Bei den Bauschheimer Störchen folgt eine Tragödie der nächsten. Nun haben Naturschützer am Nest Gummiringe gefunden, welche die Vögel fatalerweise mit Nahrung verwechseln könnten.
RÜSSELSHEIM. Seit einigen Jahren scheint sich der Storchenbestand in der Region zu erhöhen. Waren Störche in hiesigen Gefilden vor Jahrzehnten noch eine Seltenheit, so ist „Meister Adebar“ nun zum Glück häufiger zu beobachten. Weniger schön ist das, was derzeit in Bauschheim passiert.
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Seit acht Jahren brütet in unmittelbarer Nähe zur dortigen Kläranlage ein Storchenpaar und zog während dieser Zeit insgesamt 52 Junge groß. Und auch in diesem Jahr wartete das Storchenweibchen im Frühjahr auf die Ankunft ihres Partners, denn die Vögel gelten als monogam. Leider vergebens, denn der Storch tauchte nicht auf, wobei vermutet wird, dass er auf seinem Rückflug aus dem Winterquartier verunglückt ist. Erfreulicherweise fand sich jedoch ein neuer Partner – und das Paar bekam Nachwuchs. Doch statt „Happy End“ folgte die nächste Tragödie.
Tierarzt muss verletzten Storch erlösen
Denn Anfang Juni wurde das Weibchen von einer Spaziergängerin verletzt am Boden liegend vorgefunden, wobei das Tier, das offensichtlich bei einem Kampf mit einem Artgenossen verletzt worden war, von einem Tierarzt erlöst werden musste. Seitdem zieht der Storchenvater die drei Jungvögel alleine groß. „Ein schwieriges Unterfangen und man kann nur hoffen, dass das gelingt“, sagt Beatrice Menges, Pressesprecherin des Natur- und Vogelschutzvereins Bauschheim (NVB). Doch nicht nur das schwierige Unterfangen, seinen Nachwuchs alleine durchzubringen, wiegt schwer.
„Einen weiteren Schock bekam man beim Blick in das Storchennest“, erklärt Beatrice Menges und bezieht sich dabei auf den Termin zur Beringung der Vögel, der jährlich stattfindet und es Fachleuten gestattet, sich den Vögeln zu nähern. „Neben Kunststoffresten, darunter blaue und rote Kunststoffkordeln aus der Landwirtschaft, Überbleibsel von Plastiktüten und einem Handschuh, wurden unter dem Storchennest Wollreste mit unzähligen Gummiringen gefunden“, schildert Menges. Ein Beweis dafür, dass die Störche, die sich im Grunde genommen sehr vielseitig ernähren und neben Regenwürmern, Insekten, Larven, Frösche, Fische auch Mäuse und Kleinsäuger fressen, den Kunststoffmüll mit Beute verwechseln. „Natürlich kann ein roter Gummi leicht mit einem Regenwurm verwechselt werden“, erklärt Beatrice Menges, die bereits Gespräche mit den örtlichen Landwirten suchte. Auffällig ist allerdings, dass keiner der Landwirte rote Gummiringe nutzt, um Gemüse zusammenzubinden. „Wir werden ein Auge darauf haben, was passiert, und versuchen weiterhin herauszufinden, wo das Material herstammen könnte, vor allem auch in dieser Menge“, erklärt die Pressesprecherin des NVB dazu. Was die Aktiven des Vereins Bauschheim hoffen, ist zum einen, dass „Vater Storch“ es alleine schafft, seine drei Jungen durchzubringen. „Derzeit bei der großen Hitze ist es noch schwieriger, Nahrung für die Jungvögel zu finden“, so Menges. Ferner bitten die Natur- und Vogelschützer darum, dass auch Spaziergänger im Gebiet, oder überhaupt in der Natur, die Augen offenhalten, was die Gummiringe betrifft.
„Einfach bücken und aufheben, wenn man einen Gummiring sieht“, bittet Beatrice Menges, die erklärt: „Kunststoff- oder Gummireste einzusammeln in der freien Natur, tut nicht weh. Viele Vögel und Wildtiere verenden qualvoll am Müll und das wollen wir auf gar keinen Fall.“