Sam Khayari spürt gerade mit diesem Kunstwerk von Mario Herguetas die größte Verbundenheit mit Rüsselsheim.
Von Markus Jäger
Sam Khayari steht hier an der Skulptur „Heimat“, die auf dem Mainvorland zu finden ist. Foto: Vollformat / Volker Dziemballa
( Foto: Vollformat / Volker Dziemballa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
RÜSSELSHEIM - Anfang Juni wurde er nun offiziell eingeweiht, der vier Kunstwerke umfassende „Kunstpfad“ auf dem Mainvorland. Vorausgegangen war eine vorwiegend in den sozialen Medien geführte Diskussion über Sinn oder Unsinn eines solchen Pfades, wobei insbesondere die Kosten den Kritikern übel aufstießen. Besonders an Mario Herguetas „Heimat“-Skulptur schieden sich dabei die Geister.
Sam Khayari spürt dagegen gerade mit diesem Kunstwerk die größte Verbundenheit unter allen Skulpturen im öffentlichen Raum im Stadtgebiet. Sein Großvater verließ in den sechziger Jahren seine Heimat Marokko und kam nach Rüsselsheim, wo er bei Opel arbeitete, wie auch später sein Sohn, Khayaris Vater. So wurde für den Rüsselsheimer Künstler Heimat zu einem „willkürlichen Phänomen“, wie er es selbst bezeichnet.
Mit der Skulptur Herguetas, den er übrigens auch für sein neuestes Projekt, die „Culture-Map“, interviewt und fotografiert hat, habe er sich relativ rasch identifzieren können: Sechs Buchstaben, die willkürlich ineinandergestapelt wurden und in ihrer Summe das Wort „Heimat“ ergeben. Das Spiel mit den Buchstaben sei bezeichnend für Hergueta, die Verwendung von Typografie für ihn ein wichtiges Gestaltungsmittel.
DURCH DIE STADT MIT SAM KHAYARI
Der in Königstädten lebende „Kreativnomade“ Sam Khayari hat mit seiner „Art-Map“ für Furore gesorgt. Das digitale Verzeichnis bietet unter artmap.kreativnoma.de eine Auflistung der meisten Kunst- und Kulturdenkmäler im Rüsselsheimer Stadtraum. Für eine kleine Serie hat die „Main-Spitze“ den Künstler durch die Stadt begleitet und um einige persönliche Kommentare zur Kunst im öffentlichen Raum gebeten.
Bisher erschienen: Die „Lichtstele“ an der Sophienpassage (12. Juli); „Der Lesende“ vor der Stadtbücherei (19. Juli); „Die Trauernden“ auf dem Königstädter Friedhof (27. Juli).
Heute: „Heimat“ auf dem Mainvorland. (maj)
Beim Herumgehen um das Kunstwerk ergeben sich dem Betrachter permanent neue Perspektiven, die ihn die Skulptur jedes Mal anders wahrnehmen lassen, erläutert Khayari. Als interessant bezeichnet er die Materialwahl, da Hergueta speziellen Kortenstahl für seine Skulptur auswählte, der normalerweise vor allem im Schiffsbau verwendet wird. Durch den Schutzrost, den das nicht weiter behandelte Material bildet, erweist es sich als äußerst witterungsbeständig und ist somit für eine Außeninstallation sehr geeignet.
Bezeichnend findet Khayari den Umstand, dass die Skultpur auf keinem gesonderten Podest steht, sondern auf dem Boden und damit aus diesem zu wachsen scheint. Ganz so, als ob sie mit der Erde verwurzelt sei. Auch er fühlt sich mit und in Rüsselsheim verwurzelt, weshalb er das Kunstwerk auch mit seinem persönlichen Heimatgefühl verbindet. „Ich kann mir keine andere Heimat vorstellen“, betont der 39-Jährige. Zwar spüre er auch eine Verbundenheit zu Marokko, dem Heimatland seiner Eltern. Aber auch dort sei er ein Außenseiter. Werde er hier in Deutschland immer wieder wegen seines Aussehens ausgegrenzt, so sei es in Marokko die Sprache, die ihn nicht bei den Einheimischen dazugehören lässt. Das liegt daran, dass er nämlich einen Berber-Dialekt mit „Rüsselsheimer Färbung“ spreche, erklärt Khayari.
Die Auseinandersetzung mit seiner Heimat habe ihn auch zu dem 140-seitigen Bildband „Roots of Liberty“ inspiriert. Ohne diesen Bildband hätte es auch die „Art-Map“ nicht gegeben, betont Sam Khayari. Aktuell sind 66 Kunstwerke im öffentlichen Raum in dieser Kunst-Landkarte verzeichnet, wie eben auch die „Heimat“-Skulptur“ auf dem Mainvorland, mit der sich Khayari so gut identifizieren kann.