Altwerk: Neue Besitzer wollen das Areal in Rüsselsheim für...

Ohne Schranken, ohne Barrieren, dafür aber mit jeder Menge Freizeitwert und Leben gefüllt: So soll sich das Opel-Altwerk künftig den Rüsselsheimern, aber auch vielen...

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RÜSSELSHEIM. Ohne Schranken, ohne Barrieren, dafür aber mit jeder Menge Freizeitwert und Leben gefüllt: So soll sich das Opel-Altwerk künftig den Rüsselsheimern, aber auch vielen Besuchern von außerhalb präsentieren. So zumindest die Vorstellung der neuen Mehrheitseigner. Die Dünkel-Unternehmensgruppe setzt bei der Umgestaltung des ehemaligen Fabrikgeländes auf einen bunten Nutzungsmix aus Wohnen, Erlebnis, Einkaufen und Aufenthaltsqualität. Und das alles innerhalb der bestehenden Bausubstanz. Damit zeigt Andreas Dünkel, der das Areal selbst als "Flächen-Eldorado" bezeichnet, nun einen Plan auf, wie ihn bislang kein Gestaltungskonzept für das Altwerk beinhaltete. Statt nur die Außenmauern als Kulissen stehen zu lassen, wie es die einst geplante Shopping-Mall vorsah, wollen die neuen Besitzer das "historische Kulturgut", wie Dünkel sagt, erhalten und öffnen.

Das bestätigt auch Frank Dörflinger, Geschäftsführer der Activ-Group, die als Tochter der "Dünkel-Holding" die Entwicklung des Altwerks federführend übernimmt. "Alte Substanzen sind für uns keine Last, sondern eine Herausforderung", sagte Dörflinger beim Neujahrsempfang des Gewerbevereins. Die neuen Eigentümer, die Ende Dezember große Teile des Altwerks von den bisherigen alleinigen Besitzern, der Firma HKS, erworben hatten, vermittelten am Sonntag im Stadttheater einen ersten Eindruck ihrer Vision. "Abriss ist für uns immer die letzte Möglichkeit", unterstrichen sie dabei den Plan, den Industriecharme bewahren zu wollen. Das Altwerk sei für das Unternehmen ein besonders reizvolles Projekt, unter anderem wegen der großen Fläche und der "optimalen Lage". Öffnen meint dabei nicht nur den Wegfall der Schranken am Hauptportal, die das Gelände bislang nur für diejenigen zugänglich macht, die dort beschäftigt sind. Sie sollen schon bald abgeschafft werden, damit sich jeder ein Bild vom Gelände machen könne. Auch eine zusätzliche Anbindung an die Innenstadt von nördlicher Seite aus ist geplant. "Wir sehen vor, den schon früher einmal genannten Plan eines Durchbruchs durch die Mauer entlang der Weisenauer Straße an der Kreuzung Ludwigstraße umsetzen", sagt Andreas Dünkel im Gespräch mit dieser Zeitung. "Wir rechnen zwar damit, dass viele Besucher auch mit der Bahn kommen werden, aber die zusätzliche Einfahrtsmöglichkeit ist wichtig."

Das Innenleben des Altwerks soll sich dabei nicht nur auf eine Disziplin beschränken: Neben Wohnen und Hotel sollen viele Restaurants einziehen, unter dem Stichwort "Handwerkskultur" sollen sich zudem Betriebe ansiedeln, die zum historischen Industriecharme passen - und zu den Oldtimern, die in Dünkels "Motorworld" in Böblingen bereits viel Raum einnehmen und auch im Altwerk das Bild prägen sollen. Traditionelle Handwerksbetriebe sollen das ergänzen. "Wir haben zum Beispiel einen Sattler, einen Barbier - eben das, was zum Ambiente passt", sagt Dünkel. Dabei soll auch die individuelle Geschichte des Altwerks eine Rolle spielen. Man plane etwa eine Ausstellung mit Opel-Fahrrädern und Nähmaschinen. "Wir wollen die Aufenthaltsdauer lang halten", sagt Dünkel. "In Rüsselsheim fehlt es derzeit an Kaufkraft, das soll sich durch die Belebung des Altwerks ändern." Dabei sei wichtig, nicht nur ein in sich geschlossenes Quartier zu schaffen, sondern es auch mit der Innenstadt zu verzahnen. "Wir stellen uns eine Art Fortsetzung der Innenstadt vor."

Auch Arbeiten soll weiterhin eine Rolle spielen. Die bisherigen Mieter im Altwerk - unter anderem dort angesiedelte Firmen - dürften bleiben. Allerdings könne es notwendig werden, den ein oder anderen Umzug innerhalb des Geländes anzustoßen. Wie genau die Flächen und Hallen aufgeteilt werden sollen, das sei noch nicht endgültig entschieden. Von Vorteil sei, dass man die unterschiedlichen Nutzungen bewusst auf die ebenso unterschiedlich beschaffenen Gebäude verteilen könne, so Dörflinger.

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Von Heike Bökenkötter