Allegron kauft Rüsselsheimer Y-Häuser - Kritik von Mietern
Die zu Allegron gehörende Immobiliengesellschaft „Diwo-Living" kauft die Y-Häuser in der Rüsselsheimer Eisenstraße. Es sollen rund 25.000 Quadratmeter Mietfläche entstehen. Von aktuellen Mietern gibt es allerdings Kritik.
Von Hans Dieter Erlenbach
Redakteur Echo/Main-Spitze
In die bisher leerstehenden Y-Häuser zieht bald wieder Leben ein. Auf insgesamt 25.000 Quadratmetern Mietfläche sollen unter anderem Einkaufsmöglichkeiten und Arztpraxen entstehen.
(Foto: Vollformat/Volker Dziemballa)
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RÜSSELSHEIM - Nach vielen Jahren Leerstand soll in die Y-Gebäude in der Eisenstraße neues Leben einziehen. Das in Bad Ems ansässige Unternehmen Allegron, das bereits ein ehemaliges Bürohaus in der Eisenstraße 58 umgebaut und dort aus Büroräumen Wohnungen gemacht hat, will jetzt auch zwei Y-Häuser umbauen. Die aus den 1970er Jahren stammenden Häuser in der Eisenstraße 52 und 56, in denen früher Hewlett-Packard (HP) residierte, sollen neben Büros auch Wohnungen, zum Teil betreut, Hotelzimmer, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen beinhalten.
Alles in allem geht die zu Allegron gehörende Immobiliengesellschaft „Diwo-Living“ von 25.000 Quadratmeter vermietbarer Fläche aus. Dafür sollen rund 25 Millionen Euro investiert werden. Das Unternehmen wolle die Bauanträge kurzfristig stellen und nach Erhalt der Baugenehmigung sofort loslegen, wird der Geschäftsführer von Allegron, Bernd Dillmann, in einer Pressemitteilung zitiert. Aktuell liefen noch Gespräche mit der Stadt Rüsselsheim wegen der genauen Aufteilung des Nutzungsmixes.
Mieter zogen in eine Baustelle ein
Unter dem Namen Diwo-Living hat die Firma, die in Internetportalen mit exklusivem Wohnen wirbt und die „vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten“ in Rüsselsheim und „Fachgeschäfte mit einem umfangreichen Sortiment“ preist, 130 Wohnungen in einem ehemaligen Bürohaus errichtet. Nach Angaben des Unternehmens sind alle vermietet. Allerdings ist Diwo-Living nicht unumstritten.
Diwo-Living in der Kritik
Beim Mieterverein Rüsselsheim und Umgebung ist Diwo-Living bestens bekannt, wie Mieterbund-Geschäftsführer Andreas Meyer auf Anfrage sagte. „Dort herrschen unterirdische Zustände“, beschreibt er die Situation in den Mietwohnungen in der Eisenstraße. Zahlreiche Mieter lassen sich inzwischen vom Mieterbund vertreten.
Die Mieter hätten in unfertige Wohnungen einziehen müssen, teilweise hätten Türen und Fenster gefehlt, die Heizungen hätten nicht funktioniert, Nebenkostenabrechnungen seien nicht nachvollziehbar, der Baulärm sei enorm. „Das ganze Haus war eine Baustelle, da konnte eigentlich niemand wohnen“, so Meyer. Diwo-Living habe meist nicht reagiert, vereinbarte Termine seien nicht eingehalten worden.
Erst am Freitag vergangener Woche sei wieder ein Mieter ausgezogen. Auf Anraten des Mieterbundes hätten die Mieter wegen der gravierenden Mängel ihre Mieten um bis zu 50 Prozent gekürzt. Diwo-Living habe darauf mit Mahnungen reagiert. „Das habe ich so noch nicht erlebt“, so das Fazit des Mieterbund-Geschäftsführers.
Wie diese Zeitung bereits im vergangenen Jahr berichtet hat, wurden in dem Haus in der Eisenstraße 58 Mieter inmitten einer Baustelle einquartiert. Entsprechend groß waren die Proteste. Die Klagen reichten von vermüllten Abfallbereichen über ständigen Baulärm bis hin zu Baumängeln, Billigstandards, nicht funktionierenden Heizungen und nächtlichen Saufgelagen. Einige Mieter haben inzwischen Anwälte eingeschaltet. Denn nachdem sie wegen der Mängel die Miete einbehalten hatten, wurde ihnen nach eigenen Angaben fristlos gekündigt.
Klagen gab es auch wegen mangelnder Beschwerdemöglichkeiten. Bis zum Abschluss von Mietverträgen seien die Mieter von den Vertretern von Diwo-Living umworben worden, danach, als es um Beschwerden gegangen sei, habe man niemanden mehr erreicht. Diese Kritik ist auch in einschlägigen Internetportalen zu lesen. Diwo-Living-Vertriebsleiterin Monique Hobbold hatte nach Beschwerden im vergangenen Jahr die Vorwürfe der Mieter zurückgewiesen. Alle hätten gewusst, dass sie in ein Objekt ziehen, in dem noch gebaut werde.
Nicht nur in Rüsselsheim, sondern auch in anderen Regionen, in denen Diwo-Living-Wohnungen vermietet, kommt es zu teils erheblichen Klagen. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtete 2017 von Schimmel in den Wohnungen und Giftstoffen im Bodenkleber. Telefonisch war das Unternehmen am Dienstag nicht zu erreichen. Die Anrufe wurden auf ein Faxgerät umgeleitet. Auf eine Mailanfrage gab es aus der Zentrale in Bad Ems ebenfalls keinerlei Reaktion.
Oberbürgermeister Udo Bausch (parteilos) hatte bereits zu Beginn des Jahres angekündigt, dass ein Investor für die Y-Gebäude gefunden worden sei und hatte dies als positiven Schritt bewertet. Eine Nachfrage der Redaktion, ob die Kritik an den Investoren sowie die Probleme im bereits umgebauten Haus und anderswo der Stadtverwaltung bekannt waren und ob sie die Entwicklung weiterhin begrüßt, wurde aus dem Rathaus nicht beantwortet.