Thomas Bachmann Group bietet vertraute Standards und Eigenkompositionen
Von Gregor Ries
Die Thomas Bachmann Group beweist bei „Jazz im Kino“ ihre Vielseitigkeit. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel)
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GUSTAVSBURG - Eine weite Anreise musste der Geisenheimer Bandleader nicht in Kauf nehmen, als er mit seiner Thomas Bachmann Group beim monatlichen „Jazz im Kino“-Termin der Gustavsburger „Burg-Lichtspielen“ auftat. Neben der Zusammenarbeit mit einem halben Dutzend Bands und zahlreichen Solisten steht der viel beschäftigte Saxofonist regelmäßig mit eigenem Trio auf der Bühne.
Eine Hommage an Beatles und Beach Boys
Dabei setzte sich das knapp zweistündige Programm sowohl aus vertrauten Standards des Pop- und Jazz-Bereichs als auch aus Eigenkompositionen zusammen. Zu Gehör kamen auch Titel, die das Trio schon auf CD gepresst hatte. Dazu zählte die Beatles-Bearbeitung „Blackbird“ aus ihrem im Mainzer Klangraum-Studio aufgenommen Tribute-Album „Gestern .... kann heute schon morgen sein“. Mit seinem Sopransaxofon verlieh Bachmann dem Fab-Four-Hit einen jubilierenden Anstrich. Im Anschluss wurde eine zweite Supergroup geehrt: „God Only Knows“ aus dem Beach-Boys-Meilenstein „Pet Sounds“ wählte Bassist und Fan Ralf Cetto aus. Dabei stiegen Bachmanns Soloeinlagen nach getragen-melancholischem Start in immer neue Höhen auf, bevor sich abrupt Tonfall und Tempo veränderten.
Aus ihrer jüngsten CD „Seiltänzer“ von 2010 stammte Ralf Cettos Komposition „Baku bei Nacht“, die er an einem einsamen Tourneeabend in der Hauptstadt von Aserbaidschan komponierte. Zugleich dient der orientalisch angehauchte Titel als Beispiel für die Weltmusikeinflüsse der Band. Nach einem verhaltenen Start, bei dem Cetto den Kontrabass mit dem Bogen strich und Schlagzeuger Uli Schiffelholz nur die Schellen des Tamburins einsetzte, steigerte sich die Dynamik stetig. Dazu gingen Bachmanns helles Sopransaxofon und Cettos perlende Bassläufe einen permanenten Dialog ein.
ZUR PERSON
Mit Thomas Cremer vom „Frankfurt Jazz Trio“, die im Januar bei „Jazz im Kino“ zu erleben waren, steht der Mainzer Musikdozent und Saxofonist seit Jahren bei der „Frankfurt Jazz Big Band“ auf der Bühne. Seine Thomas Bachmann Group, die man ebenfalls innerhalb des Uli Schiffelholz Quintetts wieder finden kann, besteht seit rund 20 Jahren. Daneben begleitet Bachmann als Solist regionale Bands wie JazzIQ Beats, das Swing Size Orchestra oder das Bob Degen Quartett. (ries)
Zahlreiche neue Kompositionen, die das Trio erst im Herbst auf Tonträger festhalten will, fanden ihren Weg ins Programm. Erst zum zweiten Mal vorgetragen wurde etwa Bachmanns Titel „Swing Ding“, bei dem er jenseits aller Improvisationen immer wieder zum Hauptthema zurückkehrte. Dagegen wechselte bei seinem Titel „Spatz in der Hand“ stetig der Schlagzeugrhythmus im Stil eines anklopfenden Himmelsbewohners, während sich das Saxofonthema wiederholte.
Als einer von mehreren Ausflügen in die Gefilde des Latino-Jazz diente Ralf Cettos „Universal Language“, zu dem er zum sechssaitigen E-Bass griff. Nach einem entspannten Intro mit mediterraner Klangfarbe setzten Bachmann mit melancholischen Tenorsaxofon-Einsätzen und Cetto mit filigranem Fingerpicking Akzente. Der Sound wechselte zwischen eingängig-melodischen Tönen wie beim Louis Armstrong-Klassiker „Royal Garden Blues“ und Elementen aus Swing, Boogie oder Rock’n Roll sowie experimentellen Bebob-Ausflügen wie bei „Hier und Jetzt“. Bei der trefflichen Zugabe „Irischer Frühling“ kam Uli Schiffelholz’ Talent mit stampfenden Schlägen und mitreißenden Trommelwirbeln besonders zur Geltung.