„Die Gemeinde hat eine Chance vertan“, sagt die Initiative „Rhein-Main-Welle“. Wassersport und Naturschutz gehen zusammen, sind sie überzeugt, doch hier gibt es andere Hindernisse.
GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Um allen Missverständnissen vorzubeugen, sagt Jonas Künkel gleich zu Beginn, dass Umwelt- und Naturschutz auf alle Fälle Vorrang vor den Wünschen des Wassersports haben solle. Gemeinsam mit Jürgen Schaffner-Möller, beide von der Initiative „Rhein-Main-Welle“, findet ein Lokaltermin an der Kostheimer Schleuse statt. In der Initiative haben sich über 40 Verbände und Vereine verschiedener Wassersportarten zusammengeschlossen, um sich für den Erhalt und Aufbau von Wassersportstätten in der Region einzusetzen.
Ökologie und Wassersport passen zusammen
Alle Wassersport-Aktivisten dort sind davon überzeugt, dass die Anforderungen der Ökologie und die Interessen von Kajakfahrern, Ruderern oder Surfern in ein Boot zu holen sind. Jonas Künkel ist Gewässerwart-Referent beim Deutschen Kanuverband und von Haus aus gelernter Umweltpädagoge. Jürgen Schaffner-Möller aus Bischofsheim engagiert sich bei den Naturfreunden in Rüsselsheim im Vorstand und lebt durch seine Mitarbeit im Repaircafé die Ideen von nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen vor.
Wie naturnaher Wassersport ohne Beeinträchtigung von Tieren und Pflanzen ermöglicht werden könne, erläutern sie exemplarisch anhand der Gewässerbaumaßnahmen an der Schleuse. Dort wird gerade für rund 5 Millionen Euro eine Fischtreppe ertüchtigt, die es ermöglichen soll, dass Fische gefahrlos den Main flussaufwärts schwimmen können. Dafür wird neben einem betonierten Kanalsystem ein naturnaher Wasserlauf mit kontrollierter Strömungsgeschwindigkeit angelegt. Und dieser künstliche Wildwasserbach könnte dann zum Trainingsgelände der Wassersportler werden, ohne Fische in Mitleidenschaft zu ziehen. Parkplätze könnten weiter weg ausgewiesen werden, um Autoverkehr in den Mainswiesen zu unterbinden.
Zu spät, um Einfluss auf die Planung zu nehmen
Leider sei seine Initiative zu spät gestartet, um noch Einfluss auf die Planungen zu nehmen, bedauert Künkel in Bezug auf die Kostheimer Schleuse. Es konnte demnach nicht mehr verhindert werden, dass am Ende des Wasserlaufs eine Kanalisierung durch ein Rohr in den Main erfolgt, wodurch es für Bootsfahrer zu gefährlich würde und es keine Ausstiegsmöglichkeit gäbe. Hier sei eine Chance vertan worden, eine Wasserfläche auch für den Sport und für soziale Zwecke zu nutzen, bedauern die Sprecher der Initiative. Beispiele aus Frankreich können sie vorbringen, wo dies bei Wasserbaumaßnahmen berücksichtigt wurde und gut in die Natur integrierte Wassersportstätten entstanden seien. Der Main würde durch sein Gefälle und die zahlreichen Schleusen ideale Bedingungen liefern, hoffen die Wassersportler darauf, dass sich ein solches Wunschprojekt eventuell in Eddersheim, Mühlheim oder Offenbach realisieren lässt.
In der Region fehle so eine Wildwasseranlage gänzlich, sodass die Kanuten und Surfer oft weite Strecken zurücklegen müssten, um zu geeigneten Trainingsgelegenheiten zu kommen. Man könnte viele Autofahrten mit entsprechendem Schadstoffausstoß einsparen, werben sie für ihren gewünschten Wildwasserpark.
Erhalt der „Wasserwelle“ am Steindamm
Froh ist die Initiative, dass sie inzwischen auch Gehör in der Politik finde. Deswegen wird auch begrüßt, dass die Gemeindevertretung in Trebur sich einstimmig für den Erhalt der „Wasserwelle“ am Steindamm ausgesprochen habe, was ebenfalls ein Anliegen der Wassersportler ist. Ein zweiter vorhandener Einlass könnte ideal für die ungehinderte Fischwanderung umgebaut werden, lautet der Vorschlag, um Ökologie und Sport in Einklang zu bringen.