Jazz im Kino: Andreas Hertel Trio begeistert in den Burglichtspielen
Von Helene Braun
Trio aus vier Personen: Bei „Jazz im Kino“ in den Gustavsburger Lichtspielen musiziert das Andreas Hertel Trio mit Pianist, Komponist und Bandleiter Andreas Hertel (links) „Lady Bass“ Lindy Huppertsberg, Schlagzeuger Jens Biehl und Tony Lakatos am Saxofon in den Burglichtspielen. Foto: hbzett /Harald Linnemann
( Foto: hbzett /Harald Linnemann )
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GUSTAVSBURG - (hele). Mit einer wahren Traumbesetzung startete nach der Sommerpause die Reihe „Jazz im Kino“ in den Burglichtspielen Gustavsburg. Pianist, Komponist und Bandleiter Andreas Hertel gab mit seinem Trio den vollen Einblick in die reiche Fülle seiner Inspirationen und Ideen, kombiniert mit einer musikalischen Ausnahmebegabung. Sein Trio ist nicht minder renommiert.
Mit „Lady Bass“ Lindy Huppertsberg und Schlagzeuger Jens Biehl hat Hertel, der Pianist, Komponist und Bandleiter, echte Stars an seiner Seite. Ihre gemeinsame CD „Keepin’ the Spirit“ wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert.
Unglaublich warme, volle und aussagekräftigen Töne
Den Saxofonisten Tony Lakatos vorzustellen, hieße Blue Notes nach New York zu tragen, meinte Mitorganisator Sebastian Laverny über den Solisten der HR-Jazz Band, seit vielen Jahren auch festes Mitglied der Barrelhouse Jazz Band. Alle haben schon mit Größen aus aller Welt zusammengearbeitet.
WEITERE TERMINE
28. Sepember: Barbara Dennerlein
26. Oktober: Simon Below Quartett
30. November: Talkin‘ Ella – Zum 100. Geburtstag von Ella Fitzgerald (Nico Hering Trio & Sängerin Maria Kaulbarsch)
1. Dezember: Klezmers Techter. (hele)
Sehr schnell starten die vier mitten hinein in das Stück „Blue Bop“, vorerst mit dem Saxofon im Vordergrund. Dann tritt Lakatos zurück, auch räumlich, und überlässt sie dem Bass den Solopart. Schon zu Beginn merkt der Zuhörer, welche unglaublich warmen, vollen und aussagekräftigen Töne Lindy Huppertsberg dem Instrument zu entlocken weiß. Nicht umsonst trägt sie den Titel „Lady Bass“. Hertels Kompositionen geben jedem Instrument Raum, sich zu entfalten. Und dennoch ist ein Solo nie nur ein Solo.
Von forschem Straight-Ahead-Swing über gefühlvolle Balladen bis zu groovigen und bluesigen Themen tut sich eine musikalische Vielfalt auf, die auch nicht eingefleischte Jazz-Fans begeistert. Am Ende bei den Zugaben – bei einer blieb es nicht – darf man in dem eigens für Lindy Huppertsberg komponierten Stück „Blues for Lindy“ in das neue Album „Keepin` the Spirit“ hineinhören.
Ehrlichkeit und Authentizität beim Komponieren, darauf legt Hertel größten Wert, gute Musik sei nicht an der Komplexität festzumachen, sondern müsse einen inneren Gehalt haben, hat er einmal gesagt. Kraft, geistige Tiefe und Niveau sind seine Markenzeichen. Und: „Jeder einzelne Ton sollte einen Sinn und eine Bedeutung haben.“ Mit diesem Wissen versteht man umso besser, was sich hier und heute gerade auf der Bühne abspielt. Sauber und klar sitzt jeder einzelne Ton.
Den Raum zur Improvisation lässt Hertel den Musikern dennoch. Es ist nichts gehuscht, nichts geschludert, dabei klingt sein Jazz so warm und lebendig. Beim melodiösen „A Day without a Date“ zeigt Schlagzeuger Biehl seine zarte Seite und arbeitet ganz vorsichtig mit den Besen. Romantisch kommt das Stück „At least you have a heart to give“ daher. Bei „Brasilian Beauty“ gehen die Musiker aus sich heraus, die Freude am Gemeinsamen hat sie erfasst und Lindy lächelt tiefsinnig in sich hinein. Fröhlich, locker, mal tiefsinnig, mal „gospelig“ (Hertel), mal funky, jeder der zehn Titel ist anders, langweilig wird es nie. „Gute Musik hat ein Geheimnis“, weiß Hertel über das, was auf keinem Notenblatt steht und doch direkt ins Herz trifft.