An den weiterführenden Schulen im Kreis Groß-Gerau wird der Umgang mit Handys unterschiedlich geregelt. Das zeigt eine Umfrage dieser Zeitung unter den Schulleitungen.
Von Daniel Baczyk
Redaktion Südhessen
Ohne Handy geht wenig: Zeitweiliger Verzicht fällt vielen Jugendlichen schwer - sogar während der Schulzeit. Archivfoto: Schlitt
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KREIS GROSS-GERAU - Das Land Hessen strebt kein generelles Handyverbot an Schulen an. Die Schulen behalten die Freiheit, den Umgang mit Mobiltelefonen eigenständig zu regeln. Mit dieser Mitteilung reagierte das Kultusministerium auf die Entscheidung des französischen Parlaments, Handys an Schulen zu verbieten.
An den weiterführenden Schulen im Kreis Groß-Gerau wird der Umgang mit Handys unterschiedlich geregelt. Das ergab eine Umfrage dieser Zeitung unter den Schulleitungen. Das Spektrum reicht vom umfassenden Verbot bis zur weitgehenden Freigabe.
"An unserer Schule sind Handys und andere elektronische Geräte nicht erlaubt": Knapp und deutlich beantwortet Petra Boulannouar, Leiterin der Anne-Frank-Schule in Raunheim, die Frage nach den Regelungen für Mobiltelefone.
MACRONS FORDERUNG WIRD UMGESETZT
In Frankreich ist die Nutzung von Smartphones künftig grundsätzlich in allen Vor- und Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I (bis einschließlich neuntes Schuljahr) verboten. Das hat die Nationalversammlung in Paris Ende Juli beschlossen.
Das Verbot war eine Wahlkampfforderung von Präsident Emmanuel Macron gewesen. Schon bisher durften französische Schüler ihre Handys während des Unterrichts nicht benutzen; Schulen konnten in ihrer Hausordnung strengere Regeln festlegen. Künftig ist die Handynutzung grundsätzlich in der ganzen Schule tabu, die Hausordnung kann aber Ausnahmen gestatten. (dpa)
Ähnliche Klarheit herrscht an der Johannes-Gutenberg-Schule in Gernsheim. "Vor dem Betreten des Schulgeländes sind elektronische Geräte abzuschalten und nicht sichtbar in Jacke oder Schulranzen zu verstauen", heißt es dort. Für diese Regelung hätten sich alle Gremien der Schule ausgesprochen, erklärt Direktor Sven Holzhauer. Falls doch Handys zu sehen seien, würden sie eingezogen und müssten von den Eltern nach Terminabsprache abgeholt werden.
"Wir halten es wie die Franzosen", erklärt auch Philipp Stannarius, Leiter der Martin-Buber-Schule in Groß-Gerau. "Aus vielerlei Gründen der missbräuchlichen Verwendung und der Ablenkung durch Handys gestatten wir keine Mobiltelefone." Diese müssten ausgeschaltet in der Schultasche stecken. Eine Ausnahme gelte nur, wenn das Handy für Unterrichtszwecke eingesetzt werde. "Für Schüler in der Altersgruppe der Oberstufe ist die Sachlage gesondert zu betrachten", fügt der Leiter der Gesamtschule hinzu.
Unterschiedliche Regeln für Mittel- und Oberstufe gelten auch an der Groß-Gerauer Prälat-Diehl-SchuleDie jüngeren Schüler müssen das Handy in der Schultasche lassen; wer sich nicht daran hält, bekommt es abgenommen. Dann müssten die Eltern das Gerät abholen, erklärt Schulleiter Michael Montag. Oberstufenschüler dürfen dagegen außerhalb des Unterrichts ihre Smartphones benutzen. "Ein Totalverbot halte ich angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung nicht für sinnvoll", sagt Montag.
"An der Gustav-Heinemann-Schule gibt es kein Handyverbot", erklärt der Beauftragte des Rüsselsheimer Gymnasiums für Naturwissenschaften und Mathematik, Sebastian Wilhelm. "Das Smartphone gehört zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler und das Verbieten ist unserer Meinung nach nicht zeitgemäß." Die Geräte würden im Unterricht beispielsweise als Übersetzungshilfen benutzt. Dazu gehöre jedoch ein Medienbildungskonzept, betont Wilhelm. Er räumt ein, dass der Umgang mit Handys an dem Oberstufengymnasium "konzeptionell sicherlich leichter zu handhaben" sei als bei einer Schule ab Klasse fünf.
"Die Smartphone-Nutzung ist an unserer Schule immer wieder ein kontrovers diskutiertes Thema", erklärt Nadine Zimmermann, Sprecherin der Bertha-von-Suttner-Schule in Mörfelden-Walldorf. Zum Schuljahresbeginn tritt eine Neuregelung in Kraft, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulkonferenz: Schüler der Klassen 5 bis 10 dürfen ihr Handy nur in Sonderfällen benutzen; ältere Schüler können das Smartphone in Pausen einschalten, im Unterricht nur auf Anweisung der Lehrer.
"Smartphones gehören mittlerweile zum Alltag und sind allgegenwärtig", erklärt der Leiter der Mittelpunktschule Trebur, Jens Lang. Die Schule als Abbild der Gesellschaft könne sich dem nicht entziehen. Im Unterricht sollten die Handys allerdings in der Schultasche bleiben und nur nach Aufforderung durch die Lehrer zur Verwendung herausgeholt werden: "Schließlich sind die aktuellen Modelle sehr leistungsfähig - warum deren Potenzial nicht effizient nutzen?" Lang betont die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit mit den Eltern. Diese sollten klare Regeln formulieren und einen sinnvollen Umgang mit dem Medium vorleben.
Auch an der Martin-Niemöller-Schule in Goddelau soll das Handy während der Unterrichtszeit ausgeschaltet in der Tasche sein. Andernfalls werde es eingesammelt und erst nach Unterrichtsende wieder herausgegeben, erklärt Schulleiter Martin Buhl. Auch er betont die wichtige Rolle der Eltern. "Das Problem ist, dass mit dem Handy durch seine vielfältigen Funktionen auch viel Unsinn gemacht werden kann", weiß der Schulleiter. Dem versuche man durch ein Medienkonzept entgegenzuwirken.