Kriminalhauptkommissar Peter Metzdorf (links) und Autor Peter Jackob unterhielten die Krimi-Fans. Foto: Ulrich von Mengden
( Foto: Ulrich von Mengden )
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
GUSTAVSBURG - „Zweimal im Jahr wird bei uns in der Villa Herrmann gemordet“, verkündete Buchhändlerin Monika Trapp mit ironischem Unterton. Am Donnerstag war es wieder so weit, dass ein Krimiautor in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Groß-Gerau in die Welt des Verbrechens entführte. Vorwiegend sind es Schriftsteller mit Lokalkolorit, die dann für ein volles Haus sorgen.
Polizeihauptkommissar als Begleitung
Nicht anders war das beim Mainzer Autor Peter Jackob, der großen Andrang auslöste. Als Begleiter brachte er Peter Metzdorf mit, einen echten Polizeihauptkommissar, der ihn fachlich berät und als Pressesprecher in Mainz und an der Polizeihochschule in Hahn erfahren im Umgang mit der Öffentlichkeit ist.
Jackob indes hat eine flotte Schreibe, weiß Spannung aufzubauen, Handlungsbögen trotz Perspektivwechseln und Zeitsprüngen aufrechtzuerhalten und betreibt präzise Figurenstudien. Außerdem versteht er sich darauf, skurrile Situationen und Begegnungen zu entwerfen. Sein neuestes Werk, „Verschossen“, hatte er im Gepäck. Das spielt in Mainz und einem gebürtigen Mainzer macht es dann Spaß, das Publikum aus der Region an Orte zu entführen, die sie selbst wie ihre Westentasche kennen.
ZUR PERSON
Peter Jackob, Jahrgang 1965, ist ein literarischer Spätstarter und hat sich nach Studium und Promotion in den Literaturwissenschaften erst als 40-Jähriger zu einem Erwerbsleben als Schriftsteller entschieden.
Peter Jackob, „Verschossen – Kommissar Schack Bekker ermittelt in Mainz“, Sozietätsverlag, 12,80 Euro. (uli)
„Der Mainzer ist stur und wirkt ablehnend, hat aber gleichzeitig eine tiefe Herzlichkeit“, charakterisierte Jackob die Wesensart der Bewohner in der Landeshauptstadt. Sein 227 Seiten starkes Bändchen hat Mainzer Originale gleich reihenweise parat. Kommissar Schack Bekker, der Titelheld, ist schon aus anderen Geschichten bekannt und folgt dem Muster der Ermittler, die man sich eben nur in Verbindung mit einer bestimmten Stadt vorstellen kann.
Die Geschichte führt ins Milieu der manipulierten Sportwetten und kreiselt, wie kann es anders sein, um den Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05. Bevor es zu den eigentlichen kriminellen Handlungen kommt, gibt es viele Privatgeschichten zu den handelnden Personen, die sich in einer Zwölfer-Tippgemeinschaft zusammentun, die einfach zum Piepen komisch sind. Das lag auch in der lebendigen Vortragsweise von Autor Jackob, der sein Personal plastisch werden lassen kann und mühelos in derbste Meenzer Mundart verfallen kann. Dass er sich bestens in der hohen Literatur auskennt, verrät er an verschiedenen Stellen – etwa durch eine Namensanleihe bei Figuren von Carl Zuckmayer, oder er lässt den russischen Archetypen Oblomow als Inbegriff des Oberfaulenzers auftauchen. Auch Fachbegriffe aus der Welt der Soziologie sind ihm nicht fremd. Ansonsten liefert er leichte Gebrauchsliteratur für den Nachttisch, die viel Anlass zum Schmunzeln gibt, eine spannende Geschichte zu erzählen weiß und sowohl bei der lokalen Verortung wie auch beim Thema hart an der Wirklichkeit arbeitet.
Dass es kriminologisch ebenfalls realistisch zugeht, dazu verhilft der echte Kommissar Peter Metzdorf, der an diesem Leseabend auch die Moderation übernahm und aufklärte, wo Fiktion und Realität des Polizeialltags auseinanderdriften.