Der Schadstoffgehalt in der hiesigen Luft soll nahezu in allen relevanten Kategorien in den vergangenen Jahren zurückgegangen sein. Im Vergleich mit anderen städtischen...
RAUNHEIM. Der Schadstoffgehalt in der hiesigen Luft soll nahezu in allen relevanten Kategorien in den vergangenen Jahren zurückgegangen sein. Im Vergleich mit anderen städtischen Messstationen im Rhein-Main-Gebiet soll sich Raunheim auf einem mittleren Niveau befinden. Zu diesem Ergebnis kommt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), dessen Leiter, Professor Dr. Stefan Jacobi, am Mittwoch bei einer Bürgerversammlung im Bürgersaal zum Thema „Luftschadstoffmessungen“ sprach.
Lediglich beim Thema Ultrafeinstaub konnten weder Jacobi noch der hinzugezogene Epidemologe des Münchner Helmholtz-Instituts, Dr. Josef Cyrys, verbindliche Aussagen treffen, da die vorliegenden Messergebnisse bisher noch keine Rückschlüsse zulassen sollen. „Eine simple Quellenzuweisung ist nicht möglich“, stellte Cyrys fest.
Partikel als Transportmittel zu betrachten
Mit dem Sprecher der Bürgerinitiative gegen Fluglärm, dem Chemiker Dr. Horst Bröhl-Kerner, bestand allerdings Einigkeit darin, dass die seit September 2015 in Raunheim ermittelten und seit einigen Tagen mit verfeinerten Methoden in der zwischenzeitlich ausgetauschten Messstation (wir berichteten) identifizierten Ultrafeinstaubpartikel (UFP) als Transportmittel zu betrachten sind, die über die Lunge weitere Schadstoffe in den menschlichen Körper transportieren.
Während sich das HLNUG bisher weigert, die zeitweilig erhöht zu messenden UFP mit den Anflügen über Raunheim in Verbindung zu bringen, sieht die Bürgerinitiative darin sehr wohl einen Zusammenhang. Wie Bröhl-Kerner vor rund 40 Teilnehmern, darunter auffällig wenige Stadtverordnete, erklärte, seien in den vergangenen 15 Jahren an verschiedenen ausländischen Flughäfen Studien durchgeführt worden, in denen die Flugzeuge als wesentliche Quelle für UFP identifiziert worden seien. Die ersten Messungen in Raunheim hätten gezeigt, dass die Luftbelastung durch die von der Wissenschaft als toxisch identifizierten Partikel „deutlich erhöht“ sei.
Die Bürgerinitiative fordert den Flughafenbetreiber Fraport, der sich mehrheitlich in öffentlicher Hand befindet, dazu auf, die Partikelkonzentration auf und rund um den Flughafen kontinuierlich zu überwachen. Gleichzeitig sei nicht nur eine weitere Aufrüstung der Messstation in Raunheim erforderlich, um auch die chemische Struktur der Ultrafeinstäube messen zu können, sondern ein Zusammenhang zwischen Konzentrationsänderungen und Überflügen herzustellen.
Thema beschäftigt weiterhin die Lokalpolitik
Der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Bürgermeister Thomas Jühe (SPD), forderte einerseits dazu auf, den Wissenschaftlern, die an dem Thema arbeiten, die nötige Zeit zu lassen, um zu fundierten Ergebnissen zu kommen, gleichzeitig begrüßte er die Anstrengungen von Bröhl-Kerner und erklärte, dessen Erkenntnisse mit in die Arbeit der Fluglärmkommission nehmen zu wollen. „Das muss ganz sauber abgearbeitet werden, dann ist es auch belastbar“, forderte der Vorsitzende der Fluglärmkommission zur Geduld auf.
Stadtverordnetenvorsteherin Heike Blaum (SPD), die zur Bürgerversammlung eingeladen hatte, machte deutlich, dass sich Politik und Stadtverwaltung weiterhin mit Thema „Luftreinhaltung“ zu beschäftigen haben werden.