Ausstellung in den Opelvillen eröffnet

In der Ausstellung „Durchdringung“ werden 13 Fotografien und sieben Keramikgefäße präsentiert. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa

In der Schleuse der Rüsselsheimer Opelvillen ist Annika Grabolds Ausstellung „Durchdringung“ zu sehen. Gezeigt werden 13 Fotografien und sieben leicht deformierten Keramikgefäße.

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RÜSSELSHEIM. In der Schleuse der Opelvillen als Experimentierfeld für junge Talente wurde Annika Grabolds Ausstellung „Durchdringung“ eröffnet. Wie viele ihrer hier zuletzt präsentierten Kollegen studiert die 1995 in Langen geborene Künstlerin derzeit an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Als Studentin der Fotografieklasse von Professor Martin Liebscher nahm sie zuvor unter anderem an Gruppenausstellungen des Goethe-Instituts in Paris und der Deutsche Börse Photography Foundation in Frankfurt teil.

Derzeit im neunten Semester, konnte Grabold nach einem Auslandssemester in Tallinn an der Estorian Academy of Arts hier ihre erste Einzelausstellung veröffentlichen. In Offenbach konzipiert und in Tallinn aufgenommen, besteht „Durchdringung“ aus 13 Fotografien und sieben leicht deformierten Keramikgefäßen.

Mit ihren Fotografien durchmisst der Betrachter ein komplett in Weiß gehaltenes Modell. In Gänze kann man den Index auf einem kleineren Foto auf der gegenüberliegenden, ansonsten leeren Wand betrachten. Diese Aufnahme aus der Vogelperspektive zeigt einen gebäudeartigen Miniaturkomplex mit Fenstern und Türöffnungen, das um einen kreisrunden Vorhang angeordnet wurde.

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Wie der Titel unterstreicht, durchforstet Grabold mit ihrer Kamera dieses Modell aus verschiedenen Blickrichtungen. In der Installation findet man zudem weitere, teils gefüllte Schalen und Behälter, die oft durch Vorhänge oder Fenster verdeckt sind. Dabei arbeitet sie besonders mit Licht- und Schattensetzung, um räumliche Tiefenwirkung entstehen zu lassen.

Laut der Künstlerin fiel die Anordnung der gleichberechtigten Objekte zufällig aus. Das architektonische Modell soll als Metapher und Projektionsfläche für differente Zustände dienen. Wo Fotografien ansonsten einfach und zugänglich seien, möchte sie von einer erzählenden, klassischen Bilderwelt Abstand nehmen. Stärker sucht die Kamera ihren Weg durch das Modell auf analytischer Ebene. Alles werde zur Projektionsfläche. Bewusst legte Grabold zudem die ausgestellten Keramiken als unperfekt geformte Subjekte mit dem Potenzial an, Flüssigkeiten nicht halten zu können.

Lob für ein radikales Statement

Auch Simon Linkenheimer unterstreicht in seinem Text im ausliegenden Begleitheft die fragmentierte, subjektive Perspektive auf die weißen Flächen, mit der die fotografische Realität dekonstruiert werde. Kelly Sue Rossmann von den Opelvillen lobte bei ihrer kurzen Einführung Grabolds Hinterfragen eigener Gefühls- und Handlungsmuster als radikales Statement. Beide unterstrichen das Spiel mit Erinnerungsprozessen durch die Verweigerung konkreter Bildinhalte.