Schritt bewogen? Oft höre ich, dass die Menschen einen Stillstand in der Stadtentwicklung wahrnehmen. Die wichtigen Projekte, wie zum Beispiel die Motorworld und der Neubau auf dem ehemaligen Karstadt Gelände, die jetzt umgesetzt werden, wurden schon vor 2017 von mir angestoßen. Mit Manfred Ockel und Thomas Jühe habe ich über Parteigrenzen hinweg die erfolgreiche „Drei-gewinnt“-Zusammenarbeit mit Raunheim und Kelsterbach begonnen. Hier wird von den Partnern aktuell die Zuverlässigkeit und die Konstanz vermisst. Der Politik in Rüsselsheim fehlen der Mut und die Führung, insbesondere bei dem grundlegenden Thema Haushalt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Eine zielgerichtete Wirtschaftsförderung und -entwicklung ist zurzeit nicht zu erkennen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für eine zukünftige positive Entwicklung Rüsselsheims. Ich habe die Motivation, diese Aufgaben anzugehen.

Mit der Gestaltung der frei werdenden Opelflächen entscheidet sich für Patrick Burghardt maßgeblich, wie sich Rüsselsheim für die nächste Generation aufstellt.     Archivfoto: Perlita Braquet/Simon Rauh
Mit der Gestaltung der frei werdenden Opelflächen entscheidet sich für Patrick Burghardt maßgeblich, wie sich Rüsselsheim für die nächste Generation aufstellt. (© Archivfoto: Perlita Braquet/Simon Rauh)

Könnte man es auch so sagen: Rüsselsheim liegt Ihnen doch näher als Wiesbaden? Die Aufgabe in der Landesregierung ist sehr spannend und es macht mir große Freude in der erfolgreichen schwarz-grünen Koalition mitzuarbeiten; so gestalte ich die Zukunft unseres Landes mit. Die Kommunalpolitik ist allerdings viel näher an den Menschen und das fehlt mir aktuell sehr. Rüsselsheim ist meine Heimat, ich bin hier geboren und hier möchte ich auch für meine Kinder die Zukunft positiv gestalten. Als Oberbürgermeister habe ich die Möglichkeit, direkt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und Entscheidungen zu treffen, die dann spür- und sichtbar sind.

Sie sind mittlerweile Vater zweier Kinder, was sagen Ihre Frau und Ihre Familie zu der Entscheidung? Selbstverständlich habe ich darüber lange und ausgiebig mit meiner Frau gesprochen. Wir wissen sehr genau, was auf uns zukommt. Ich bin dankbar und freue mich, dass meine Frau zu hundert Prozent hinter mir steht, wie im Übrigen die gesamte Familie. Ohne die uneingeschränkte Unterstützung sowohl meiner Frau als auch meiner Familie würde ich dieses Amt nicht erneut anstreben.

Die SPD sucht zwar noch nach einem Kandidaten, mögliche andere Bewerber haben sich noch nicht geäußert, aber es könnte ähnlich knapp werden wie schon zuvor. Was macht Sie so sicher, dass Sie noch einmal den nötigen Rückhalt bei der Bevölkerung haben? Die Menschen kennen mich, sie wissen, wie ich arbeite und dass ich für sie da bin. Sie kennen meine Ecken und Kanten und sie können sich auf mich verlassen. Ich sehe die Probleme, die vor uns liegen als eine Herausforderung und nehme sie ernst. Ich habe bewiesen, dass mir die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger wichtig sind. Zudem habe ich gezeigt, dass ich eine Verwaltung führen kann und ich habe aus meinen Fehlern in der ersten Amtszeit gelernt. Die gesammelten Erfahrungen als Staatssekretär will ich zum Wohle der Stadt einbringen. Auch im Bereich der Digitalisierung, aber nicht nur da. Ich bin bereit für einen politischen Neuanfang und mich mit ganzer Kraft für Rüsselsheim einzubringen.

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In der jüngeren Vergangenheit haben Sie sich mit Äußerungen zu Belangen der Stadt zurückgehalten, inwieweit haben Sie trotzdem die Entwicklung von außen beobachtet? Was sind für Sie die dringendsten Themen, die angegangen werden müssten? Es gibt viele Themen, die für die Stadt wichtig sind. Zwei davon haben allerdings eine herausragende Bedeutung. Zum einen ist das die Gestaltung der frei werdenden Opelflächen. Hier entscheidet sich maßgeblich, wie sich Rüsselsheim für die nächste Generation aufstellt. Zum anderen sind das die Finanzen. Ein solider Haushalt ist kein Selbstzweck. Wird hier nicht professionell gearbeitet, kann man die Stadt nicht gestalten und auch nicht erhalten was uns lieb ist. Das großartige bürgerliche Engagement kann nicht, wie jüngst beim Weinfest, alles auffangen, was wir uns ohne einen seriösen Haushalt nicht mehr leisten können. Hier bedarf es einer mutigen, erfahrenen und entschlossenen Führung, damit diese Aufgabe gemeinsam von Politik sowie Bürgerinnen und Bürgern gestemmt werden kann. Ich bin bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. In meiner ersten Amtszeit als OB habe ich viel gelernt und würde heute manches anders machen.

Eine offizielle Nominierung steht noch aus. Ich nehme an, Sie werden aber intern schon über einen Fahrplan gesprochen haben. Wie sieht dieser aus und welche Rückmeldungen erfahren Sie jetzt schon aus der Rüsselsheimer CDU? Die Union in Deutschland hat in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, die Mitglieder rechtzeitig einzubinden. Die Rüsselsheimer CDU hat daher ein offenes und transparentes Verfahren zur Kandidatenfindung gewählt. Das mich nun so viele Mitglieder dem Vorstand vorgeschlagen haben, freut mich. Erfolg kann man nur gemeinsam durch Geschlossenheit erreichen. Letztendlich wird dann die Mitgliederversammlung darüber entscheiden, ob meine Ideen und Ziele für die Stadt überzeugend sind.